Bei Scheidung: mehr Kümmern - weniger UnterhaltWas der Justizminister jetzt beim Geld für Trennungsfamilien ändern will

ARCHIV - 20.06.2018, Dresden: Ein Mann hält ein Baby auf dem Arm. (zu dpa "Familienministerin will Unterhalt für Trennungskinder neu ordnen") Foto: Monika Skolimowska/ZB/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wenn das Kind nach der Trennung zwar bei der Mutter lebt, der Vater sich aber trotzdem an mehreren Tagen in der Woche kümmert, soll das Auswirkungen auf die Höhe des Unterhalts haben.
skm dna kde, dpa, Monika Skolimowska

Wer sich mehr engagiert, soll weniger zahlen!
Justizminister Marco Buschmann (46/FDP) möchte das Unterhaltsrecht reformieren. Lebt das Kind hauptsächlich bei einem Elternteil, der oder die andere kümmert sich aber mehr als der Durchschnitt, sollen auch weniger Unterstützung gezahlt werden. Aber ist das auch fair? Was Sie jetzt wissen sollten…

Was ist überhaupt geplant?

Bundesjustizminister Marco Buschmann FDP am 16.08.23 bei der Kabinettsitzung der Bundesregierung im Kanzleramt in Berlin. Foto: bildgehege Kabinettsitzung der Bundesregierung *** Federal Minister of Justice Marco Bushman FDP on 16 08 23 at the cabinet meeting of the federal government in the Chancellery in Berlin photo bildgehege cabinet meeting of the federal government
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP): "Wir werden die Unterhaltslasten fairer verteilen."
www.imago-images.de, IMAGO/Bildgehege, IMAGO/bildgehege

Die Reform soll insbesondere Trennungsfamilien betreffen, in denen zwar ein Elternteil die Hauptbetreuung leistet, der andere Elternteil sich aber auch zu 30 oder 40 Prozent einbringt. „Wir wollen klare und faire Regeln dafür schaffen, wie diese Leistung des mitbetreuenden Elternteils beim Kindesunterhalt zu berücksichtigen ist“, sagt Buschmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Er rechnet vor: Angenommen der mitbetreuende Vater verdient 4.000 Euro, die hauptbetreuende Mutter 2.000 Euro und der Vater übernimmt 40 Prozent der Erziehungsleistung: In diesem Fall zahle der mitbetreuende Vater bisher mit großer Wahrscheinlichkeit mehr als 500 Euro Unterhalt. „Wenn unsere Pläne umgesetzt werden, wird der Vater etwas mehr als 400 Euro zahlen.“

Lese-Tipp: Wieviel Unterhalt steht Ihnen zu? Hier finden Sie die aktuellen Sätze der Düsseldorfer Tabelle.

Konkreter wird er im Interview noch nicht, kündigt aber an, „in den nächsten Tagen“ Eckpunkte für einen Gesetzentwurf vorzulegen.

Esken: "Nicht zulasten der zumeist in der Hauptsache erziehenden Mütter“

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) findet die Idee generell gut, warnt aber vor negativen Auswirkungen. Die Reform dürfe auf keinen Fall zum Nachteil der Mütter, die sich hauptsächlich um die Kinder kümmern, ausgestaltet werden und vor allem nicht am Existenzminimum der Kinder kratzen. „Denn die Armutsfalle lauert überall“, sagte Sprecher Peter-Michael Zernechel der ARD.

Ähnlich äußert sich auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken: Das Existenzminimum des Kindes muss klar geschützt werden, „und die Reform darf auch nicht zulasten der zumeist in der Hauptsache erziehenden Mütter gehen“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). „Es ist völlig klar, dass ihre finanziellen Aufwände für das Kind durch die geteilte Sorge nur geringfügig sinken.“ Esken sieht die Reformpläne aber grundsätzlich im Einklang mit den familienpolitischen Zielen der Ampel. Dazu gehört, dass Männer und Frauen in der Familienarbeit gleichermaßen Verantwortung übernehmen. Das gilt auch für getrenntlebende Eltern, so Esken. Die partnerschaftliche Sorge diene den Kindern. „Wo sie gelingt, wollen wir dies deshalb im Unterhaltsrecht besser berücksichtigen“, sagte die SPD-Chefin.

Diese Sorgen sollen aber unberechtigt sein, wie ein Sprecher Buschmanns am Montag betont: „Der Minister hat deutlich gemacht, dass diese Reform nicht dazu führen wird, dass Kinder schlechter stehen. Die Unterhaltsansprüche von Kindern bleiben gleich, der Mindestunterhaltsanspruch von Kindern ändert sich in der Höhe nicht. Das ist die zentrale Maßgabe bei diesem Reformvorschlag. Und das ist auch die Antwort auf die Sorgen, die jetzt kursieren.“ Das geltende Unterhaltsrecht gehe von einem Rollenmodell aus, das sich in der sozialen Realität nicht mehr vollends widerspiegelt, „nämlich der Idee, dass nach einer Trennung nur ein Elternteil die Betreuung übernimmt und der andere im Wesentlichen sich auf das Überweisen von Geld beschränkt und das Kind vielleicht einmal im Monat am Wochenende sieht“, so der Sprecher weiter.

Lese-Tipp: Liebe ohne Trauschein? Was unverheiratete Frauen in Sachen Geld unbedingt beachten sollten

Ampel hat sich im Koalitionsvertrag auf Änderungen zum Unterhaltsrecht verständigt

Übrigens: Auf Änderungen im Unterhaltsrecht hatten sich SPD, Grüne und FDP schon in ihrem Koalitionsvertrag verständigt. „Wir wollen im Unterhaltsrecht die Betreuungsanteile vor und nach der Scheidung besser berücksichtigen, ohne das Existenzminimum des Kindes zu gefährden“, heißt es im Abschnitt zum Familienrecht. (eku/dpa)

Politik & Wirtschaftsnews, Service und Interviews finden Sie hier in der Videoplaylist

Playlist 50 Videos

Spannende Dokus und mehr

Sie lieben spannende Dokumentationen und Hintergrund-Reportagen? Dann sind Sie auf RTL+ genau richtig: Sehen Sie die Geschichte von Alexej Nawalny vom Giftanschlag bis zur Verhaftung in „Nawalny“.

Oder: Die Umstände des mysteriösen Tods von Politiker Uwe Barschel werfen auch heute noch Fragen auf. Sehen Sie auf RTL+ die vierteilige Doku-Serie „Barschel – Der rätselhafte Tod eines Spitzenpolitikers“.

Wie läuft es hinter den Kulissen von BILD? Antworten dazu gibt es in der spannenden Doku „Die Bild-Geschichte: Die geheimen Archive von Ex-Chef Kai Diekmann.“ Er hat Politiker kennengelernt, Skandale veröffentlicht und Kampagnen organisiert. Die Doku wirft einen kritischen Blick auf seine BILD-Vergangenheit.