Kultur-Schock im Regenwald
Indigener Stamm bekommt Internet - jetzt gibt es Zoff wegen Pornos!
Der technische Fortschritt ist manchmal ein Segen, manchmal ist er ein Fluch!
Das Internet hat jetzt auch einen abgelegenen Stamm in den Tiefen des Amazonas-Regenwalds erreicht. Für die traditionellen Dorfbewohner der Marubo ein Kultur-Schock, der Probleme mitbringt.

Elon Musk's Starlink katapultiert indigenen Stamm ins Porno-Zeitalter!
Das Volk der Marubo lebt seit langem in Gemeinschaftshütten, die Hunderte von Kilometern entlang des Flusses Ituí tief im Amazonas-Regenwald verstreut sind. Die Marubo mit ihren 2000 Mitgliedern sind ein traditionelles Volk, sie sprechen ihre eigene Sprache, nehmen Ayahuasca, um mit Waldgeistern zu kommunizieren und fangen Klammeraffen, die sie als Haustiere halten. Doch seit vergangenem September ist plötzlich alles anders. Die Marubo sind nämlich einer von Hunderten Stämmen in Brasilien, die sich bei Starlink, dem Satelliten-Internetdienst von Elon Musk, anmelden dürfen.
„Als es kam, waren alle glücklich", sagt Tsainama Marubo (73) der New York Times. Die Stammesälteste sitzt auf dem Lehmboden der Maloca ihres Dorfes, einer etwa 15 Meter hohen Hütte, in der die Marubo gemeinsam schlafen, kochen und essen. Plötzlich gibt es unendliche Bildungsressourcen, auch ein direkter Kontakt mit weit entfernten Verwandten ist endlich möglich. Und auch Soforthilfe in Notfällen ist ein immenser Benefit. Doch es stellt sich schnell heraus, dass die digitale Revolution auch eine unschöne Kehrseite bietet. „Jetzt ist alles schlimmer geworden", beklagt Tsainama den Zustand in der New York Times.
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Alfredo Marubo: „Die jungen Leute sind durch das Internet faul geworden“
Statt sich traditionellen Aufgaben, wie der Herstellung von Schmuck, zu widmen, wandten sich die jüngeren Stammesmitglieder verstärkt den „Wegen des weißen Mannes“, sagt Alfredo Marubo, einer der Dorfältesten. „Die jungen Leute sind durch das Internet faul geworden. Sie lernen die Lebensweise der Weißen“, finden Alfredo und Tsainama.
Stundenlang am Handy rumhängen – das sei mittlerweile Alltag im Stammesleben. Vor allem die traditionellen Normen des Stammes, der bekannt für seine Keuschheitsregeln ist, würden durch die ständige Internetnutzung untergraben, so die Stammesältesten. Explizite Inhalte in sozialen Netzwerken und Pornografie seien längst im Mittelpunkt des Stammes angekommen. „Wir befürchten, dass junge Leute all das ausprobieren wollen“, sorgt sich Alfredo Marubo. Sie hätten bereits aggressiveres Sexualverhalten bei jungen Männern beobachtet.
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Marubo-Eltern haben ähnliche Herausforderung wie Eltern in Deutschland
Minderjährige, die sich Pornos anschauen, süchtig machende soziale Netzwerke wie TikTok und Videospiele, in denen Gewalt eine große Rolle spielt – nur neun Monate nach der Starlink-Freischaltung kämpft der Stamm mit denselben Herausforderungen wie es auch viele deutsche Haushalte tun. Mit einem Unterschied: Während wir in der westlichen Zivilisation seit Jahrzehnten mit solchen Dingen konfrontiert sind, erleben die Marubo diese in aller Härte auf einmal. Der Konflikt zwischen der alten und der neuen Kultur prallt in der Gemeinschaft aufeinander – ein Ringen um die Identität des Stammes hat längst begonnen.
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Und trotzdem ist der Internetzugang im Stamm unverzichtbar geworden; das sehen auch die Stammesältesten ein: „Nehmen Sie uns bitte nicht das Internet weg“, sagen sie der New York Times. Kâipa Marubo (alle Marubo verwenden denselben Nachnamen), Vater von drei Kindern, sagt der Zeitung, er sei froh, dass das Internet bei der Bildung seiner Kinder helfe. Aber er mache sich auch Sorgen über die Ego-Shooter-Videospiele, die seine beiden Söhne spielen. Er versuche, die Spiele zu löschen, glaubt aber, dass seine Söhne andere versteckte Apps hätten. Probleme, die auch etliche Eltern in Deutschland kennen dürften.
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Wie die New York Times weiter berichtet, geben die Marubo ihre Geschichte und Kultur mündlich weiter. Die Befürchtung sei entsprehend groß, dass dieses Wissen verloren gehen könnte. „Jeder ist so vernetzt, dass er manchmal nicht einmal mit seiner eigenen Familie spricht“, sagt der Stammesälteste Alfredo. Es bleibt abzuwarten, wie die Marubos ihren Platz im 21. Jahrhundert finden werden, ohne dabei ihre kostbaren Traditionen zu verlieren. (kra)