Nach Todesdrama am Erlebnisbauernhof in BorgholzhausenJunge (†12) von Traktor überrollt - Besucher: "Die Heiterkeit ist gebrochen"
Sommerferien auf dem Land – normalerweise bedeutet das Streichelzoo, Mais-Labyrinth und sich richtig austoben. Für einen Jungen wurde ein Ausflug zum Erlebnisbauernhof in Borgholzhausen (Kreis Gütersloh) zur Todesfalle. Als dort am Donnerstagmittag mindestens 100 Besucher vor Ort sind, kommt es zur Tragödie: Ein 12-Jähriger wird von einem Traktor überrollt. Das Kind stirbt. Die knapp 10.000 Einwohner große Gemeinde steht unter Schock und sei „breit traumatisiert“, wie ein Borgholzhausener Bürger im Interview mit RTL sagt. Er war an dem Tag ebenfalls vor Ort, hat den Vorfall selbst aber nicht gesehen.
Junge (12) kommt beim "Fliegenden Teppich" unter die Räder eines Traktors und stirbt
Der Erlebnishof in Borgholzhausen besteht aus unterschiedlichen Erlebnisfeldern. Neben einem Streichelzoo oder dem Mais-Labyrinth können sich die Kids auch auf eine Matte setzen, die von einem Traktor gezogen wird, dem sogenannten „Fliegenden Teppich“. Was sich anhört wie ein Riesen-Spaß, erfreut sich auch größter Beliebtheit. Weil es jedoch sehr trocken ist, muss diese Fläche feucht gehalten werden. Vor dem „Fliegenden Teppich“ fährt also ein zweiter mit einem Wasserfass geladener Traktor voraus und bespritzt den Weg um das Staubpotential gering zu halten. Von genau diesem Fahrzeug wird der verstorbene Junge (12) erfasst – Schädelverletzung! Das Kind hatte keine Chance. Ein Polizeisprecher sagte auf RTL-Anfrage, man gehe von einem „tragischen Unfall“ aus.
Im Gespräch mit einem Borgholzhausener Bürger, der anonym bleiben möchte, werden bange Sekunden nach dem schrecklichen Vorfall beschrieben. „Von der Heiterkeit dreht sich das in eine fürchterliche Schocksituationen. Das kann man nicht anders bezeichnen. Eine ganz fürchterliche Schocksituationen. Die Heiterkeit ist gebrochen“, so der Mann zu RTL.
Für alle Besucher des Hofes sei der Unfall „eine absolute Schockerfahrung“ gewesen. Nach RTL-Informationen besuchten zum Zeitpunkt des Unglücks mindestens 100 Personen den Erlebnishof. Durch Medien und soziale Netzwerke verbreitete sich die traurige Botschaft wie ein Lauffeuer.
„Es waren sehr viele Personen, die auf dem Gelände waren, aber auch dort hinkamen, ihre Kinder dort wussten und abholen wollten. Die Nachricht hat bei ihnen einen Schreck ausgelöst. Und man weiß auch: Mein Kind ist dort auf diesem Gelände“, erinnert sich der Bauernhof-Besucher an den Tag. Für etliche Eltern eine Horror-Vorstellung, sie hatten Angst, dass ihr eigenes Kind betroffen sein könnte.

Zeuge aus Borgholzhausen wünschen sich Trauerfeier
Am Ort des Geschehens werden Notfallseelsorger eingesetzt. „Doch mit dem Akuteinsatz der Notfallseelsorger ist so etwas nicht verarbeitet. So etwas bedarf einem gewissen Haltepunkt und eines Gedenkplatzes und der wäre in einem Gottesdienst sehr gut gestaltbar. Der wäre sogar auf einem solchen Gelände (dem Bauernhof, Anm. d. Redaktion) gestaltbar. Und ich bin sicher, dass ein solches Angebot, das würde helfen.“ Viele Kinder, Eltern und Großeltern hätten den Unfall miterlebt. Ein Zusammenkommen und andächtiges Erinnern würde der trauernden Gemeinde sicher helfen. Eine Trauerstelle gäbe es jedoch noch nicht.
Stattdessen soll der Erlebnishof wieder öffnen. Dies bestätigte der Betreiber dem „Haller Kreisblatt“. Demnach würden auch die Eltern des verstorbenen Jungen, die Entscheidung des Bauers befürworten.
Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack über den Zeitpunkt die Wiedereröffnung und die Frage, ob Eltern ihre Kinder wieder in die Obhut derer begeben, wo ein solch tragisches Unglück hat stattfinden können. „Das kommt bei einigen im Ort irritierend an“, sagt der Borgholzhausener zu RTL. Die Botschaft sei, es gehe direkt wieder weiter. Es ginge laut des Mannes jedoch nicht um Schuldzuweisungen, sondern vielmehr um eine gemeinschaftliches Anteilnehmen. Er plädiere für ein wenig mehr Zeit, um zu trauern. „Es wäre befreiend“, so der Mann.
„Ich persönlich würde mir ein Gedenken und Trauer wünschen. Man muss bei einem solchen Ereignis, sich die Zeit des Innehaltens und des Miteinanders und des Verarbeitens nehmen und Einhalt gewähren“, sagt der Bürger. Eine Erfahrung, die auch aus Sicht der Unfallopferbegleitung Praxis ist. „Ein positives Innehalten wäre jetzt hilfreich – auch für die zukünftige Arbeit mit Kindern und die Erlebnisfähigkeit auf dem Hof, genauso wie für die Eltern, Großeltern und sonstige Besucher.“
Verstorbener 12-Jähriger besuchte den Hof regelmäßig
Auf dem Hof sei, neben kleineren Blessuren, nie etwas gravierendes passiert. Es ist schließlich ein Erlebnishof, wo Kinder toben und auch mal ein Kind hinfällt. „Das ist eine Erlebnishektik, es ist ein Erlebnisgewusel für Kinder“, beschreibt der Borgholzhausener den Hof. Auch der verstorbene 12-Jährige habe den Hof häufig besucht. Vermutlich wäre es auch in seinem Sinne, das Spiel und Spaß dort in Zukunft weitergingen. (kra)