Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis tritt nach

Böser Nachruf aus Griechenland: „Die Geschichte wird Schäuble hart richten“

ARCHIV - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (l, CDU) und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis sprechen am 05.02.2015 in Berlin auf einer Pressekonferenz. Schäuble hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe seinen griechischen Kollegen Gianis Varoufakis beleidigt. Dies sei Unsinn, sagte Schäuble am 12.03.2015 in Berlin am Rande der Zoll-Jahrespressekonferenz. Foto: Michael Kappeler/dpa (zu "Schäuble: Habe Varoufakis nicht beleidigt" vom 12.03.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Wolfgang Schäuble (l:) und Yanis Varoufakis waren ganz offensichtlich keine Freunde (Archivfoto, 2015)

Nicht die feine englische Art, die der Grieche Yanis Varoufakis da anschlägt.
Der ehemalige Finanzminister Griechenlands hatte angesichts des Todes von Wolfgang Schäuble nichts Besseres zu tun, als seinen früheren Amtskollegen unfein zu attackieren. „Die Geschichte wird Schäuble hart richten“, schrieb Varoufakis auf seiner Internetseite. Während andere Politiker und Staatsmänner trauerten und Schäuble ihren Respekt zollten, nutzte der Grieche die Todesnachricht zur Abrechnung mit dem verstorbenen CDU-Politiker.
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Schäuble soll zu „Verarmung Griechenlands“ beigetragen haben

ARCHIV - 11.02.2015, Belgien, Brüssel: Der damalige Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU, l) und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis begrüßen sich vor Beginn einer Sitzung. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot. Der CDU-Politiker sei im Kreise seiner Familie zu Hause am Dienstagabend gegen 20 Uhr friedlich eingeschlafen.(zu dpa «Früherer Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot») Foto: Olivier Hoslet/EPA/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der damalige Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU, l.) und der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis begrüßen sich vor Beginn einer EU-Sitzung in Brüssel (Februar 2015).
h0 jak fpt jai, dpa, Olivier Hoslet

Schäuble war auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Deutschlands Mann fürs Geld. Ebenso wie die damalige Regierungschefin Angela Merkel machte sich der CDU-Politiker bei vielen Menschen in Griechenland unbeliebt, weil er sie ihrer Meinung nach nicht ausreichend unterstützte.

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Griechenland war hoch verschuldet, das Land stand vor der Staatspleite, zeitweise drohte das Ausscheiden aus dem Euro-Raum. Athen brauchte dringend frisches Geld aus dem Ausland. Schäuble bremste die Erwartungen und knüpfte die EU-Hilfen für Griechenland an harte Sparmaßnahmen.

Video: Wolfgang Schäuble ist tot

Inzwischen hat Griechenland seine Finanzen zumindest formal wieder unter Kontrolle, die verschärften Kontrollregeln der EU-Kommission wurden vor über einem Jahr ausgesetzt. Ob die Sparmaßnahmen auf lange Sicht hilfreich oder eher negativ zu bewerten sind, ist unter Ökonomen umstritten.

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Yanis Varoufakis zählt jedenfalls zu den Kritikern, wie er anlässlich Schäubles Tod wieder einmal deutlich machte. In seinem Text ist die Rede von einem „brutalen Sparkurs“, den Schäuble durchgesetzt habe.

Nachtreten
So beginnt Varoufakis seine Abrechnung: „Wolfgang Schäuble war die Verkörperung des politischen Projekts, eine Währungsunion zu stützen, an die er selbst nicht glaubte.“

Varoufakis prangert Schäubles „brutalen Sparkurs“ an

Weiter wirft er ihm vor, zur „Verarmung Griechenlands“ und zur „aktuellen Deindustrialisierung Deutschlands und zum Abgleiten Europas in die geopolitische Bedeutungslosigkeit“ beigetragen zu haben. „Schäuble verkörperte den explosiven Widerspruch, der sowohl die Euro-Krise als auch die Politik zu ihrer Bekämpfung hervorbrachte“, behauptet Varoufakis.

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Sein Fazit: „Die Geschichte wird ihn hart richten. Aber nicht härter als diejenigen, die seinem katastrophalen Projekt und seiner Politik erlegen sind.“ Inhaltlich mag man geteilter Meinung über Varoufakis’ Ansicht sein – über den Zeitpunkt darf man allerdings verwundert den Kopf schütteln. Das gehört sich einfach nicht!