Katzen und Hunde immer teurer: Expertin gibt Spar-Tipps für Tierbesitzer
Teures Futter und noch teurere Tierarztbesuche – Tierhalter geraten bei den Haltungskosten ihrer Tiere immer häufiger ans Limit. Vor allem der Tierarzt nagt am Geldbeutel von Hunde- und Katzenfreunden. Wir sind mit Hund Louis zu drei verschiedenen Tierärzten gegangen und haben Test gemacht: Welche Behandlung ist gründlich und trotzdem bezahlbar?
Diese kleinen niedlichen Welpen sind gerade mal 8 Wochen alt. Neugierig entdecken sie die Welt und erkunden alles um sich herum. Schon bald dürfen sie zu ihren neuen Besitzern.
Anne: Wie viel Geld man für einen Hund oder eine Katze aktuell benötigt, das rechnen wir aus. Denn es gibt immer mehr Menschen, die sich ihr Haustier nicht mehr leisten können und ihren Liebling deshalb sogar ins Tierheim geben müssen.
Auch Physiotherapeutin Selina verzichtet auf viel, damit sie sich ihren Hund Duke überhaupt leisten kann.
Selina: Was ein Tierarztbesuch aktuell kostet und wie stark die Preise dabei je nach Praxis variieren. Das testen wir mit versteckter Kamera.
Tierarzt: Na bist du gesund?
Und Tierärztin Dr. Katrin Wontorra verrät mit welchen Tipps und Tricks man sich sein Haustier endlich wieder leisten kann.
Deutschlands Tierheime sind voll, so voll wie noch nie, das bestätigt auch Elke Sans.
Seit 21 Jahren arbeitet sie im Tierheim Köln-Zollstock und sie sagt: aktuell ist die Situation extrem dramatisch.
Der Grund für die vielen Abgaben: die gestiegenen Haltungskosten. Allein das Futter kostet aktuell etwa 10% mehr als noch vor 2 Jahren. Hinzu kommen die angehobenen Gebührensätze beim Tierarzt. Vergleicht man die Kosten dafür, mit denen vor der Erhöhung vor eineinhalb Jahren, wird deutlich wie stark die Preise gestiegen sind. Für eine Impfung zahlt man aktuell durchschnittlich 11,50 Euro. Also mehr als das Doppelte. Ähnlich sieht es auch bei den einfachen Untersuchungen aus, sowohl bei der Katze wie auch beim Hund. Warum die Gebühren überhaupt erhöht wurden, das klären wir noch.
Fast die Hälfte aller Deutschen besitz mindestens ein Haustier, für die meisten Menschen sind es Familienmitglieder- dementsprechend schwer ist es, wenn das hier der letzte Ausweg ist.
Wir möchte wissen, wie groß die Not bei den Menschen wirklich ist und starten online einen Aufruf. Wir bitten Menschen darum, sich bei mir uns melden, wenn auch sie sich ihr Haustier auch nicht mehr leisten können. Das uns daraufhin allerdings so eine Nachrichtenflut erreichen, damit haben wir nicht gerechnet.
Und das betrifft sowohl bedürftige wie auch Menschen die Vollzeit arbeiten. So wie Selina Regetts die wir im Kreis Recklinghausen besuchen. Seit knapp 10 Jahren ist Australien Shepherd Duke an ihrer Seite. Ein Leben ohne ihn könnte sie sich nicht vorstellen.
Duke begleitet die Physiotherapeutin täglich zur Arbeit in die Praxis.
Die 29-jährige ist Vollzeit angestellt und hat zusätzlich noch einen Zweitjob. Denn so ein Hund ist teuer und deshalb lebt Selina auch auf 35 Quadratmetern- nur so kann sich Duke leisten.
Ein Unfall von Duke vor 7 Jahren hätte Selina finanziell sogar beinahe ruiniert.
Kosten, die die Physiotherapeutin nur mit Hilfe ihrer Eltern und Spenden stemmen kann. Doch auch danach bleibt der Hund kostspielig. 1700 Euro netto verdient Selina im Monat. Was sie davon aktuell für sich und Duke ausgibt, rechnet sie uns einmal ganz genau auf.
