Erst Halsschmerzen, jetzt Wachkoma

Ärzte übersehen Superinfektion: Finni (7) bekommt keine Luft mehr, dann hört sein Herz auf zu schlagen

Viktoria Zettel beschreibt ihren Sohn Finn als liebevoll, offen, freundlich und tapfer. Was ihr Kind momentan mitbekommt, lässt sich nur raten - seit Januar befindet sich der Siebenjährige im Wachkoma.
Viktoria Zettel beschreibt ihren Sohn Finn als liebevoll, offen, freundlich und tapfer. Was ihr Kind momentan mitbekommt, lässt sich nur erahnen - seit Januar liegt der Siebenjährige im Wachkoma.
privat / Viktoria Zettel
von Larissa Königs

Ärzte schickten ihn aus der Notaufnahme nach Hause, kurz darauf besteht Lebensgefahr!
„Sein Herz hörte in den Armen von Papa auf zu schlagen.“ So erinnert sich Finns Mutter Viktoria an den Moment, der alles veränderte. Der Kleine, der von allen nur Finni genannt wird, liegt seither im Wachkoma. Ob er jemals wieder aufwacht und wie es ihm dann geht? Unklar. Doch seine Familie hört nicht auf, für Finns Zukunft zu kämpfen.

Finns Leiden beginnt mit Halsschmerzen, Husten und Fieber

Es ist der Albtraum aller Eltern: Ein scheinbar harmloser Infekt wird innerhalb weniger Tage zur Lebensgefahr für Finn (7). Anfang Januar klagt der Junge zunächst über Halsschmerzen, wenig später kommen und Husten und Fieber dazu. Seine Mutter Viktoria Zettel bleibt zunächst ruhig. Finns ältere Geschwister (16 und 13 Jahre alt) waren schließlich auch häufiger krank.

Doch ihr Jüngster berappelt sich nicht. „Ich kam Samstagabend nach Hause und er sah richtig krank aus“, erinnert sie sich im Gespräch mit RTL. „Er war bleich und hatte komplett rote Augen, auch die Haut drumherum, wie bei einem Panda.“ Zudem klagt ihr Kind über Atembeschwerden.

Viktoria ruft zunächst den Bereitschaftsarzt an und fährt dann in die Notaufnahme. Sie hofft, dass ihrem Kind jetzt geholfen wird. Doch das Krankenhaus ist voll, „überall saßen kranke Kinder, haben gewürgt und geschnieft“, das Personal wirkt überlastet.

Lese-Tipp: 65 Millionen Überstunden pro Jahr - Ärzte kommen an Belastungsgrenze

Als Finn nach Stunden untersucht wird, gibt es eine Schmerztablette und die Diagnose Pseudo-Krupp. „Ich habe direkt gesagt, dass ich mir das nicht vorstellen kann. Alle meine Kinder hatten Pseudo-Krupp – und bei Finn war es komplett anders“, sagt Viktoria. Doch ihr Widerspruch hilft nicht, Mutter und Sohn werden entlassen.

„Sein Herz hörte auf zu schlagen, als er in den Armen seines Papas lag“

Viktoria (34) und Finni (hier vor seiner Erkrankung) hatten schon immer eine besondere Beziehung. Er war wie mein Schatten, sagt sie.
Viktoria (34) und Finni (hier vor seiner Erkrankung) hatten schon immer eine besondere Beziehung. „Er war wie mein Schatten", sagt sie.
privat / Viktoria Zettel

Am Sonntag arbeitet Viktoria zunächst in einer Konditorei und hofft, ihrem Sohn gehe es schon etwas besser. Doch das Gegenteil ist der Fall. „Es ging ihm noch schlechter, mein Mann und ich sind also wieder ins Krankenhaus gefahren“, so die 34-Jährige.

Finn wird untersucht, bekommt diesmal Antibiotikum verschrieben und soll abermals entlassen werden. Doch woran das Kind überhaupt leidet? Nach wie vor ist das allen unklar. „Wir haben wirklich darum gekämpft, dass ihm überhaupt Blut abgenommen wird. Denn wir wussten: Hier stimmt etwas ganz und gar nicht mit unserem Finni!“, betont Viktoria.

Dann eskaliert die Situation. Finn, der schon seit Tagen über Atemprobleme klagt, fängt an mit Armen und Beinen zu zucken, schnappt nach Luft, aber atmet scheinbar nicht ein. „Wir haben immer wieder gesagt: Du musst atmen, Finni! Aber er konnte nicht. Er wurde blau und hörte irgendwann auf, um sich zu schlagen. Er ist quasi vor unseren Augen erstickt. Ich habe um Hilfe geschrien. Aber sein Herz hörte auf zu schlagen, als er in den Armen seines Papas lag.

