Ernährungsexpertin erklärt„Nicht roh verzehren” – was der Warnhinweis auf Leinsamen wirklich bedeutet

Leinsamen sind gesund für die Verdauung, aber sie können auch gefährlich werden.
Verbrauchern fällt immer häufiger auf: Neben dem Symbolfoto eines Müslis findet sich auf der Verpackung von Leinsamen auch ein Warnhinweis. „Nicht roh verzehren“, oder ähnlich, heißt es da. Aber was genau macht die Samen so gefährlich? RTL-Ernährungsexpertin Nora Rieder erklärt es.
Warum können rohe Leinsamen gefährlich sein?
„Leinsamen enthalten sogenannte cyanogene Glykoside“, erklärt Nora Rieder. Daraus bildet unser Körper während der Verdauung Blausäure. In hoher Dosis kann die giftig sein. Daher warnt die Expertin: Ein Erwachsener sollte nicht mehr als 15 Gramm pro Tag zu sich nehmen. Das entspricht in etwa zwei Esslöffeln. „Da das Gesundheitsrisiko für Kinder nicht geklärt ist, sollten diese sicherheitshalber auf den Verzehr von rohen Leinsamen verzichten.“
Seit dem 1. Januar 2023 müssen Hersteller einen Warnhinweis auf die Verpackung drucken. „Nur zum Kochen und Backen verwenden. Nicht roh verzehren“, heißt es da. Auf vielen Packungen finden sich dennoch Bilder von Müslis – schwierig für Verbraucher, hier den Durchblick zu behalten.
Doch wie zeigt sich im Körper eine Vergiftung durch Blausäure?
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Das sind die Zeichen einer Blausäure-Vergiftung
„Blausäure ist deshalb so gefährlich, weil sie die innere Zellatmung blockiert“, sagt Nora Rieder. Geringe Mengen kann unser Körper selbst abbauen. Nehmen wir mehr zu uns, kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen. Das zeige sich durch:
Kopfschmerzen
Übelkeit
Schwindel
Krämpfe
Atemnot, bis hin zum Atemstillstand
Leinsamen sind nicht die einzigen Lebensmittel, die Blausäure enthalten. Auch in Bittermandeln, den Kernen von Steinobst und einigen exotischen Gemüsesorten ist Blausäure enthalten.
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Wie ihr Leinsamen richtig zubereitet
Allzu groß sollte die Angst vor Leinsamen aber nicht sein, denn es gibt einen einfachen Trick. „Blausäure ist sehr hitzeempfindlich. Wenn Leinsamen beim Kochen oder Backen erhitzt werden, verflüchtigt sich die Blausäure“, erklärt die Ernährungsexpertin.
Dafür reicht schon eine Temperatur von 25 Grad Celsius aus. Wer also nicht auf Leinsamen im Müsli verzichten will, sollte sie kurz in einer Pfanne rösten.
Und verzichten sollte man nach Möglichkeit nicht, denn Leinsamen haben viele Vorteile für unsere Gesundheit.
Warum Leinsamen dennoch gesund sind
Leinsamen liefern wichtige Omega-3-Fettsäuren und andere ungesättigte Fettsäuren. Hinzu kommen viele Ballaststoffe und hochwertiges, pflanzliches Eiweiß. Geschrotete Leinsamen sind übrigens die beste Wahl. Weil sie schon ausgebrochen sind, kann unser Körper alle enthaltenen Nährstoffe viel leichter verwerten.
Und dabei sind sie auch noch richtig günstig, denn Leinsamen müssen nicht um die halbe Welt geflogen werden, um in unseren Regalen zu stehen.
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