Höchster Stand seit 2012 in NRWAnträge auf Kleine Waffenscheine auf Rekordhoch: Darum bewaffnen sich die Deutschen zunehmend
Immer mehr Menschen in Deutschland bewaffnen sich zunehmend. Im laufenden Jahr haben schon mehr Menschen einen Kleinen Waffenschein beantragt als im gesamten Jahr 2021. Mit einem solchen Schein darf man Schreckschusswaffen und Gaswaffen in der Öffentlichkeit tragen. Die Entwicklung bezieht sich zwar direkt auf eine kleine Anfrage der AfD an die Landesregierung NRW, beschreibt aber auch die allgemeine Entwicklung. Doch was heißt das eigentlich? Und warum wollen sich die Leute jetzt auch bei uns bewaffnen?

Antrag auf Kleinen Waffenschein: Höchster Stand seit 2012
Konkret geht es um Schreckschusswaffen, geladen mit Gasmunition. Kaufen darf sie in Deutschland jeder ab 18 Jahren. Doch wer eine solche Waffe auch im öffentlichen Raum tragen möchte, braucht einen sogenannten Kleinen Waffenschein. Diesen darf jeder Erwachsene beantragen – solange er keine oder nur geringe Vorstrafen mitbringt.
Auch Katharina Stabe aus Bochum nimmt eine immer größere Bewaffnung der Deutschen wahr. „Wir hatten früher immer junge Leute, die den Waffenschein einfach nur so hatten. Wir haben mittlerweile Leute von 18 aufwärts bis 80. Die älteste Dame letzte Woche war 82“, berichtet die Waffenhändlerin.
Und auch eine Anfrage der AfD an die NRW-Landesregierung bestätigt diesen Trend. Demnach haben in NRW im laufenden Jahr bereits mehr Menschen einen Kleinen Waffenschein beantragt als im gesamten Jahr 2021. Die Zahl lag laut Innenministerium zum Stichtag 31. August bei 189.478 Anträgen. Im vergangenen Jahr waren es 181.072. Damit wurde bereits jetzt der höchste Stand seit 2012 erreicht.
Lesen Sie auch: So ist die Rechtslage beim kleinen Waffenschein

Waffenschein-Trägerin: "Würde jeder Frau raten, sich einen zuzulegen"
Willkürlich sprechen wir Menschen in der Kölner Fußgängerzone an, und wollen wissen: Haben Sie einen Kleinen Waffenschein? Die Ergebnisse sind verblüffend, wie unser Video oben zeigt.
Während einige Menschen Waffen grundlegend ablehnen, stellt sich bei unserer Stichprobe doch eine Menge an Waffenträgern heraus. „Ich hab seit Jahren einen Kleinen und musste den aufgrund meiner Selbstständigkeit in der Gastro haben und würde jeder Frau raten sich einen zuzulegen“, sagt eine Frau mittleren Alters. Eine andere bestätigt uns, dass sie ihren „Kleinen“ schon seit vielen Jahren besitzt.
Für den Soziologen Dirk Gemein resultiert der Wunsch, eine Waffe tragen zu dürfen nicht aufgrund der Bedrohung im Alltag. „Sondern es ist das Gefühl, wir haben zu viele Einwanderer, jetzt haben wir den Krieg, dann haben wir Blackouts, dann haben wir Plünderungen und knappe Ressourcen. Dann geht es auch schon in den Naturzustand des Menschen. Dass sie denken, sie müssen um Ressourcen bangen und um Ressourcen kämpfen.“
VIDEO: Immer mehr Deutsche besorgen sich den Kleinen Waffenschein
Polizei: Waffen sind gefährlich
Dennoch warnt die Polizei vor einer Bewaffnung. Den Zuwachs an Besitzern des Kleinen Waffenscheins, beobachten die Polizisten außerdem mit großer Besorgnis. Vor allem weil das Abdrücken einer Gaspistole eine große Gefahr darstellt: „Das kann von der einfachen Körperverletzung bis hin zum tödlichen Ausgang gehen. Da muss das Pfefferspray oder die Schreckschusspistole nicht ursächlich für den Tod sein, aber kann in einer Stresssituation dazu beitragen. Man unterschätzt oft die Wirkung dieser Waffen“, sagt Michael Mertens von der Gewerkschaft der Polizei zu RTL.
Ob das die Menschen das abhält sich weiter zu bewaffnen? Geringe Hürden beim Beantragen einer Waffe, dazu stetig unsichere Zeiten – der erschreckende Trend zum Kleinen Waffenschein wird hierzulande wohl noch weiter andauern. (kra)