So früh wie möglich, den Umgang mit Geld lernen
„Berufsunfähigkeitsversicherung - das ist doch Hartz IV" - Warum Ihre Kinder finanzielle Bildung brauchen

„Berufsunfähigkeitsversicherung – das ist doch Hartz IV!“
Das war für Finanz-Coachin Alin Gründer eine der schockierendsten Aussagen. Sie leitet in einer sächsischen Realschule eine AG zum Thema “Geld verstehen”. Warum Finanzbildung für unsere Kinder so wichtig ist und warum schon Gründers vierjähriger Sohn gelernt hat, dass es super schlau ist, langfristig Geld zu investieren!

Teenager wissen mehr über Aktien, ETFs und Krypto als ihre Eltern
Versicherungen, Haushaltsbuch oder Aktien – bei den Themen schalten schon viele Erwachsene gedanklich ab. Um so wichtiger, dass man schon früh einen Plan übers Geld hat, am besten noch vor dem ersten Ausbildungsgehalt, findet Alin Gründer. Deswegen hat sie die AG gegründet.
In ihrem Kurs bringt sie den Kindern alles rund ums finanzielle Leben bei, so haben die Schüler auch schon mal einen Budgetplan für ein Schulfest erstellt. Geschockt hat sie die Aussage eines Schülers beim Thema Versicherungen. Bei der Reaktion: “Berufsunfähigkeitsversicherung – das ist doch Hartz IV” – sei ihr klar geworden: In manchen Familien werde über das Thema Geld und Versicherungen gar nicht gesprochen.
Umgekehrt sei sie positiv überrascht, wie viel Wissen die 13- bis 15-Jährigen schon beim Thema Börse haben, „viel mehr als es unsere Generation in dem Alter hatte.“ Aktien, ETFs, Krypto – das ist für die Schüler vor allem durch Social Media kein Fremdwort mehr. ABER: Social Media-Versprechen a la “Mit Kryptos wirst du reich”, sieht sie kritisch. Ihren Schülern erkärt Alin Gründer: Mit Spielgeld, das man zur Not auch komplett verlieren kann, kann man da investieren. Langfristig braucht man einen anderen Plan.
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Finanz-Experte Tenhagen: "Geld-Wissen für unsere Schüler ist super wichtig"
Finanzexperte Herman-Josef Tenhagen begrüßt es, das Thema Geld in die Schulen zu bringen: “Das Thema Geld-Wissen für unsere Schüler ist super wichtig, das ist Teil ihres Alltags.” Auch er plädiert dafür alles zu lehren, was die Leute brauchen: Wie sieht ein Kaufvertrag aus, was mache ich, wenn ich ein Handy kaufe, wie funktioniert der Mietvertrag. (Das ganze Interview und viele Tipps und Ideen – im Video)
Auch die Politik ist gefragt: “Es gibt zwar jetzt eine Initiative des Bundesfinanzministeriums und des Bundes und der Bundesbildungsministerin. Das ist lobenswert, weil endlich der Bund mal sagt: Hier Butter bei die Fische. Aber ganz eigentlich ist das Aufgabe der Kultusverwaltungen der Länder. Die sind für Schule, für Lehrer zuständig”, so Tenhagen. Und Alin Gründer findet: “Herr Lindner ist bei dem Thema ja sehr aktiv, arbeitet viel mit Finanzfluencern zusammen. Ich glaube, dass da gerade sehr viel in Bewegung gerät und ich beobachte das mit Wohlwollen. Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass da was auf den Weg gebracht wird.“
Finanzminister Christian Lindner (FDP) dazu auf RTL-Anfrage: „Es braucht mehr Vermittlung von wirtschaftlichem und finanziellem Wissen regulär im Lehrplan. Dazu gehören aber auch Lehrkräfte, die entsprechende Kompetenzen haben. Deswegen müssen wir auch in der Lehrkräfteausbildung ansetzen, finanzielles Wissen zu verankern."
Was würde er denn ändern, wenn er selbst „Geld-Lehrer“ wäre? „Ich möchte Lehrkräften keine Ratschläge von der Seitenlinie geben. Aber wichtig wäre mir: Die Vermittlung finanziellen Wissens sollte nicht bevormundend, sondern befähigend sein. Es geht nicht darum, bestimmte finanzielle Entscheidungen vorzuzeichnen. Stattdessen sollte jede und jeder in die Lage versetzt werden, individuell in verschiedenen Lebensphasen selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen. Ich glaube, das kann man in der Schule ganz plastisch und lebensnah vermitteln: an Handyverträgen, beim ersten eigenen verdienten Geld und vielem mehr."
Wie schon Vierjährige lernen können: Langfristig Geld anlegen lohnt sich!

Finanzbildung fängt früh an. Deswegen weiß der vierjährige Sohn Fritz von Alin Gründer schon genau, dass sich langfristig investieren lohnt. Wie sie das hinbekommen hat? Eigentlich ziemlich leicht! “Mein Sohn hat vier Spardosen. Eine für kurzfristige Wünsche, eine für mittelfristige, eine für langfristige und eine für die gute Tat.” “Verdient” er selbst Geld, zum Beispiel in dem er Pfandflaschen zusammensammelt, darf er das Pfandgeld behalten und in die Kurzfrist-Dose stecken.
Bekommt er von der Oma oder anderen Geld geschenkt, darf er entscheiden: Für größere Spielzeug-Wünsche kommt das Geld in die Mittelfrist-Spardose, entscheidet er sich für Langfristig, legt die Mama Geld oben drauf. In der echten Welt nennt man das dann Zinsen oder Dividenden. Und damit das Ersparte dann auch wirklich langfristig wächst, legt Mutter Alin das Geld in einen Aktienfond an. Und mit der „Guten Tat“-Dose kann er Geld für gute Zwecke spenden. Das Geld gibt Fritz im Moment am liebsten für Tierfutter im Streichelzoo aus.
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