Drei bekannte Mythen auf dem Prüfstand
Sport in der Schwangerschaft: Drei Mythen im Check - was sagt die Frauenärztin?

Sport und Schwangerschaft gehören für viele nicht zusammen!
Das könnte daran liegen, dass sich Mythen wie „Sport in der Schwangerschaft ist gefährlich“ seit Jahren wacker halten. Doch nicht nur diese Annahme ist Quatsch, wie Gynäkologin Dr. Judith Bildau im RTL-Interview verrät.
Sport und Schwangerschaft GEHÖREN zusammen!

Dass Sport in der Schwangerschaft ein No-Go sein soll, kann Gynäkologin Dr. Judith Bildau nur dementieren. Das sei „absolut nicht richtig“, sagt sie. Vielmehr ist sogar das Gegenteil der Fall: „Regelmäßige körperliche Bewegung ist empfehlenswert, wirkt positiv auf die Stimmung der Schwangeren und senkt sogar das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen.“
Einzig, wenn es „medizinische Kontraindikationen, wie vorzeitige Wehen oder Ähnliches gibt“, gelte etwas anderes, so die Expertin.
Gleiches gilt übrigens für Joggen in der Schwangerschaft. Es hält sich die Annahme, das sei schädlich. Aber Dr. Bildau sagt: „Auch das stimmt nicht“ – ebenfalls nur ein Mythos. Bei einer unauffälligen Schwangerschaft könnten Walken und Joggen problemlos in den Alltag integriert werden.
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Bauchtraining während der Schwangerschaft geht nicht? Geht doch!
Woher der Gedanke kommt, dass Bauchmuskeltraining während der Schwangerschaft ein No-Go sein könnte, ist wahrscheinlich allen bewusst. Klar: Man trainiert immerhin genau die Gegend, in der das Ungeborene in Ruhe heranwachsen möchte. Doch das sei nicht pauschal ein Problem, weiß die Gynäkologin. Sie erklärt sogar: „Einige Übungen, die die Bauchmuskulatur stärken, wirken präventiv gegen Rückenschmerzen, unter denen viele Schwangere leiden.“
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Aber: Nicht alle Bauchmuskelübungen seien in der Schwangerschaft geeignet. Daher sollten Schwangere beim Bauchtraining einige Hinweise beachten.
So sollten „in den späteren Schwangerschaftswochen zum Beispiel Übungen in Rückenlage vermieden werden, da hierbei wichtige Gefäße abgedrückt werden“.
Außerdem erklärt Dr. Bildau, dass Übungen, die insbesondere die geraden Bauchmuskeln trainieren, nicht uneingeschränkt geeignet seien.
Und zu guter Letzt „sollte beim Bauchmuskeltraining in der Schwangerschaft darauf geachtet werden, dass der Druck im Bauchraum nicht zu hoch ist“. Denn das könne sich negativ auf die Länge und die Dichte des Gebärmutterhalses auswirken.
Darf man sich während der Schwangerschaft an neue Sportarten wagen?
Was der Körper nicht kennt, dem sollte man ihn auch während der Schwangerschaft nicht aussetzen. Auch diese Annahme gibt es. Hieße: Ist man schwanger, sollte man sich von neuen Sportarten lieber fernhalten. Doch: „Yoga, Pilates, Schwimmen – all das eignet sich ganz hervorragend. Egal, ob schon immer gemacht oder nun neu angefangen“, weiß die Expertin. Wovon ihr hingegen Abstand halten solltet: Sportarten, die ein hohes Verletzungsrisiko bergen.
Der Grund: Um den Körper auf die Geburt vorzubereiten, sorgen die Schwangerschaftshormone dafür, dass die Bänder und Sehnen weicher werden. In Kombination mit dem höheren Gewicht führt das zu einer Instabilität der Gelenke und zu einem erhöhten Verletzungsrisiko. Meiden solltet ihr daher beispielsweise Mountainbiken, Alpin Ski, Boxen und generell Kontaktsportarten. Außerdem High-Impact-Sportarten wie Squash oder Volleyball.
Vorbereitung auf die Rückbildung schon während der Schwangerschaft? Auf diese Sportarten solltet ihr setzen
Der Beckenboden muss nach Schwangerschaft und Geburt gestärkt werden. Wäre es nicht perfekt, wenn es Übungen geben würde, die man schon WÄHREND der Schwangerschaft machen kann – damit sich der Körper hinterher schneller wieder regeneriert?
Die gibt es! „Gerade Yoga und Pilates sind besonders geeignet in der Schwangerschaft, weil hierbei auch gezielt Übungen für den Beckenboden eingebaut werden können“, verrät die Expertin. Daneben seien Walken, Schwimmen, Aquagymnastik und andere sanfte Ausdauersportarten gut geeignet, weil dabei alle Muskelgruppen gestärkt und alle Gelenke bewegt werden.
Während der Schwangerschaft gilt also nichts anderes als auch sonst: Wer seinem Körper etwas Gutes tun möchte, der sollte nicht auf Sport verzichten – ganz im Gegenteil!