Was ist denn da los?
RTL-Umfrage zeigt: Jeder zweite AfD-Anhänger möchte lieber Ausländer sein

AfD-Anhänger wollen gar nicht in Deutschland leben!
Eine Umfrage zeigt: Nur die eine Hälfte Anhänger der Rechtsaußen-Partei lebt „gern in Deutschland“. Die andere „lieber in einem anderen Land“. Nationalstolz sieht anders aus.
Knapp die Hälfte dieser ausländerfeindlichen Partei lieber als Ausländer leben
Die Funktionäre der AfD preisen die deutsche Nation, deutsche Tugenden und alles, was deutsch ist, bei jeder Gelegenheit. Sie baden in dem, was sie für Nationalstolz und Patriotismus halten, derweil Ausländer fast durchweg als Belastung oder die Vorboten einer böswillig geplanten „Umvolkung“ der deutschen Heimat gelten. Linke oder Grüne sind für viele AfD-Politiker vaterlandslose Gesellen, die Deutschland angeblich verachten und verhöhnen.
Einziger Haken, den eine repräsentative Forsa-Umfrage für RTL/ntv jetzt zu Tage fördert: Ein sehr großer Teil der AfD-Anhänger, 46 Prozent, sieht das ganz anders. Diese 46 Prozent möchten lieber „in einem anderen Land“ als Deutschland leben. Nur 49 Prozent der AfD-Anhänger leben laut eigener Antwort „gern in Deutschland“. Der Rest der AfD-Anhänger, immerhin fünf Prozent, antwortet mit „Weiß nicht“ – was bei einer derart grundsätzlichen Frage überraschend viel erscheint. Noch überraschender ist: Knapp die Hälfte der Anhänger dieser ausländerfeindlichen Partei möchte also lieber als Ausländer leben. Das tut man als Deutscher außerhalb von Deutschland nämlich geradezu zwangsläufig.
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Die Gesamtbevölkerung fühlt sich Deutschland zugehörig
In der Gesamtbevölkerung steht es um das Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland wesentlich erfreulicher. Auf die Frage, ob man gern in Deutschland lebe, antworteten 78 Prozent aller Befragten: ja, sie lebten „gern in Deutschland“. 19 Prozent antworteten: Nein, sie würden „lieber in einem anderen Land leben“. Unter den über 60jährigen ist die pro-deutsche Mehrheit noch etwas größer, da sagen 83 Prozent ja zu Deutschland und nur 15 Prozent nein. Zwischen West- und Ostdeutschland liegt, wie gewohnt, ein kleiner Graben. In Ostdeutschland sagen 25 Prozent der Befragten, dass sie „lieber in einem anderen Land“ als Deutschland leben würden. In Westdeutschland sind es 18 Prozent.
Unter den Parteien zeichnen sich die Anhänger der SPD aus. 94 Prozent von ihnen leben gern in Deutschland. Auf den Plätzen folgen: Grüne (87 Prozent), CDU/CSU (83 Prozent), FDP (78 Prozent). Dann kommt eine lange Zeit nichts, dann die AfD (49 Prozent).
Wo wollen die AfD-Anhänger denn leben?
Müsste man also von der Deutschland-abgeneigten Hälfte der AfD-Anhänger als „vaterlandslose Gesellen“ sprechen? Oder ihnen zurufen, was zu Mauerzeiten quertreibenden, BRD-kritischen Jugendlichen gern zugerufen wurde: „Dann geh‘ doch rüber!“ Und wo wäre aus heutiger, gesamtdeutscher Sicht eigentlich „rüber“? In Ungarn, das völkische Reinkultur unter Viktor Orban zur Staatsräson erklärt und die Medien unter seine Kontrolle gebracht hat? Oder wie wäre es mit Polen, wo nationalkonservative Regierung und katholische Kirche für das sorgen, was man auch in AfD-Kreisen gern „Zucht und Ordnung“ nennt.
Man ahnt, dass mancher AfD-Politiker nun erklären wird, dass jene ihrer Anhänger, die gern in einem anderen Land leben wollen, in Wahrheit in einem anderen Deutschland leben wollen – das nach ihrem Geschmack gestaltet ist, also Nato und EU verlassen hat sowie dem Klimaschutz und dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk weitgehend den Gar ausgemacht hat. Diesen AfD-Politiker müsste man allerdings sagen, dass die demoskopische Frage ausdrücklich nicht nach einem „anderen Deutschland“ gestellt war, sondern (eigentlich idiotensicher) nach „Deutschland“ als der einen Möglichkeit oder einem „anderen Land“ als der zweiten Möglichkeit.
Kurzum: Am Abend der Bundestagswahl 2017 dröhnte der damalige starke Mann der AfD, Alexander Gauland: „Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen.“ Nun müsste die AfD-Spitze mit der einen Hälfte ihrer Anhängerschaft alsbald klären, welches Land damit gemeint ist. Deutschland ja wohl nicht.
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