Experte erklärt: DANN sollten Kinder auf Social Media seinJanine Kunzes Sohn (14) hat jetzt Instagram - zu früh?

Früher hat man sich noch Autos und Barbies zum Geburtstag gewünscht.
Jetzt sind es plötzlich Social-Media-Accounts. Ja, das ist nun auch bei Janine Kunze (50) passiert. Ihr Sohn Luiz hat neulich seinen 14. Geburtstag und gefeiert und dazu seinen eigenen Insta-Account geschenkt bekommen. „Hast du dir gewünscht“, schreibt die Schauspielerin. Aber ist das wirklich ein angemessenes Geschenk für einen 14-Jährigen? Ab wann sollten Kinder ein Handy haben dürfen? Und vor allem: Ab wann sollten sie ich auf Social Media rumtreiben? Wir haben bei der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz nachgefragt.
Top oder Flop? Janine Kunze schenkt ihrem Sohn einen Instagram-Account
„Luiz, 14 Jahre! Ich versuche einen Film zu schneiden, Deine ersten Jahre Revue passieren zu lassen. Es geht nicht. Zu viele Bilder, Filme, Momente, Gefühle und Erinnerungen“, schreibt Janine Kunze zu einem Reel, welches einer Diashow gleicht. Zu sehen sind sehr viele Bilder von ihrem Sohn Luiz. Und: Sie verkündet, dass Luiz nun auf Instagram ist. „Das hier ist der erste Film, indem ich Dich verlinke, Du hast nämlich jetzt Instagram (wenn auch nur einen privaten Account)“, schreibt die Moderatorin.
Das „hast Du Dir gewünscht und ich habe widerwillig zugestimmt“, schreibt die 50-Jährige weiter. Ein Thema, welches die Gesellschaft oftmals spaltet. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die es ihren Kindern am liebsten erst ab 18 Jahren erlauben würden. Zu groß ist die Angst, dass man etwas teilt, was man nicht teilen sollte oder gar an Menschen gerät, an die niemand – erst recht keine Kinder – geraten sollten.
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Andere sind da aber etwas entspannter. Die sozialen Medien gehören im 21. Jahrhundert eben mittlerweile dazu. Und außerdem haben in der Schule doch schon alle Instagram, TikTok und Co. – oder?
DEN passenden Zeitpunkt für ein Handy gibt es nicht - dafür aber diese Leitfragen
„Spätestens wenn Kinder auf die weiterführende Schule kommen, wächst der Wunsch nach einem eigenen Smartphone. Zunehmend auch schon früher. Unterstützt wird dies häufig durch Gruppendruck in der Klassengemeinschaft, verbunden mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Aber auch viele Eltern fühlen sich wohler, wenn sie ihr Kind über ein Handy erreichen können. Eltern wünschen sich oft die Empfehlung für ein konkretes Alter, ab dem ein Smartphone erlaubt werden kann. Wichtiger ist es hier allerdings, auf die bisherigen Medienerfahrungen und den Entwicklungsstand des Kindes zu schauen“, heißt es bei der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz.
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„Dabei können die folgenden Leitfragen unterstützen:
Weiß das Kind, wie es sich verhalten sollte, wenn ihm oder ihr im Internet, zum Beispiel auf Games- oder Social-Media-Plattformen, verstörende Inhalte zugeschickt werden oder ungefragt Kontaktaufnahmen erfolgen?
Versteht das Kind, dass trotz der zeitversetzten Kommunikation über das Handy auf der anderen Seite des Bildschirms ein Mensch mit echten Gefühlen sitzt und auch im digitalen Raum Beleidigungen, Mobbing oder ähnliches Tabu sind?
Wurde das Kind darüber aufgeklärt, dass Bilder oder private Informationen nicht leichtfertig verschickt werden sollten, da sich diese schnell verbreiten können und im schlimmsten Fall langfristig im Internet zu finden sind? Wurde mit dem Kind schon über Persönlichkeitsrechte gesprochen, damit Bilder, auf denen andere Personen abgebildet sind, nicht ungefragt weitergeleitet oder veröffentlicht werden? Hat das Kind verstanden, dass über In-App-Käufe reale Kosten entstehen können?“
Sollten diese Fragen mit „Ja“ beantwortet werden können, „kann der Zeitpunkt für ein eigenes Smartphone passend sein.“
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Trotzdem gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht
„Eltern sollten das Smartphone ihres Kindes zudem altersgerecht einstellen und sich hierzu informieren.“ Tipp: Je nach Betriebssystem können zum Beispiel Nutzungszeiten oder der Zugriff auf bestimmte Apps, den App-Store, In-App-Käufe oder die Funktionen bestimmter Apps eingeschränkt werden. Mit zunehmender Medienerfahrung können dem Kind dann schrittweise immer mehr Freiheiten eingeräumt werden.
„Hinsichtlich der Nutzung von Social-Media-Angeboten verhält es sich ähnlich, die bisherigen Medienerfahrungen und der Entwicklungsstand des Kindes sollten hier ebenfalls einbezogen werden. Des Weiteren sollten Eltern die Apps ihres Kindes altersgerecht einstellen und die Möglichkeiten zur begleitenden Elternkontrolle nutzen, beispielsweise Profile auf privat stellen/Inhalte nur für Kontakte sichtbar, keine Kontaktaufnahme außerhalb der persönlichen Kontakte, Festlegung der Nutzungszeiten etc.“, empfiehlt die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz.
Jetzt ist eure Meinung gefragt!
Das wichtigste beim Thema Kinder und Social Media ist: reden
„Grundsätzlich sollten Eltern mit ihrem Kind im regelmäßigen Austausch über dessen Medienerfahrungen und -nutzung bleiben. Hilfreich sind auch feste Vereinbarungen mit dem Kind, wie ein Medien- oder Handynutzungsvertrag, der die zwischen Kind und Eltern vereinbarten Regeln festhält und eine gute Grundlage schafft.“ Eltern sollten ihr Kind außerdem dafür sensibilisieren, dass es sich bei Ängsten, Sorgen und Problemen im Internet an sie wenden könne und keine Angst vor Strafen oder Verboten haben müsse.
Denn: „Kinder und Jugendliche kommen im dynamischen Umfeld des Internets immer wieder mit neuen Medienphänomenen und Gefährdungslagen in Berührung. Insbesondere auf kinder- und jugendaffinen Social-Media-Plattformen, aber auch auf Gaming-Plattformen, treffen sie auf Phänomene wie beispielsweise Cybergrooming, Cybermobbing, gesundheitsgefährdende Challenges, Hassrede, Verschwörungserzählungen, Propaganda, Populismus oder Fake News“, erklärt uns die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz.