Ausgeliefert?

Lieferando entlässt rund 2.000 Fahrer in Deutschland

Der Lieferdienst Lieferando reduziert seine Fahrerflotte in Deutschland um rund ein Fünftel. (Archivbild)
Der Lieferdienst Lieferando reduziert seine Fahrerflotte in Deutschland um rund ein Fünftel. (Archivbild)
Sebastian Gollnow/dpa

Es ist ein harter Schlag für viele Menschen, die täglich Essen an Haustüren bringen.
Lieferando, einer der größten Essenslieferdienste Deutschlands, streicht bis Ende 2025 rund 2.000 Stellen. Das sind fast ein Fünftel aller fest angestellten Fahrer. Besonders in Städten wie Hamburg, aber auch in Bochum, Wiesbaden und Lübeck soll das bisherige Modell durch Subunternehmen ersetzt werden. Die Auslieferung auf der sogenannten „letzten Meile” soll künftig häufiger durch externe Logistikpartner erfolgen – inklusive deren eigenem Personal.

„Wettbewerb wird härter” – Lieferando rechtfertigt Stellenabbau

„Die Wettbewerbslandschaft und der Markt ändern sich immer rasanter”, sagte Deutschlandchef Lennard Neubauer der dpa. Kunden erwarten „zuverlässigen Service und kurze Bestellzeiten”, die man an manchen Orten mit der bisherigen Struktur nicht mehr leisten könne.”

Der Umbau soll bis spätestens Frühjahr 2026 abgeschlossen sein.

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Festanstellung war bisher Standard – nun droht Unsicherheit

Lieferando hatte bislang mit einem Modell geworben, das in der Branche eher unüblich war. Die meisten Fahrer sind fest bei der Tochter Takeaway Express angestellt, mit Lohnfortzahlung und Sozialabgaben. Dieses Modell galt vielen als Gegenmodell zu Scheinselbstständigkeit, einem der größten Probleme der Plattform-Ökonomie.

Künftig sollen rund fünf Prozent des Liefervolumens durch externe Partner abgewickelt werden, laut Lieferando unter strengen Auswahlkriterien, mit „fairer Bezahlung und Festanstellung” der Fahrer bei Partnerfirmen.

Gewerkschaften: „Das ist ein Rückschritt”

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist alarmiert. Seit Jahren fordert sie einen Tarifvertrag für Lieferando-Fahrer sowie 15 Euro Mindestlohn. Erst vor wenigen Wochen rief sie erneut zu Warnstreiks in Hamburg auf.

Mit der Auslagerung an Drittanbieter könnte die Tarifbindung massiv erschwert werden. Denn: Bei Subunternehmen gelten andere Arbeitsverträge und oft andere Standards.

Während Plattformen wie Wolt oder Uber Eats seit Langem auf selbstständige Rider setzen, galt Lieferando als sozialpolitisch besser aufgestellt. Jetzt droht ein Rückschritt – zumindest in Teilen. (kra, mit dpa)