„Ich habe darauf gewartet, dass jemand ruft: versteckte Kamera!"Urlaub im Flieger? Ilonka Englerts (67) Flug nach Gran Canaria dauert ganze zwei Tage

Flugroute und Urlauberin
Ilonka Englert (67) möchte am 25. September 2022 nach Gran Canaria reisen - erst zwei Tage später erreicht sie ihr Ziel.
RTL, RTL, RTL
von Ralf Benkö und Svenja Hoffmann

Aus vier Stunden und vierzig Minuten werden 48 Stunden: Diese Route dürfte gute Chancen auf den Titel ‘längster Flug nach Gran Canaria’ haben! Denn: Ilonka Englert (67) brauchte ganze zwei Tage, um ihr Urlaubsziel von Frankfurt aus zu erreichen. Wie konnte das passieren?

Am Flughafen Frankfurt fängt alles ganz harmlos an

Als Ilonka Englert (67) am 25. September 2022 in Frankfurt in den Flieger steigt, ahnt sie noch nicht, welche Wendung ihre Reise in wenigen Stunden nehmen wird. Der Eurowings Discover-Flug mit der Nummer 4Y 0302 nimmt Kurs auf den Flughafen von Gran Canaria. Doch diesen wird er erst zwei Tage später erreichen.

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Der Grund: Wegen stürmischen Wetters ist eine Landung auf der Kanareninsel zunächst nicht möglich. Stattdessen soll es nach Teneriffa gehen, erinnert sich Ilonka Englert im Gespräch mit RTL. Dort würde man ein Hotel organisieren. Am nächsten Tag ginge es dann zum ursprünglichen Ziel, hieß es.

Was nach einer akzeptablen Lösung klingt, ist jedoch der Beginn einer zweitägigen Odyssee!

Erst Teneriffa, dann Frankfurt und zum Schluss Mallorca: Wo ist die versteckte Kamera?

Denn: Auf Teneriffa angekommen, habe man festgestellt, dass keine Unterkünfte für die Insassen des Fluges 4Y 0302 frei sind – eine Übernachtung auf der Nachbarinsel also nicht möglich. Der neue Plan: Stattdessen soll es zurück nach Frankfurt gehen. „Zu diesem Zeitpunkt habe ich eigentlich darauf gewartet, dass gleich jemand ruft: versteckte Kamera“, erinnert sich die Urlauberin. Was sie noch nicht weiß: Den kuriosesten Teil ihrer Reise hat Ilonka zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erlebt!

Denn: Auch dieser Plan wird nicht aufgehen, wie sich einige Stunden später herausstellen wird. „Wie kurz wir vor Frankfurt waren? Keine Ahnung, wurde uns nicht mitgeteilt.“ Was den Urlaubern jedoch mitgeteilt wurde: In Frankfurt bekomme der Flieger keine Landeerlaubnis. Die Alternative klingt nach einem schlechten Scherz: Man fliege zurück Richtung Spanien – nach Mallorca!

Endlich dürfen die Urlauber aussteigen. Doch die Odyssee soll am nächsten Tag in die nächste Runde gehen.

Neuer Tag, neues Glück? Wohl eher nicht!

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Auch am nächsten Tag ist eine Landung nicht möglich: Drei Versuche scheitern, dann geht es nach Fuerteventura.
Flightradar24.com, Flightradar24.com, Flightradar24.com

Frohen Mutes geht es am nächsten Tag zum Flughafen: Endlich geht’s auf die richtige Insel! Niemand ahnt, dass dieser Plan auch heute nicht aufgehen wird. Am Flughafen von Gran Canaria versuche man dreimal, zur Landung anzusetzen. Doch kurz vor der Landung dann der Schock: Der Flieger zieht wieder hoch – das Flugzeug ist durchgestartet, ein Go-around, wie es im Fachjargon heißt. „Ich dachte, mein letztes Stündlein hat geschlagen.“

Erneut geht es für die Passagiere auf eine Insel, auf die sie gar nicht wollen: Wie Ilonka erzählt, ist das Ziel dieses Tages die Insel Fuerteventura!

Aller guten Dinge sind drei

Am nächsten Mittag ereilt die Urlauber dann diese Nachricht: „Zwei Busse kommen und wir werden an die Fähre gefahren, da kein Flieger da ist. Unser Flieger ist am Vortag zurück nach Frankfurt geflogen.“

Auch wenn die Anreise ursprünglich keine Fähre beinhalten sollte, ist Ilonka Englert einfach nur froh, dass sie nach dieser Odyssee Gran Canaria überhaupt erreicht: „Erschöpft und zwei Tage zu spät bin ich um 21 Uhr angekommen.“

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Entschädigung? Fehlanzeige!

Wer jetzt denkt, mit Ankunft auf Gran Canaria sei das Drama am Ende, der hat weit gefehlt. Denn: Weitere zehn Monate schlägt sich Ilonka mit dieser Reise herum – genauer gesagt mit der Airline. Für die um zwei Tage verspätete Landung auf Gran Canaria steht ihr laut Fluggastrechteverordnung eine Entschädigung von 400 Euro zu. Doch Eurowings möchte diese Summe zunächst nicht zahlen.

Als Grund gibt das Unternehmen an: „Nach Ihrer Anfrage haben wir Ihre Buchung in unserem System überprüft und festgestellt, dass wir Ihnen die Entschädigung gemäß unserer Richtlinie nicht zusenden können.“

Es folgt ein monatelanges Hin und Her von Mails zwischen der Urlauberin und der Fluggesellschaft – der Kampf scheint schier endlos. Verzweifelt wendet sich Ilonka Englert an uns. Und tatsächlich: Rund zehn Monate nach der Odyssee sagt man ihr nun die Zahlung der Entschädigung zu. Es habe sich um einen Bearbeitungsfehler im System gehandelt, wodurch die Forderung der Kundin mit einer falschen Begründung abgelehnt wurde, schreibt Eurowings Discover auf RTL-Nachfrage.

Sonderfall Pauschalreise: Auch vom Veranstalter gibt's Geld!

Nun bleibt für Ilonka Englert nur noch eines zu tun: Auch bei Ihrem Reiseveranstalter eine Reisepreisminderung anzufragen. Denn was viele nicht wissen: Bei mehr als vier Stunden Verspätung ist außerdem eine anteilige Minderung des Reisepreises möglich, weiß Reiserechtler Paul Degott.

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