Zu viel des Guten?Studentin sammelt über 400.000 US-Dollar für Obdachlosen - er ignoriert sie!

Ende Januar traf die Studentin den Obdachlosen Hebron auf den Straßen von Washington D.C..
Ende Januar trifft die Studentin den Obdachlosen Hebron auf den Straßen von Washington D.C..
TikTok/hustlanani

Das war gut gemeint, ging aber leider in die Hose…
Eine US-amerikanische Studentin und TikTokerin startet eine GoFundMe-Kampagne für einen Obdachlosen. So sammelt sie die unglaubliche Summe von über 400.000 US-Dollar! Doch der Adressat dieser außergewöhnlichen Spendenaktion weiß sein Glück offenbar nicht zu schätzen.

Die Studentin kauft ihm Tee, Medikamente und bucht sogar ein Hotelzimmer

Ende Januar auf den Straßen der US-Hauptstadt Washington D.C.: Der obdachlose Alonzo Douglas Hebron bettelt die Studentin Sanai Graden nach einem Tee an, während sie mit ihrer Selfie-Kamera ein Video für TikTok aufnimmt. Die 21-Jährige ist gerade auf dem Weg zum Supermarkt und bietet ihm an, mitzukommen. In dem Video, das über 35 Millionen mal geklickt wurde, ist zu sehen, wie die Studentin dem erschöpft wirkenden Mann ein Medikament und einen grünen Tee kauft. Dann bucht sie für ihn ein Hotelzimmer und gibt ihm Bargeld. Im Video nennt sie ihn immer wieder liebevoll „Unc“, was so viel wie „Onkelchen“ heißt.

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Er habe Prostatakrebs, sagt Hebron im Video. „Also das Onkelchen hat Krebs, Leute“, sagt Graden an ihre Follower gerichtet. „Ich möchte, dass wir ihm helfen.“ Dann kündigt die TikTokerin an, in Zukunft nach ihm zu sehen, sich um ihn zu kümmern. Gradens Video geht viral und macht die beiden in den USA zu echten Internet-Berühmtheiten. Schließlich startet Graden eine Spendenkampagne auf der Internetseite GoFundMe und sammelt über 400.000 US-Dollar für den obdachlosen Mann, wie die Zeitung Washington Post berichtet. Doch leider hat diese gut gemeinte Hilfsaktion kein Happy-End.

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„Ich habe gelernt, dass man Menschen nicht helfen kann, die sich nicht helfen lassen möchten.“

Denn im Gespräch mit der Washington Post sagt Sanai Graden, sie habe Schwierigkeiten, den Kontakt mit Hebron zu halten. Er weiche ihr aus und habe das Handy verloren, das sie ihm geschenkt hatte. Er sei immer schwerer zu erreichen gewesen. Jedes Mal, wenn sie ihn gefragt habe, wie es um die Beantragung seines Personalausweises stehe, habe er eine andere Ausrede parat gehabt. Offenbar wollte der Mann die Hilfe der engagierten Studentin nicht. Das habe sie jetzt auch erkannt.

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In einer regelrechten Miniserie von über zehn Videos erklärt die 21-Jährige ihrer Internet-Community, was aus „dem Onkelchen“ geworden ist. „Ich habe wirklich versucht, ihm zu helfen. Ich habe versucht, sein ganzes Leben zu verändern“, sagt sie in einem der Videos. Jedoch habe sie gelernt, „dass man Menschen nicht helfen kann, die sich nicht helfen lassen möchten“. Das alles habe sie sehr mitgenommen. Schließlich habe Graden das gesammelte Geld an die Spender zurückzahlen lassen, heißt es in der Washington Post.

Was Graden nicht wusste: Ihr Schützling ist vorbestraft

Kurz nachdem Sanai Graden und Alonzo Douglas Hebron viral gehen, kommt heraus, dass der 64-Jährige vorbestraft ist und bereits im Gefängnis gesessen hat. Dem Sender Fox5 zufolge habe er unter anderem einer schlafenden Obdachlosen einen Schal über das Gesicht gestülpt und dann mehrfach auf sie eingeschlagen. „Ich bin sprachlos“, sagt die betroffene Frau im Interview mit Fox5. „Ich verstehe nicht, wie ein Mensch sich so verhalten kann. Er ist ein Soziopath.“

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Trotzdem hatte die 21-Jährige an ihrer Hilfe für Hebron festgehalten. In einem weiteren Video erzählt Graden, sie habe ihr Praktikum in Washington D.C. mittlerweile beendet und sei jetzt wieder in Kalifornien. Sie habe nicht die geringste Ahnung, wo Hebron sich aufhalte und was er gerade durchmache. „Aber ich weiß, dass er meine Nummer auswendig kann. Er kann mich also anrufen, wenn er möchte.“ Sollte er sich tatsächlich bei ihr melden und sagen, dass er nun bereit sei, sich helfen zu lassen und sich um einen Ausweis zu bemühen, wäre sie auch jetzt noch bereit, zu helfen. „Aber bis dahin möchte ich erst mal mein Studium beenden und anderen Leuten helfen“, sagt Graden. (rhe)