Grauenvolle Berichte über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche"Nach dem Porno im Kino bekamen wir Kinder ein Eis spendiert"

ARCHIV - 18.05.2008, Niedersachsen, Osnabrück: SYMBOLBILD - Im Gegenlicht und vor wolkenverhangenem Himmel ist die Kirchturmspitze des Doms mit Kreuz zu sehen. (zu dpa ««Spiegel»: Studie beweist massiven Missbrauch in katholischer Kirche» vom 12.09.2018) Foto: Friso Gentsch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kreuz im Gegenlicht - Neue Vorwürfe gegen die katholische Kirche! Im Magazin Spiegel packen Opfer aus – und lassen uns in Abgründe im Haus Gottes blicken.
fg_htf jai, dpa, Friso Gentsch

Als wären sie Puppen. Mehrere Männer sollen Jungen und Mädchen über die Stuhllehnen im Kinosaal geworfen haben – um sie dann brutal zu schlagen und zu vergewaltigen.
Neue Vorwürfe gegen die katholische Kirche! Im Magazin Spiegel packen Opfer aus – und lassen uns in Abgründe im Haus Gottes blicken.

Bericht über sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche in Berlin

Immer wieder kommen neue Missbrauchstaten innerhalb der katholischen Kirche ans Licht. Nun berichten zwei Betroffene von einem ganzen Missbrauchssystem, das Pfarrer und Ordensschwestern in den 1960er Jahren in West-Berlin unterhalten haben sollen.

Im Erzbistum Berlin soll es in den 1960er Jahren zu zahlreichen exzessiven sexuellen Übergriffen auf Kinder und Jugendliche gekommen sein. Mindestens sechs Priester stehen demnach unter Verdacht, Minderjährige an Grundschulen in West-Berlin misshandelt, gedemütigt und sexuell missbraucht zu haben. So berichtet es der Spiegel.

Ordensschwestern und Geistliche sollen ein Sex-Netzwerk unterhalten haben

Zusammen mit sechs Ordensschwestern sollen die Geistlichen ein Netzwerk unterhalten haben, das sich mutmaßlich Kinder zum Zweck des Missbrauchs zuführte. In dem Nachrichtenmagazin berichten erstmals zwei mutmaßlich Betroffene von ihren Erfahrungen an der Grundschule St. Ludwig.

Ein heute 69-Jähriger erinnert sich an organisierte Gruppentreffen mit mindestens sechs Kindern, die gemeinsam in ein Kino gebracht und dort vergewaltigt worden seien. Wie Puppen hätten mehrere Männer Jungen und Mädchen über die Stuhllehnen im Saal geworfen, sie brutal geschlagen und auf verschiedene Weisen vergewaltigt. „Nach dem Porno im Kino bekamen wir Kinder ein Eis spendiert. Im Café Kranzler am Kurfürstendamm war immer ein Tisch für uns reserviert.“ Allerdings hätten sie keinen Appetit gehabt, nur stumm dagesessen und vor Schmerzen geweint.

Provinzoberin hat Zweifel an den Aussagen der Opfer

Der mutmaßliche Haupttäter, der Gemeindepfarrer und Religionslehrer Benno F., sei berüchtigt für seinen Jähzorn und seine Unberechenbarkeit gewesen, so der Betroffene. Er sei bei den frühesten Übergriffen etwa sieben Jahre alt gewesen. Es sei auch zu sexuellen Übergriffen durch eine Ordensschwester gekommen, sagte er dem Spiegel. Die beteiligten Frauen gehörten laut Erzbistum den Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau und den Schwestern der heiligen Elisabeth an.

Die Provinzoberin der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau, Monika Schmid, betonte, man habe bis vor Kurzem „von einem solchen Netzwerk keine Ahnung“ gehabt, „erst recht nicht von einer Beteiligung unserer Gemeinschaft“. Von der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth hieß es, es sei „unvorstellbar“, dass eine Frau aus den eigenen Reihen sexuelle Handlungen an Kindern verübt haben soll und falle schwer, den Opfern Glauben zu schenken. „Aber gerade das ist das Perfide am Kindesmissbrauch, dass dieser außerhalb des geltenden Wertesystems in einem tabuisierten Bereich stattfindet, wo im Prinzip alles möglich ist“, zitiert das Magazin Mediatorin Sabine Zurmühl.

Erzbistum Berlin reagiert auf Missbrauchvorwürfe

Das Erzbistum Berlin hingegen betonte im Spiegel, es glaube dem Betroffenen. Seine Berichte seien plausibel und detailreich. Der zweite Betroffene erzählte ebenfalls von Dutzenden mutmaßlichen Übergriffen durch Benno F. Er will die Kirche möglicherweise zivilrechtlich verklagen.

Gegen den Beschuldigten wurde nie ermittelt

Gegen den inzwischen verstorbenen Beschuldigten Benno F. wurde nie ermittelt, es gab keine Strafverfahren. Beide mutmaßlichen Opfer wurden von der Kirche finanziell entschädigt, kämpfen aber weiter. Der 69-Jährige sieht auch den Staat in der Pflicht: Er fordert von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung wegen mutmaßlicher Verletzung ihrer Aufsichts- und Fürsorgepflicht Entschädigungszahlungen in Höhe von 500.000 Euro. Die Behörde gibt sich dem Spiegel zufolge bedeckt.

Dieser Text erschien in einer ähnlichen Version zuerst auf ntv.de

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