29-Jährige lebt mit Kind in Deutschland
Tiktokerin verprügelt Sohn (4) vor laufender Kamera

Die Bilder sind nur schwer zu ertragen: Eine Mutter, die ihr Kind anschreit, beleidigt, schlägt.
Das alles tut die polnische Tiktokerin Angielika vor laufender Kamera. Die Videos streamt sie skrupellos im Internet. Darin ist auch zu sehen, wie sie kokst, Alkohol trinkt und offensichtlich berauscht Tabletten schluckt. Ihre Follower sind entsetzt und schalten die polnische Polizei ein, um dem kleinen Jungen zu helfen. Denn die Frau droht sogar damit, sich und den kleinen Eryk zu töten.
Angielika soll mit ihrem Sohn in Deutschland leben - Jugendamt betreut die Familie
Die Frau soll mit ihrem vier Jahre alten Sohn in Deutschland leben, wie die polnische Polizei berichtete. Reporter des polnischen Senders TVN besuchten die Frau in ihrer Wohnung. Angielika soll zehn Jahre in Berlin gewohnt haben und dann mit ihrem Lebensgefährten in den Westen von Deutschland gezogen sein, schreibt TVN. Die 29-Jährige habe noch zwei weitere Kinder, die aber in Pflegefamilien leben sollen.
Der kleine Eryk ist aber weiterhin bei Angielika, wie das Filmteam von TVN vor Ort feststellt. Das Jugendamt soll die Familie betreuen und davon ausgehen, dass keine Gefahr mehr für das Kind besteht. In einem Interview mit in der Sendung „Uwaga!“ sagt die 29-Jährige, dass sie sich für ihre Tiktok-Videos schäme. Sie verhalte sich ihrem Sohn gegenüber jetzt nicht mehr so. Jetzt trinke sie nicht mehr und nehme auch keine Drogen.
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Tiktokerin zeigt polnischem Kamerateam ihren Alltag in Deutschland
„Mir ist klar, dass das, was ich getan habe, falsch war“, erklärt die Frau den Reportern. Sie trage die Konsequenzen ihres Verhaltens. Sie bekomme nun Hilfe vom Jugendamt. Ihr Sohn sei gut versorgt. „Ich werde nicht zulassen, dass ihm etwas passiert, und ich werde ihm auch nichts tun“, erklärt die Mutter in dem Interview. Sie lässt sich von dem Kamerateam in ihrer Küche filmen, wie sie ihrem Sohn die Schuhe anzieht und mit ihm draußen spazieren geht. Alles ganz normal?
Ein polnischer Beamter bestätigte auf Anfrage des Senders, dass die Frau gut mit dem deutschen Jugendamt zusammenarbeite und die Behörden aktuell nicht mehr von einer Gefahr für Eryk ausgehen würden. Er informiere sich regelmäßig beim polnischen Konsulat in Köln über den Fall. Auf RTL-Anfrage teilte das Jugendamt mit, dass der Fall bekannt sei. „Das Jugendamt des Regionalverbands hat nach der Meldung einen sofortigen Hausbesuch durchgeführt sowie Kontakt mit einem anderen Jugendamt sowie der Polizei aufgenommen“, erklärte Pressesprecher Lars Weber. „Weder durch den persönlichen Kontakt noch durch die Auskünfte der anderen Behörden konnten Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung festgestellt werden.“
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Kinderschutzorganisation in großer Sorge um Eryk (4)
Olga, eine Bekannte von Angielika, ist sich da nicht so sicher, wie sie bei „Uwaga!“. Auch sie habe sich an die Polizei gewandt, nachdem sie mehrere Videotelefonate mit Angielika aufgezeichnet hat. Auch auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie die Mutter ihren kleinen Sohn misshandelt. Olga glaubt nicht, dass die 29-Jährige ihr aggressives Verhalten so einfach abstellen kann. Sie hält ihre Bekannte für schwer alkohol- und drogenabhängig und glaubt, dass Eryk in einer Pflegefamilie besser aufgehoben wäre.
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Auch die Kinderschutz-Organisation Biuro Obrony Praw Dziecka ist besorgt. In einem Facebook Post von April 2024 teilt die Organisation mit, dass sie bereits im April 2023 die Polizei und das Jugendamt eingeschaltet habe, um Eryk zu helfen. „Offenbar haben sich die Mitarbeiter des Jugendamtes dafür entschieden, mit der Familie zu arbeiten und die Mutter zu kontrollieren, anstatt das Kind zu nehmen. Wir halten das für einen Fehler“, heißt es in dem Post.
Der Fall schlug in Polen große Wellen. Mehrere Tiktok-User hatten die Polizei eingeschaltet, nachdem die verstörenden Videos gepostet wurden. Einige stellten sogar eigene Recherchen an, um herauszufinden, wo das Kind wohnt. (jgr)
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