Anführer soll zwölf Jahre alt sein
Angst in Ahaus - Kriminelle Kinder-Bande hält Stadt in Atem
Schlägereien, Erpressungen, Erniedrigungen, Beleidigungen!
Das ist nur ein kleiner Teil der langen Liste an Vorwürfen gegen eine Jugendbande aus Ahaus (Kreis Borken).Seit Monaten hält eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen die 40.000 Einwohner-Gemeinde im Münsterland auf Trab. Sie prügelt, schikaniert, demütigt und bestiehlt. Das jüngste Mitglied der Clique ist laut Polizei gerade mal zarte neun Jahre alt!
Polizei: Eine Gruppe im Alter von neun bis siebzehn Jahren
„Es gibt in Ahaus eine lose Gruppe von circa 23 Jugendlichen, die nach unseren Ermittlungsergebnissen für eine Vielzahl verschiedener Straftaten infrage kommt“, sagt Thorsten Ohm, Sprecher der Polizei Borken zu RTL. Alle sind minderjährig, die meisten von ihnen haben eine Einwanderungsgeschichte. „Wir reden da über eine Gruppe im Alter von etwa neun bis 17 Jahren. Sie begehen zum Teil alleine Straftaten, aber auch in der Gruppe.“
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Auch Bianca J.s 13-jähriger Sohn musste bereits erfahren, wie es ist, wenn die berüchtigte Bande einen ins Visier nimmt. Er sei mit Freunden im Kino gewesen, danach hätten die Freunde weiter in die Stadt ziehen wollen, als plötzlich die Gruppe aufgetaucht sei. „Sie haben die umzingelt und versucht, wieder eine Schlägerei zu provozieren“, erzählt die Mutter im Gespräch mit RTL. Eine Freundin des Sohnes habe die Szene mit ihrem Handy gefilmt. Daraufhin habe die Jugendbande das Mädchen „massiv bedroht“. Sie solle ihr Handy bitte wegtun, „sonst passiert was“, schildert die Mutter. Auch in der Schule nimmt der Schrecken für ihren Sohn kein Ende.
NRW-Innenminister: „Es kann nicht sein, dass sie machen, was sie wollen“

Auf dem Schulhof werde ihr Sohn bereits seit vergangenen Herbst immer wieder „umzingelt“. Die Gruppe lauere ihm auf und versuche dann, ihn zu Schlägereien zu provozieren, so Bianca J. Irgendwann litt der Junge psychisch so sehr unter den ständigen Attacken und Provokationen, dass die Eltern ihn krankschreiben ließen. Schließlich schien der Schulwechsel die einzig sinnvolle Lösung zu sein. „Wir können ihn nicht mehr auf diese Schule schicken“, sagt Biancas Mann Mike zu RTL.
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Der Anführer er Jugendbande soll ein Zwölfjähriger sein. Bis zu 50 Straftaten verbucht die Polizei auf sein Konto. Eine Strafe muss er aber nicht befürchten, denn Kinder im Alter von unter vierzehn Jahren sind nicht strafmündig. Bei Kinder- und Jugendkriminalität kocht immer wieder die Debatte über eine Herabsetzung der Strafmündigkeit hoch. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) findet, man sollte darüber nachdenken, wie der Staat mit Jugendkriminellen umgeht. „Es geht jetzt nicht darum, Kinder und Jugendliche ins Gefängnis zu packen, aber es kann auch nicht sein, dass sie machen, was sie wollen. Und der ein oder andere, der hier bandenmäßig sich zusammengeschlossen hat und einen Hintergrund hat, der nicht deutsch ist, der muss auch lernen, dass bei uns das Regeln einhalten ein Phänomen ist. Hier kannst du nicht die Gewalt selber anwenden.“ Konkreter wurde der CDU-Politiker aber nicht.
Wie die Polizei gegen die Jugendbande vorgeht
Laut Polizeisprecher Thorsten Ohm setzen die Beamten auf drei Strategien, um dem Problem Herr zu werden: höhere Polizeipräsenz, gründliche Ermittlungsarbeit und Opferschutzmaßnahmen. Die Polizeipräsenz in der Innenstadt von Ahaus sei bereits erhöht worden, sowie an Orten, von denen die Beamten wissen, dass die Gruppe sich dort aufhält. Darüber hinaus sei es wichtig, gründlich zu ermitteln. „Wir wollen jeden einzelnen Vorfall aufklären und ermitteln, der dort im Zusammenhang geschehen ist“, so Ohm. Nicht zuletzt sollen auch die Opfer „angemessenen Schutz“ und die „Möglichkeit zur Aufarbeitung“ bekommen. (rhe)