Söhne von Heinz Hoenig sind ein und drei Jahre alt

Wie erkläre ich einem Kleinkind, wie schlimm es um Papa steht?

Annika Kärsten-Hoenig bangt um Ehemann Heinz Hoenig
Annika Kärsten-Hoenig bangt nicht nur um Ehemann Heinz Hoenig - sie muss auch den gemeinsamen Kindern erklären, wie schlimm es um den Papa steht.
RTL
von Larissa Königs

„Kommt Papa noch mal nach Hause?“ – „Das weiß niemand.“
Es sind Gespräche, die sich kein Elternteil ausmalen möchte. Wie erkläre ich einem Kind, das noch nicht versteht, was es heißt zu sterben, dass sein Vater vielleicht nie mehr mit ihm spielt? Wie kann man damit umgehen? Und wie ehrlich darf und sollte man in so einer Situation sein? Psychologe Michael Thiel erklärt es.

Heinz Hoenig erleidet Rückschlag

Heinz Hoenig liegt aktuell in einer Berliner Klinik auf der Intensivstation und kämpft weiter um sein Leben. Nach dem „gut gelungenen” Eingriff an der Speiseröhre steht die wichtige und lebensrettende Operation an der Aorta immer noch aus.

Er wolle kämpfen, habe er vor der ersten Operation zu seiner Frau gesagt. „(...) dann hat Heinz gesagt: ‘Ich lasse dich nicht im Stich! Ich lasse dich und die Kinder nicht im Stich.’“ Die beiden haben zwei gemeinsame Söhne. Ende 2020 bekamen sie Juliano, im Oktober 2022 folgte Sohn Jianni.

Wie erklärt man so jungen Kindern, dass sie vielleicht ihren Vater verlieren? RTL hat bei Psychologe Michael Thiel nachgefragt.

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Wann und wie sollte man es ansprechen, wenn ein Elternteil schwer erkrankt ist?

Wenn ein Elternteil schwer krank ist, sollte man laut Psychologe Michael Thiel zeitnah mit den Kindern sprechen. Denn: Selbst, wenn man nichts sagt, merken diese häufig, dass irgendetwas nicht stimmt.

„Kinder sind sehr empfänglich für Stimmungen. Wenn sie nicht wissen, warum Mama gerade so abwesend ist und nicht so viel mit ihnen redet oder viel weint, kann es sein, dass sie das sogar auf sich beziehen. Dann glauben sie vielleicht, dass sie etwas falsch gemacht haben“, erklärt Thiel.

Stattdessen solle man offen sprechen – ohne Angst zu machen. Kinder müssen nicht alles wissen. Gerade technische und medizinische Details oder vage Prognosen könne man weglassen. Stattdessen sollte man auf Fragen und Ängste eingehen.

Michael Thiel erklärt das am Beispiel von Heinz Hoenig so: „Ihr habt ja mitbekommen, dass es dem Papa gerade nicht gut geht, deswegen ist er im Krankenhaus. Er ist sehr krank. Wir hoffen, dass es ihm bald besser geht, aber wir wissen es nicht. Kommt doch mit zu ihm, dann könnt ihr ihm ein Bild mitbringen, das ihr gemalt habt, und noch einen Kuss geben und ihm sagen, wie lieb ihr ihn habt.“

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Wie kann man vermeiden, dass so etwas für Kinder traumatisch ist?

Auch, wenn es wichtig ist, mit Kindern zeitnah zu sprechen: Man sollte keinesfalls direkt unüberlegt in ein Gespräch gehen. „Es ist wichtig, dass man selbst emotional stabil ist und den Kindern in der Situation Halt geben kann. Es ist für Kinder ganz wichtig, egal was passiert: Die Welt muss sicher sein“, betont Thiel.

Doch wie kann so etwas aussehen? Thiel: „Man kann zum Beispiel sagen: Auch, wenn der Papa sterben sollte, bin ICH weiter für euch da. Es ändert sich zwar etwas, aber ihr braucht keine Angst haben, ich gehe nicht weg.“

Außerdem sollte man genau beobachten: Wie geht es den Kindern danach? „Es kann vorkommen, dass gerade kleine Kinder wieder nachts einnässen oder nicht mehr schlafen“, weiß Thiel. Hier sollte man viel Verständnis zeigen und auch öfter nachgeben. „Und immer sagen: Wir gehören zusammen, wir stehen das zusammen durch. Du kannst immer mit deinen Fragen und Gefühlen zu mir kommen.“

Im Video: Drama um Heinz Hoenig - müssen Ärzte immer helfen?

Wie kann man es ansprechen, dass Papa vielleicht sogar stirbt?

Jugendgewalt in Heide
Psychologe Michael Thiel
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Je nachdem, wie alt die Kinder sind, kann und sollte man auch das Thema Tod ansprechen. Dabei ist jedoch wichtig, dass erst ältere Kinder richtig erfassen können, was Sterben überhaupt bedeutet.

Kinder zwischen null und drei Jahre begreifen den Tod noch gar nicht als endgültig.“ Zwischen drei und sechs Jahren gebe es immerhin eine vage Vorstellung. „Viele Kinder haben hier das Bild von dunkel, kalt, ungemütlich. Aber auch sie begreifen noch nicht genau, was sterben heißt“, erklärt Thiel.

Dennoch sei es wichtig, ehrlich zu sein. „Man möchte nicht, dass die Kinder später sagen: Damals, als Papa gestorben ist, hast du mich angelogen und gesagt, es wird alles gut.“

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Wo können sich Angehörige Hilfe holen?

Auch mit diesen Tipps kann die Situation für den gesunden Elternteil sehr belastend sein. Schließlich hat man selbst Angst um den geliebten Menschen, muss gleichzeitig aber der sichere Hafen für die Kinder sein.

Was kann man tun, wenn man selbst merkt: Ich kann das gerade nicht, ich bin überfordert? „Hilfe holen – von Familienmitgliedern, von Freunden, von anderen Eltern. Sie bitten, mit den Kindern zu sprechen, wenn man es selbst gerade nicht kann, ohne in Tränen auszubrechen. Da sollte man keine Scheu haben“, betont Thiel.

Zudem könne man über den ärztlichen Notdienst einen psychologischen Krisentermin beantragen und sich im Internet in Foren mit anderen Betroffenen austauschen.