David (19) organisierte Gedenkveranstaltung mit 1.000 Menschen in Mühlhausen
Trauer nach Horror-Unfall in Thüringen: "Ich erfuhr zu Hause, dass meine Freunde tot sind"
Nach dem schweren Unfall am vergangenen Samstagabend mit sieben Todesopfern bei Bad Langensalza ringt die Region noch immer um Fassung. Am Dienstag trauerten viele Familienangehörige, Freunde und Bekannte bei einer privaten Gedenkveranstaltung in Mühlhausen. Organisator David Hellbig sprach mit RTL über die schweren vergangenen Tage.
David Hellbig fuhr kurz nach dem Unfall selbst auf der B 247
„Was die Einsatzkräfte bei diesem Einsatz erlebt haben, ist nicht in Worte zu fassen und mit nichts zu vergleichen. Das war der schwerste Einsatz der Geschichte in unserem Zuständigkeitsbereich,“ sagt Feuerwehrmann Steven Dierbach über den schweren Frontalcrash auf der B 247 bei Bad Langensalza. Wie schwer muss es da erst fallen, als Freund unmittelbar an dem Ort zu sein, an dem fünf junge Menschen und zwei weitere Personen kurz zuvor verbrannten?
David Hellbig fährt am Samstagabend von seinem Arbeitsort in Erfurt mit dem Auto nach Hause, als er auf der B 247 plötzlich nicht mehr weiterfahren kann. Das Absperrband der Polizei bringt ihn zum Stehen, es gab einen Unfall, sagen ihm die Beamten. Dass seine engsten Freunde unter den Todesopfern des Unfallhorrors sind, kann David zu diesem Zeitpunkt nicht wissen.
Erst später erfährt er von seiner Familie, was auf Bundesstraße passiert war: "Ich erfuhr zu Hause, dass meine Freunde tot sind." Fünf junge Menschen starben, weil ein Auto mit ihrem Wagen zusammengestoßen war. Es ist ein schlimmer Schicksalsschlag für den 19-Jährigen.
Mühlhausen: Über 1.000 Menschen trauern
„Ich war am Sonntag bei zwei Familien, fünf Opfer waren meine Freunde, zwei davon meine besten. Ich dachte, dass wir irgendwas unternehmen müssen, damit wir alle Abschied nehmen können: Freunde, Familie, Bekannte“, sagt David Hellbig im Gespräch mit RTL. Er versucht, sich, so gut es geht, von dem Geschehenen abzulenken, verbringt viel Zeit mit Freunden.
Der Student stellt eine Gedenkveranstaltung am Dienstag auf dem Untermarkt in Mühlhausen auf die Beine. Die Anteilnahme ist riesig, mehr als 1.000 Menschen folgen seinem Aufruf. Nach einer kleinen Rede legt die Trauergesellschaft Blumen und Kerzen nieder, es folgt ein Marsch zur örtlichen Jugendkirche, an der die Trauernden ein weißes Herz für die fünf 19-jährigen Opfer aufstellen. Am Mittwochabend wird es einen Trauergottesdienst in Mühlhausen geben.
Unterdessen laufen die Ermittlungen zum genauen Hergang des Unfalls auf Hochtouren. Bislang steht fest: Am frühen Samstagabend geriet ein BMW in einer langgezogenen Kurve in den Gegenverkehr, prallte dort frontal mit zwei Fahrzeugen zusammen. Beide Fahrzeuge fingen sofort Feuer, insgesamt starben sieben Menschen. Nicht Ronny L. (45) und sein 34-jähriger Mitfahrer, sie saßen im Auto, das den Unfall verursachte – betrunken. L. soll nach ersten Erkenntnissen rund zwei Promille im Blut gehabt haben. Fest steht, dass er seit 2007 keinen Führerschein besaß. Ob er wirklich am Steuer saß, wie zuerst berichtet, ist inzwischen unklar.
Unfall in Bad Langensalza: Wende bei Ermittlungen?

Denn inzwischen ermittelt die Polizei auch gegen seinen Mitfahrer. Aussagen von Ersthelfern und Spuren sind dazu laut Ulf Walther, stellvertretender Leiter der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, ausschlaggebend gewesen. Auch der zweite Mann aus dem BMW habe keine Fahrerlaubnis gehabt und „unter erheblichem Alkoholeinfluss gestanden.“ Die Frage, wer wirklich am Steuer saß, ist Teil der umfangreichen Ermittlungen.
Vernehmungsfähig sei der noch nicht, auch das abschließende Blutprobenergebnis der beiden Verdächtigen stehe noch aus. Neben den fünf 19-jährigen Freunden verloren auch ein 44-jähriger Insasse des Verursacher-Autos und ein 60-jähriger Fahrer eines weiteren Autos ihr Leben.