Bestatter Enrico B. (49) muss in den Knast

Liebesschwindler betrügt Frauen um 230.000 Euro - von Reue keine Spur

Bestatter Enrico steht vor Gericht.
Bestatter Enrico B. steht vor Gericht.
RTL
von Rebekka Kaiser

Ein attraktiver Bestatter soll trauernde Frauen umgarnt, ihnen eine gemeinsame Zukunft versprochen und sie dann finanziell betrogen haben.
Es geht um Betrug in elf Fällen, einen Schaden von etwa 230.000 Euro und drei Betroffene, die Enrico B. aus Rostock nun endlich im Gefängnis sehen wollen. Jetzt ist der attraktive Bestatter schuldig gesprochen worden. Warum sich Frauen eine gemeinsame Zukunft mit dem Mann gewünscht haben, haben die Opfer RTL erzählt.

Rostock: Keine Reue

Mit müden Augen blickt sich Enrico B. im Verhandlungssaal des Amtsgerichts Rostock um. Der einschlägig vorbestrafte Bestatter kennt die Abläufe bei Gericht wohl bestens. Neu ist trotz dieser Vertrautheit mit der Justiz, dass zahlreiche Pressevertreter da sind, Kameras aufblitzen und viele Schaulustige gekommen sind, um den Prozess zu verfolgen.

Gleich zu Beginn der Verhandlung wird klar: Demütig und voller Reue wird sich Enrico B. hier nicht zeigen, das macht sein Verteidiger Benjamin Richert deutlich. Der Anwalt beabsichtigt offenbar, die drei Frauen und ihre Aussagen in Zweifel zu ziehen, sie unglaubwürdig zu machen. Sie werfen Enrico B. vor, bewusst ihre Nähe gesucht zu haben, eine intime Beziehung mit Sex und Versprechungen für eine gemeinsame Zukunft forciert zu haben – nur, um sie dann finanziell zu schröpfen.

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Verzweifelte Opfer

Liebesschwindler aus Rostock
Die 63-jährige Unternehmerin möchte nicht erkannt werden.
RTL

Eine von ihnen ist eine heute 63 Jahre alte Unternehmerin. Wie viele der Opfer, hat auch sie mit RTL gesprochen. Sie alle zeichnen ein gleiches Bild: ein Mann, der seinen Opfern Liebe vortäuscht und sie dann gnadenlos ausraubt.

In ihrem Fall habe sie Enrico B. ingesamt 140.000 Euro geliehen. Beide lernten sich nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 2019 näher kennen, Enrico B. kümmerte sich um die Einäscherung. „Es war wirklich eine Extremsituation. Es hat mich sehr gefordert. Ich war fix und alle, ich war durch mit allem. Ich habe nur noch funktioniert“, erzählt die Unternehmerin im Gespräch mit RTL. Sie sagt, sie habe alles abfedern und abfangen müssen - aber niemand habe sie aufgefangen.

Den Tod schamlos ausgenutzt

Plötzlich sei der attraktive Bestatter Enrico B. immer vorbeigekommen, sei zum Reden da gewesen und habe sie in den Arm genommen. Es entsteht ein Vertrauensverhältnis. Weil er angeblich Ärger mit dem Finanzamt hat und ein Haus kaufen will, leiht sie ihm mehrfach Geld. Sie sagt, ihr gegenüber sei der Bestatter stets als erfolgreicher und fleißiger Geschäftsmann aufgetreten. Erst sei ihre Beziehung freundschaftlich gewesen, dann habe es auch Sex gegeben.

Bezüglich des Geldes sei fest vereinbart gewesen, dass sie es bald zurückerhalte. Doch bis auf wenige tausend Euro geht sie leer aus. Sie bleibt auf rund 140.000 Euro sitzen. "Ich hatte ihm dann nachher gesagt, wenn ich mein Geld nicht zurückkriege und wenn du dich hier nicht langsam bewegst, dann zeige ich dich an. Dann hat er schallend gelacht und gesagt: Dann mach' doch. Dann wirst du mal sehen, wie weit du damit kommst. Er war sich sehr sicher, dass ihm keiner etwas tut“, sagt die Unternehmerin.

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Enrico B. bestreitet Vorwürfe

Gegenüber RTL wollte sich Enrico B. nicht zu den umfassenden Vorwürfen äußern. Sein Verteidiger, Benjamin C. Richert, sagt, sein Mandant habe kein Verhalten gegenüber den Frauen an den Tag gelegt, das „strafrechtlich“ relevant sei. Über eine der Zeuginnen und die anderen zwei Frauen sagt er: „Die verfolgt meinen Mandanten mit einer Art religiösen Wahn." Und: "Die drei Frauen sind aus meiner Sicht alle nicht glaubwürdig, sie haben Absprachen untereinander getroffen. (…) Sie haben eine Belastungstendenz und wollen meinen Mandanten ins Gefängnis bringen."

Urteil: Drei Jahre und zehn Monate Haft

Das Gericht sieht das aber anders und verurteilt ihn zu drei Jahren und zehn Monaten Haft. Insgesamt habe der 49-Jährige drei Frauen einen Schaden von etwa 230.000 Euro zugefügt. Von elf Betrugsfällen ist die Rede. Ob Enrico B. in Berufung geht, ist unklar, aber weitere Prozesse werden wohl folgen. Im Zuschauerraum haben einige Geschäftsleute und Privatpersonen das Urteil verfolgt. Auch sie sagen, sie seien von Enrico B. finanziell betrogen worden.