Familienvater bei der Arbeit regelrecht hingerichtet

Milchmann kam nie nach Hause: Cold Case nach 56 Jahren gelöst

56 Jahre lang galt der mutmaßliche Mord an Hiram Grayam als ungeklärt - bis jetzt.
56 Jahre lang galt der mutmaßliche Mord an Hiram Grayam als ungeklärt - bis jetzt.
CNN, CNN, CNN

„Ich hätte nie ausgesagt, wenn er noch am Leben wäre!“
Es ist der 11. April 1968, der das Leben einer fünfköpfigen Familie aus Vero Beach in Florida für immer verändert. Der damals 47-jährige Hiram Grayam liefert mit seinem Truck Milch aus. Doch von der Arbeit kehrt er nicht zurück. Seine Leiche wird einen Tag später in einem Waldstück gefunden. Mehr als fünf Jahrzehnte gibt es keine Spur. Der Tod eines bestimmten Menschen ist der Grund, warum das sich ändert.

Mutmaßlicher Mord an Milchmann Hiram Grayam jahrzehntelang ungeklärt

Hiram „Ross“ Grayam war ein hochdekorierter Veteran des Zweiten Weltkriegs. Er erlebte die Befreiung zweier Konzentrationslager. Nach dem Ende des Kriegs wurde er in Florida sesshaft, heiratete und bekam drei Kinder. So weit, so gewöhnlich – bis zu jedem Tag im April 1968. „Mein Vater hätte längst zuhause sein sollen. Dann tauchte so ein Ermittler auf“, erinnerte sich Grayams Sohn Larry, der damals 16 Jahre alt war. Die Familie hatte keine Ahnung, was ihm zugestoßen sein konnte, sagte er dem Sender CNN. Wie konnte er samt seinem Truck einfach verschwinden?

Die Polizei startete eine großangelegte Suche, an der auch ein Flugzeug beteiligt war. Schon am darauffolgenden Tag entdeckte die Crew den Milchwagen in einem dichten Waldstück in Vero Beach. Daneben die Leiche des Familienvaters. „Eine schreckliche Szene“, nannte Sheriff Eric Flowers laut CNN das Bild, das sich den Ermittlern vor Ort bot: Hiram Grayam wurde mit mehreren Schüssen regelrecht hingerichtet.

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Ein ominöser Leserbrief bringt erste Wende im „Milchmann-Mord"

Ein Zeuge sagte laut einer Pressemitteilung der örtlichen Polizei damals aus, Hiram Grayam hätte beim Milchausliefern mit zwei Männern geredet. Diese seien dann in seinen Lastwagen gestiegen. Die Behörden konnten die beiden allerdings nie ausfinden machen und keinen Zusammenhang zu der Tat herstellen. Der mutmaßliche „Milchmann-Mord“ landete bei den Akten.

Eine Wende gab es schließlich im Jahr 2006, als Medien die Familie des Opfers erneut interviewten. Nachdem der Bericht erschienen war, schrieb ein Leser namens Thomas J. Williams an die Lokalzeitung, er sei des Mordes beschuldigt worden, hätte aber nichts damit zu tun. Damit hatte er sich als Verdächtiger ins Spiel gebracht. Der Fall wurde neu aufgerollt.

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Cold Case vor der Aufklärung: Plötzlich gibt es doch Zeugen!

„Zu diesem Zeitpunkt war er für niemanden auf dem Radar“, sagte Larry Grayam laut CNN auf der Pressekonferenz. „Er hat sich gewissermaßen in das Verbrechen eingemischt und wurde zum Verdächtigen.“ Nachweisen konnten die Ermittler Thomas J. Williams aber nichts – noch nicht.

Das änderte sich erst nach dessen Tod 2016. Einige Jahre später meldete sich Williams‘ Ex-Frau bei der Polizei und behauptete, ihr Mann hätte ihr den Mord an dem Milchmann damals gestanden. Im Februar 2022 sagte plötzlich ein weiterer Zeuge, ein Freund seiner Schwester, ebenfalls, Williams hätte ihm gegenüber ein Geständnis abgelegt. Da sich die beiden nicht kannten und unabhängig voneinander aussagten, haben die Behörden CNN zufolge kaum einen Zweifel daran, dass Thomas J. Williams der Täter war.

Aus Angst hätten beide aber lange geschwiegen, sagte Sheriff Flowers. „Ich hätte nie etwas gesagt, solange er lebte. Er war eine Bedrohung für mich und meine Familie“, zitierte der Sheriff laut CNN einen der Zeugen. Die Frage, wer Williams mutmaßlicher Komplize war, ist allerdings weiterhin ungeklärt. Die Ermittler hoffen mit der Veröffentlichung des Falls jetzt, auch die letzte Unbekannte im „Milchmann-Mord“ klären zu können. (sbl)

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