Hinzu kommen Versicherungen, Lebensmittel und andere Ausgaben. Für Duke gibt Selina monatlich zwischen 150 und 300 Euro aus. Je nachdem, was ansteht.
Generell sollte man für einen mittelgroßen Hund mit 200 Euro monatlich rechnen. Je größer desto teurer wird es. Bis zu seinem Lebensende kann der Vierbeiner einen so mindestens 36.000 Euro kosten.
Und trotzdem gibt es ein paar Tricks mit den Tierbesitzern wie Selina sparen können ohne, dass es ihrem Liebling an etwas fehlt, das meint Tierärztin Dr. Katrin Wontorra.
Sie gibt Selina Tipps, wie sie beim nächsten Tierarztbesuch richtig Geld sparen kann und was sie sonst noch unbedingt beachten sollte.
Denn Dr. Katrin Wontorra weiß, wie viele Menschen mittlerweile mit den gestiegenen Lebens- und Tierartkosten zu kämpfen haben. Sie selbst engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich neben ihrer Arbeit als Tierärztin. Unter anderem gründete sie die Tiertafel Mettmann. Hier verteilt sie mit ihrem Team bestehend aus 20 Ehrenamtlern einmal im Monat für 2 Stunden Futter an Tier-Besitzer, die ihre Lieblinge sonst nur schwer durchbringen könnten.
Bereits eine halbe Stunde vor Einlass stehen die Menschen Schlange. Und es werden immer mehr, die auf Unterstützung angewiesen sind.
Jeder der anwesenden muss sich registrieren und nachweisen, wie viele Tiere er hat und dass er bedürftig ist. Das heißt man darf nicht mehr als 1200 Euro im Monat zur Verfügung haben und auch sonst keine Möglichkeit Geld zu besorgen. Nur wer sich wirklich kein Futter leisten kann, darf sich hier bedienen.
Und dafür sind die Menschen Dr. Katrin Wontorra sehr dankbar. Für die meisten von ihnen ist ihr Haustier ihr einziger Halt im Leben.
Und Dr. Katrin Wontorra bietet den bedürftigen Menschen noch mehr Unterstützung. Seit Dezember 2021 können sie ihre Tiere einmal pro Woche in ihrer Sozialen Praxis kostenfrei untersuchen und behandeln lassen. Doch auch hier wird es aufgrund der gestiegenen Lebens- und Tierarztkosten eng. Martina Trefts ist mit ihrem 5 Jahre alten Perser-Kater Balu hier. Sein Zustand ist kritisch.
Kann Dr. Wontorra Kater Balu helfen oder muss Martina ihren Liebling abgeben?
Ein Leben ohne Kater Balu wäre für Martina Trefts eine Katastrophe. Zu viele Schicksalsschläge musste sie in ihrem Leben bereits ertragen, das erzählt sie uns bei einem Besuch bei ihr zu Hause.
Martina lebt auf 51 Quadratmetern. Die meiste Zeit verbringt sie allein. 1191 Euro hat Martina im Monat. Sie erhält Rente und Grundsicherung. Nach Abzug der Fixkosten bleiben ihr.
Nicht viel. Denn monatlich sollte man für eine Katze mit etwa 150 Euro rechnen. Um die 20.000 Euro zahlt man so für das bis ans Ende seines Lebens. Dazu kommen Tierarztkosten wie die, die jetzt in Martinas Fall durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit erbracht werden müssen. Aber kann Dr. Katrin Wontorra Kater Balu wirklich helfen? Sie untersucht ihn ganz genau.
Balu hat extremen Zahnstein und eine schlimme Zahnfleischentzündung, beides kann Dr. Katrin Wontorra zum Glück behandeln.
Aber warum sind die Tierarzt-Kosten überhaupt so stark gestiegen, das möchten wir von Heiko Färber, dem Geschäftsführer des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte, wissen.
Doch was kostet ein Tierarztbesuch aktuell und wie stark variieren die Preise dabei je nach Praxis? Das testen wir mit versteckter Kamera. Für den gesunden Rüden Louis vereinbaren wir dafür bei drei unterschiedlichen Tierärzten einen Termin für ein und dieselbe Routine- Untersuchung. Wir starten bei einem Tierarzt mitten in Köln. Die Praxis ist schon ein wenig älter, genauso wie der Tierarzt selbst. Als erstes horcht und tastet er den Hund ab.
