Worauf es bei der Ernährung der Kleinen wirklich ankommtLebensmittel für Kinder immer gesünder als normale? Von wegen!

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Mmmm, lecker! Aber auch gesund? Viele Kinderlebensmittel enthalten Zucker, Süßungsmittel und Zusatzstoffe.

Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. Deswegen greifen viele ganz bewusst zu Lebensmitteln, die explizit auf die Kleinen ausgerichtet sind.
Und das oft in der Annahme, dass die Kids so mit einer Extra-Portion Vitaminen und Mineralstoffen versorgt werden. Wir erklären, warum das nicht selten ein Trugschluss ist und worauf man bei der Ernährung von Kindern wirklich achten sollte.

Was sind Kinderlebensmittel?

Frühstückssnacks, Milchprodukte, Vitaminbonbons – in den Regalen von Supermärkten und Discountern stapeln sich Produkte, die gezielt für Kinder entwickelt wurden. In den letzten Jahren hat sich die Zahl entsprechender Produkte vervielfacht.

Laut Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) handelt es sich dann um ein Kinderlebensmittel, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien zutrifft:

  • Aufschrift „für Kinder" oder „für Kids"

  • auffällige Gestaltung der Verpackung, zum Beispiel mit Comicfiguren

  • spezielle Formung der Lebensmittel, zum Beispiel als Tier- oder Comicfigur

  • Beigaben wie Aufkleber, Sammelbilder oder Spielfiguren

  • speziell an Kinder gerichtete Werbung oder entsprechende Internetauftritte der Hersteller oder auch Werbung durch Influencer

Während Säuglingsnahrung und Produkte für Kleinkinder im Alter von ein bis drei Jahren der Diät-Verordnung unterliegen und besonders streng auf Inhaltsstoffe und mögliche Rückstände kontrolliert werden, gibt es für Kinderlebensmittel keinerlei Vorgaben.

Jetzt ist eure Meinung gefragt

Warum Kinderlebensmittel nicht gesünder sind als herkömmliche Lebensmittel - ganz im Gegenteil!

Viele Lebensmittel wie Flakes, Bonbons, Getränke oder Joghurts in Kinderoptik zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie reichlich Zucker, Fett und Zusatzstoffe enthalten und häufig auch noch teurer sind.

Das belegt auch ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg. Untersucht wurden insgesamt 13 Produkte, die Mom- oder Dadfluencer auf ihren Social-Media-Kanälen als Kinder- oder Familienlebensmittel bewarben. Viele der Produkte enthielten viel Zucker oder nicht empfehlenswerte Zuckerersatzstoffe, so das Fazit der Verbraucherzentrale.

Was viele nicht wissen: Für den Zuckergehalt in Kinderlebensmitteln gibt es keinerlei Vorgaben. Eltern, die das Problem umgehen wollen, indem sie Produkte mit kalorienarmen Süßstoffen oder Zuckeralternativen kaufen, tun den Kids aber ebenfalls keinen Gefallen. Denn die Kleinen gewöhnen sich schnell an die künstliche Süße und akzeptieren von Natur aus süße Lebensmittel wie Obst folglich noch weniger. „Wer schon als Kind viel Süßes isst oder trinkt, wird dies auch im späteren Leben tun“, warnt Britta Gerckens von der Verbraucherzentrale Hamburg.

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Warum Kinder weder Zuckerersatzstoffe noch Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen sollten

Zuckerersatzstoffe sind aber noch aus einem anderen Grund kritisch zu bewerten: Zuckeraustauschstoffe wie Maltit oder Sorbit können bei übermäßigem Verzehr abführend wirken. Aufgrund ihres geringeren Körpergewichts ist die Toleranzschwelle bei Kindern deutlich niedriger als bei Erwachsenen. So kann die abführende Wirkung schon nach dem Verzehr geringer Mengen eintreten.

Um über den teils hohen Zucker-, Fett- und Zusatzstoffgehalt hinwegzutäuschen, setzen viele Hersteller ihren Kinderlebensmitteln Vitamine und Mineralstoffe zu. Das war auch bei fünf Produkten im Marktcheck der Fall, zwei davon zählen sogar zu den Nahrungsergänzungsmitteln. Da sie in Form kleiner Dinos oder Hundepfötchen aus Fruchtgummi angeboten werden, könnten sie mit Süßigkeiten verwechselt werden. Dadurch kann es zu Überdosierungen kommen, wie die Verbraucherzentrale warnt. „Kinder sollten ohne ärztliche Empfehlung keine Nahrungsergänzungsmittel einnehmen“, so Gerckens. Sie seien „normalerweise ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt“.

Hinzu kommt, dass Nahrungsergänzungsmittel rein rechtlich zu den Lebensmitteln zählen und kein Zulassungsverfahren durchlaufen müssen. Heißt: Es bedarf keiner Prüfung der Sicherheit, Wirksamkeit oder Qualität, damit sie auf den Markt kommen dürfen.

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Warum Übergewicht im Kindesalter oft schwerwiegende Folgen hat

Aus den genannten Gründen ist laut Verbraucherzentrale keines der Spezialprodukte zu empfehlen. Vor allem der teils hohe Zucker- und Fettgehalt begünstige die Entstehung von Übergewicht bereits im Kindes- und Jugendalter. Schon heute sind rund 15 Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland übergewichtig. Das entspricht knapp zwei Millionen Kindern und Jugendlichen.

Wiegen die Kinder zu viel, erhöht sich auch das Risko für Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Gelenkbeschwerden und Asthma. Außerdem leiden viele übergewichtigen Kinder unter einem geringeren Selbstwertgefühl und werden häufiger Opfer von Mobbing als normalgewichtige Kinder.

Die Ernährung in den ersten 1.000 Tagen prägt das gesamte weitere Leben. Was früh richtig gelernt und verinnerlicht wird, muss später nicht mühsam um- oder neu gelernt werden – Chance und Herausforderung zugleich.

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Wie die optimale Kinderernährung aussehen sollte

Mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung mit vielen frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln bekommen Kinder alle Nährstoffe, die sie für eine gesunde Entwicklung benötigen. Dabei können sie ab ihrem ersten Geburtstag am normalen Familienessen teilnehmen und das essen, was auch die Eltern essen.

Das Ernährungsprogramm der optimierten Mischkost (optimiX) des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) empfiehlt Folgendes:

  • Verwendet reichlich – zu mindestens 75 Prozent - pflanzliche Lebensmittel: Gemüse, Obst, Getreide und Getreideprodukte wie Vollkornbrot sowie, Hülsenfrüchte und Kartoffeln.

  • Kinder sollten ausreichend trinken. Ein- bis Dreijährige sollten 600-800 Milliliter Wasser, Vier- bis Siebenjährige etwa 900 Milliliter bis einen Liter pro Tag trinken. Dabei sind kalorienfreie Getränke wie Wasser, Kräuter- oder Früchtetee am besten als Durstlöscher geeignet.

  • Tierische Produkte sollten Kinder nur in Maßen verzehren. Fleisch, Wurst, Fisch, Eier, aber auch fettarme Milch und Milchprodukte wie Käse, Quark und Joghurt sollten maximal 20 Prozent der täglichen Ernährung ausmachen.

  • Süßigkeiten, Eis und fettige Snacks wie Chips sollten so selten wie möglich verzehrt werden. Sie sollten maximal fünf Prozent der aufgenommenen Kalorienmenge ausmachen.

Ihr braucht euren Kindern den Verzehr von Kinderlebensmitteln nicht zu verbieten, aber ihr solltet sie als werten, was sie sind: Süßigkeiten.

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