Wer als erstes weint, gewinnt!

Fragwürdige Tradition in Japan: Hier werden Babys mit Dämonen-Masken erschreckt

A baby cries while held up by amateur sumo wrestlers during 'Nakizumo' or a baby-crying sumo contest, where two wrestlers hold a baby each and a referee makes faces and loud noises to make them cry and determines the winner based on the loudest baby, at Sensoji temple in Tokyo, Japan, April 28, 2024. The ritual is believed to aid the healthy growth of the children and ward off evil spirits. REUTERS/Issei Kato
Das Crying Baby Sumo-Festival findet in ganz Japan an Schreinen und Tempeln statt.
IK, REUTERS, Issei Kato

„Wer kräftig schreit, ist auch gesund!“
Bei diesem Wettbewerb in Japan steigen Babys gegeneinander in den Ring. Die Regeln sind recht schnell erklärt: Die Kinder müssen jünger als ein Jahr sein und werden von ihren Eltern auf dem Arm gehalten. Dann kommt ein Priester mit einer Dämonen-Maske und erschreckt sie mit wilden Gesten und lautem Gebrüll – bis die ersten Tränchen kullern.

Tradition oder Tortur? Weinendes-Baby-Sumo-Festival in Japan

Ring assistants wear masks to scare babies held up by amateur sumo wrestlers during 'Nakizumo' or a baby-crying sumo contest, where two wrestlers hold a baby each and a referee makes faces and loud noises to make them cry and determines the winner based on the loudest baby, at Sensoji temple in Tokyo, Japan, April 28, 2024. The ritual is believed to aid the healthy growth of the children and ward off evil spirits. REUTERS/Issei Kato
Im Sensoji Tempel in Tokio werden die Babys mit solchen Masken erschreckt.
IK, REUTERS, Issei Kato

In Japan ist das Fest, das landesweit vor vielen Schaulustigen in Tempeln und Schreinen abgehalten wird, eine jahrhundertealte Tradition. Alleine im Sensoji Tempel in Tokio nehmen in diesem Jahr 100 Babys teil. Auch zahlreiche Touristen sind gekommen, um die Zeremonie zu filmen. Ein Sumo-Schiedsrichter in einer aufwendigen Uniform überwacht, dass es hier wirklich mit rechten Dingen zugeht. Hier in Tokio gewinnt das Baby, das als erstes schreit. In anderen Regionen ist das allerdings dann der Verlierer. Weinen beide Babys gleichzeitig, siegt das Kind, das am längsten und lautesten brüllt.

„Mein Kind hat bis kurz vor Beginn geweint“, sagt Mayu Yamamoto, eine der teilnehmenden Mütter. „Also dachte ich, wir könnten gewinnen. Aber in dem Moment, als der Sumo-Ringer mein Kind nahm, lächelte es“, so die 29-Jährige. Es sei trotzdem eine schöne Erinnerung gewesen, sagt sie der Nachrichtenagentur Reuters.

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Kinder bis zum Weinen erschreckt: „Kann eine schöne Erinnerung sein!"

Auch andere Eltern fühlen sich geehrt, wenn ihre Kinder bei dem Festival dabei sein können. Yumi Mizushima ist dafür gerne in den Tempel in Japans Hauptstadt gekommen. „Es ist ein traditionelles Ereignis und kann für Kinder eine schöne Erinnerung sein“, sagt die 34-Jährige zu Reuters. „Wenn die Tradition an die Generation meiner Tochter weitergegeben wird, wird es auch für sie eine gute Erinnerung sein“.

Nach der uralten japanischen Tradition glaubt man, dass die Prozedur den Babys schnelles Wachstum, Glück und Gesundheit beschert. Mit ihrem Weinen, so ist es überliefert, ziehen die Babys den Segen der Götter auf sich.

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Traditionelles Festival in Japan: Weinende Babys im Mittelpunkt

Die traditionelle Veranstaltung „Crying Sumo“, wie man sie heute kennt, wurde 1991 ins Leben gerufen. International gibt es immer wieder Kritik. Die Veranstalter versicherten in der Vergangenheit aber stets, dass es den Babys gut gehe. Immerhin seien sie in den Armen ihrer Eltern.

„In Japan glauben wir, dass Babys, die kräftig schreien, auch gesund aufwachsen“, sagte Shigemi Fuji im vergangenen Jahr gegenüber dem „Guardian“. Er ist Vorsitzender der Asakusa Tourism Federation, die die Veranstaltung organisierte. (sbl)

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