Arzt: Na, bist du gesund? Also von außen kann ich nichts feststellen.
Zusätzlich checkt er auch die Zähne und die Ohren.
Arzt: Auch wunderbar. Dann bekommt er noch ein Leckerli und dann kann er wieder runter. Du darfst nach Hause Louis.
Kyana: Ja super, dankeschön.
Dafür zahlen wir 38,68 Euro.
Weiter geht es zum nächsten Tierarzt. Der sitzt in einer großen modernen Tier-Klinik. Auch hier wird Louis wieder abgetastet und abgehorcht. Die Untersuchung dauert deutlich länger als beim ersten Tierarzt und ist extrem gründlich.
Tierärztin: So einmal Zähne gucken. Vom Zahnstein her finde ich die gut. Schon mal Probleme mit den Ohren?
Kyana: Nee gar nicht.
Tierärztin: Gut, er hat ein klein bisschen Ohrenschmalz. Du machst das super. Ja, aber der ist hier hinten auch schon angespannt, wenn ich hier in die Region komme. Aber er hat auch schön Muskulatur, das ist immer wichtig, dass man auch immer versucht die Muskulatur zu erhalten, damit die Knochen nicht ganz so viel tragen müssen sondern die Muskeln das mit übernehmen.
Insgesamt ist sie zufrieden mit Louis allgemeinzustand. Für die Behandlung zahlen wir 53,43 Euro also fast doppelt so viel wie beim ersten Arzt.
Die dritte und letzte Praxis befindet sich ein wenig ländlich, etwas 30 Minuten von Köln entfernt. Der Arzt ist Mitte 40. Er arbeitet in der Praxis seines Vaters. Auch er tastet und horcht den Rüden ab und nimmt sich viel Zeit für ihn.
Tierarzt: Husten? Niesen?
Kyana: Nee!
Tierarzt: Erbrechen, Durchfall auch nicht?
Kyana: Nein.
Auch er checkt die Zähne und die Ohren.
Tierarzt: Also ich sehe da keinen Grund, dass man ihn behandeln müsste oder so.
Für seine Patienten bietet dieser Tierarzt noch einen besonderen Service.
Tierarzt: Ich geb ihnen noch meine Nummer. Da können Sie mich 24 Stunden lang erreichen, wenn irgendwas ist. Bevor sie da in eine Klinik fahren müssen, melden Sie sich bei mir und dann gucken wir, wir eine Lösung finden.
Hier zahlen wir nur 28,10 Euro für die Untersuchung. Der mit Abstand günstigste Preis. Dass Tierärzte so unterschiedliche Preise für ein und dieselbe Behandlung nehmen überrascht Heiko Färber nicht. Denn das macht die Gebührenverordnung möglich. Sie gibt den Tierärzten Spielraum.
Heißt der Tierarzt kann selbst entscheiden ob das Minimum, was man für die Behandlung laut Gesetz nehmen darf abrechnet oder das doppelte oder sogar Dreifache, je nachdem wie er seinen Kostenaufwand einschätzt.
Dr. Katrin Wontorra rät Selina und ihrem Hund Duke und allen anderen daher für den nächsten Tierarztbesuch:
Generell sollte man an Impfungen nicht sparen, es sei denn:
Das kann man sich dann also sparen.
Außerdem rät Dr. Katrin Wontorra:
Futter ist online oft günstiger als im Geschäft. Selina spart so 15 Euro im Monat. Geld das jeder unbedingt in die Haftpflichtversicherung und eine Krankenversicherung für den Hund stecken sollte.
Am Ende spart die Versicherung, wenn wirklich etwas mit dem Tier ist jede Menge Geld. Und wenn das alles nicht reicht. Sollte man sich Hilfe suchen: bei Tiertafeln und ehrenamtlich arbeitenden Tierärzten.
Und der wichtigste Tipp: man sollte sich wirklich ganz genau überlegen, ob man sich ein Haustier auch wirklich bis an sein Lebensende leisten kann. Und wenn man sich da nicht 100 Prozent sicher ist, sollte man, so süß das Tier auch ist, lieber die Finger davonlassen.