Finni hat starke Hirnschäden, wird sich nie komplett erholen

Die Ärzte kämpfen mehr als zehn Minuten um Finns Leben, können ihn schließlich wiederbeleben. Er kommt ins CT und schließlich steht fest: Der Siebenjährige hat eine Superinfektion. „Er hatte eine Lungenentzündung, eine Infektion mit Streptokokken und Staphylokokken und Grippe.“

Lese-Tipp: Drei Jugendliche sterben an Sekundärinfektion - wie groß ist die Gefahr nach einer Grippe?

Um das Fieber zu senken, wird Finn zunächst ins künstliche Koma versetzt und bekommt Kühlmanschetten. Ein erster MRT-Scan von seinem Gehirn stimmt Eltern und Ärzte zuversichtlich – doch dann kommt es zum nächsten Desaster. „Finni hatte einen epileptischen Anfall, der 36 Stunden nicht unterbrochen werden konnte“, erzählt seine Mutter RTL. Seitdem befindet sich ihr Sohn im Wachkoma.

Ein späteres MRT zeigt zudem das volle Ausmaß der Hirnschäden. Auch wenn die Ärzte keine konkreten Prognosen geben, steht schon jetzt fest: Finns Motorikzentrum ist stark betroffen. „Wir wissen: So wie früher wird Finni nie mehr werden“, sagt Viktoria Zettel.

Im Video: Niklas lebt mit einem halben Gehirn

Worunter Finns Mutter am meisten leidet

Aktuell befindet sich Finn in der Früh-Reha. Er kann zwar wieder selbständig atmen und schlucken, sich bemerkbar machen, wenn ihn etwas stört, und hat auch einen Tag-Nacht-Rhythmus. Doch ihn plagen schwere Spastiken. „Dann krampft er am ganzen Körper, wird hart wie ein Brett, es ist ganz grauenhaft.“

Am meisten leidet seine Mutter darunter, dass sie ihn nicht in den Arm nehmen kann. „Das ist ja das, was man bei einem kranken Kind am liebsten machen möchte. Es fest umarmen und sagen: Ich bin da, du brauchst keine Angst zu haben. Aber das geht aktuell einfach nicht.“

Doch sich dem Schicksal hingeben? Kommt für Familie Zettel nicht infrage. Vermutlich wird Finn noch ein halbes Jahr in der Reha bleiben, entlassen wird er erst, wenn auch zu Hause alles auf ihn eingestellt ist.

Lese-Tipp: Wann ist es ein Notfall? Hinweise für Eltern, die sich um ihre kranken Kinder sorgen

Neue Wohnung, neues Auto - Familie Zettel braucht Hilfe

Was genau Finn braucht? Ist noch nicht abschließend geklärt. Vermutlich jedoch wird eine barrierefreie Wohnung notwendig sein. Ein Problem für die fünfköpfige Familie, zu der auch zwei Hunde gehören. „Wir wohnen im Münchner Umland, hier sind bezahlbare Wohnungen eh schon schwer zu bekommen“, weiß Viktoria Zettel.

Erst vor einem Jahr war die Familie gezwungen, ihre alte Wohnung wegen einer Eigenbedarfskündigung zu verlassen. Nun steht voraussichtlich ein weiterer Umzug an. Auch ein größeres Auto, in das ein Rollstuhl passt, muss vermutlich her. Alles Dinge, die nicht nur Zeit und Nerven kosten – sondern auch viel Geld. Und das, obwohl Viktoria Zettel derzeit Gehaltseinbußen hat, da sie als Begleitperson für ihren jüngsten Sohn einspringt.

Deshalb bittet die Familie um Unterstützung. „Ich hatte immer drei kerngesunde Kinder – und jetzt ist alles anders. Wir fragen ungern um Geld, aber es ist gerade das Einzige, das den Start in unser neues, ungewisses Leben etwas abfedert“, gibt die 34-Jährige unter Tränen zu.

Wer helfen und spenden möchte, kann das via Paypal tun (franz-viktoria@web.de) oder per Überweisung an Viktoria Teresa Zettel, IBAN: DE 93 7002 0270 0042 489123, Verwendungszweck: Finni.

Ihr braucht Hilfe oder möchtet eure Geschichte erzählen? Dann schreibt uns!

Wenn auch ihr einen Fall für unsere RTL-Zuschauerpost haben, dann schreibt uns euer Anliegen per Mail an: post@rtl.de.