Viel Kritik für virales Video

Stau am Mount Everest! Schockierende Szenen vom berühmtesten Berg der Welt

von Gizem Schumann

Diese Szenen machen einfach fassungslos!
Die Touristensaison in Nepal ist gestartet. Hunderte Bergsteiger haben nur ein Ziel: Sie wollen den Mount Everest besteigen. Jetzt geht ein Video im Netz viral, auf dem zu sehen ist, wie zahllose Bergsteiger den berühmtesten Berg der Welt hintereinander hochklettern – es kommt dabei zu einem Mega-Stau.

414 Genehmigungen in diesem Jahr ausgestellt - jeweils für 11.000 US-Dollar

„Hoffe, dass sie alle zurückkommen“, so ein User auf Twitter über das Video. „Wie kann das Spaß machen? Wie kann das Respekt vor dem Berg bedeuten? Sie müssen die Genehmigungen stärker einschränken“, heißt es in einem weiteren Kommentar. Die Behörden haben in diesem Jahr 414 Genehmigungen ausgestellt – für jeweils 11.000 US-Dollar, umgerechnet etwa 10.100 Euro.

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„Der Stau, der in dem Video gezeigt wird, bildete sich in der Lhotse-Flanke auf rund 7.000 Metern, die eine durchschnittliche Neigung von 40 Grad hat“, so Berg-Experte Stefan Nestler im RTL-Interview, „Sollte dort Steinschlag abgehen oder eine Lawine, träfe es eine Vielzahl von Menschen.“ Bei solchen Staus verlängert sich die Aufstiegszeit und damit auch der Verbrauch an Sauerstoff. „Sollte der Flaschensauerstoff, was bei Billiganbietern häufig der Fall ist, knapp kalkuliert sein, besteht die Gefahr, dass er irgendwann ausgeht“, so Nestler über das bestehende Problem, das in den vergangenen Jahren in der Gipfelzone des Everest zu einigen vermeidbaren Todesfällen führte. Je höher die Bergsteiger kommen, desto riskanter ist es.

Mount Everest für breite Masse das Synonym schlechthin für Berge

Der Aufstieg insgesamt kostet einen Kletterer zwischen 37.000 und 92.000 Euro. Ein großes Geschäft, auf das die Regierung in Nepal ungern verzichtet. Vermutlich auch der Grund, warum das Interesse für noch mehr boomende Touristensaisons besteht. Der Mount Everest ist inzwischen mehr als 12.000-mal bestiegen worden. „Er ist daher objektiv betrachtet, längt kein exklusiver Berg mehr. Dennoch ist er eben der höchste und für die breite Masse das Synonym schlechthin für Berge“, sagt der Experte im Bergsteigen. „Wenn jemand sagen kann ‚Ich war auf dem Everest‘, erntet sie oder er meist Bewunderung. Nach den Umständen, unter denen der Gipfelerfolg zustande gekommen ist, fragt kaum jemand“, so Stefan Nestler, der auf seinem Blog „Abenteuer Berg“ über aktuelle Ereignisse berichtet.

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ARCHIV - 29.05.2019, Nepal, Mount Everest: In einer langen Schlange klettern Bergsteiger auf einem Pfad knapp unterhalb von Lager vier am Mount Everest. (zu dpa: «Nepalesischer Bergführer besteigt Mount Everest zum 30. Mal») Foto: Rizza Alee/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Angesichts dieser steigenden Touristenzahlen hat die nepalesische Regierung neue Regeln für Berg-Touristen erlassen.
dpa, Rizza Alee

Zu viele Hobby-Touristen tummeln sich am Mount Everest. Einem Großteil dieser Gipfelanwärterinnen und -anwärter fehlt es an Bergerfahrung und elementaren Fähigkeiten, meint der Berg-Experte. „Damit bringen sie nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch ihre nepalesischen Helfer sowie andere, die auf den Berg steigen.“ Die zunehmende Zahl der Everest-Besteigungen lässt den Eindruck erwecken, als wäre ein Gipfelerfolg für praktisch jeden möglich, die damit steigende Zahl der Toten spielt hier keine Rolle. Auch die Regierung beschäftigt sich nach wie vor nicht mit den vermeidbaren Todesfällen.

Höchstgelegene Müllhalde der Welt

Nach Angaben des Expeditionsarchivs „Himalayan Database“ haben mehr als 6.600 Menschen den Mount Everest bestiegen. Ihren Müll lassen viele Bergsteiger liegen – darunter kaputte Zelte, Essensverpackungen, leere Sauerstoffflaschen und auch Fäkalien. „Immer häufiger werden auch Hubschrauber zum Transport von Material und Menschen eingesetzt, was zu mehr Lärm und Abgasen führt. Es geht nur noch darum, die Menschenmassen am Berg zu managen“, kritisiert der Bergblogger im RTL-Interview. Weg vom Alpinismus hin zum Massentourismus. Auf jeden Kunden, der den Gipfel erreicht, kommen laut Nestler zwei nepalesische Helfer. „Flaschensauerstoff wird in immer größerer Menge und in immer niedrigeren Höhen eingesetzt.“

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Bergsteiger Mount Everest
Bergsteiger Mingma Tenzi zeigt Müll-Ausmaß auf dem Mount Everest
Tenzi_sherpa1999/ Instagram

Immerhin hat das Militär 2019 mit einer Aufräumaktion gestartet. Soldaten haben nach eigenen Aussagen mehr als zehn Tonnen Müll eingesammelt – darunter auch menschliche Exkremente. In der Klettersaison 2024 werden daher erstmals alle Bergsteiger verpflichtet sein, von der Regierung bereitgestellte Kotbeutel zu benutzen.