Nach Angriff auf Zugbegleiterin

Deshalb stehen in Holland alle Züge (vorübergehend) still

Main railway station with a Eurostar high speed train, Eye Film Museum and A DAM Lookout Restaurant in Amsterdam, Netherlands, March 25, 2019. Photographer: Peter Schatz
Eisenbahner wollen gegen die zunehmende Gewalt in Zügen demonstrieren (Archivbild).
www.imago-images.de, imago images / Action Pictures, via www.imago-images.de

Drei Minuten lang soll gar nichts gehen.
Eisenbahner in den Niederlanden wollen am Samstagabend den gesamten Zugverkehr im Land unterbrechen. Grund für den drei Minuten dauernden Protest ist die zunehmende Gewalt, der das Personal in den Zügen ausgesetzt ist.

Niederländische Eisenbahnen fordern Regierung zum Handeln auf

Am 20. April um 23.30 Uhr – dem Zeitpunkt, als der Angriff passierte – sollen alle Züge stehen bleiben. Bahnreisende äußern beim holländischen Sender RTL4 Verständnis für den Protest. „Ich kann sehr gut verstehen, dass das Bahnpersonal ein Zeichen setzen will“, erzählt ein Passant. Ein anderer sagt: „Fast jeder verurteilt diese Aggression. Ich bewundere die Leute, dass sie diesen Job machen.“

Die Bahn fordert die Politiker zum Handeln auf. „Wir stoßen an die Grenzen dessen, was wir können. Wir brauchen Hilfe von der Regierung. So kann es nicht weitergehen“, sagt der Direktor der Niederländischen Eisenbahnen (NS), Wouter Koolmees. „Meine Kollegen arbeiten jeden Tag daran, über eine Million Reisende an ihr Ziel zu bringen. Es ist ein Wahnsinn, mit dem sie täglich umgehen müssen. Die Gesellschaft verhärtet sich.“

Lese-Tipp: Axt-Angriff in Regionalbahn: 37-Jähriger bedroht Passagiere und verletzt Jugendliche

Protest gegen Gewalt gegen Zugpersonal in Holland

Auslöser des Hilferufs und der Protestaktion ist eine Gewaltattacke am vergangenen Samstag. Eine Gruppe junger Leute hatte das Personal eines Zuges angegriffen. Dabei schubsten und schlugen sie eine Zugbegleiterin und stießen sie die Treppe eines Doppelstockzuges hinunter. Beim Halt des Zuges schlugen die jungen Leute dann auch auf den Lokführer ein.

Laut Niederländischen Eisenbahnen gab es im vergangenen Jahr 1.042 Angriffe auf ihr Personal – eine Steigerung um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei gehe es um Drohungen, Spuckattacken und körperliche Gewalt.

Bodycams sollen Züge sicherer machen

Jetzt sollen Körperkameras für mehr Sicherheit in den Zügen und für das Personals sorgen. Die Bahn in den Niederlanden hat einen Test mit sogenannten Bodycams gestartet: Zugbegleiter und Servicemitarbeiter werden damit ausgerüstet. Außerdem gibt es Zugangskontrollen an sämtlichen Bahnhöfen, und die bahn will zusätzliches Sicherheitspersonal einstellen. (dpa/bst)