Es ist ein Wunder, dass Young S. aus dem US-Bundestaat Washington noch lebt - und hier in einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess als Zeugin gegen ihren Peiniger aussagen kann. Vor der Kamera will die 42-Jährige sich nicht zeigen, sie ist schwer traumatisiert.
„Er hat mehrfach mit einem Messer auf meine Brust eingestochen und dann hat er mich lebendig begraben.“
Lebendig begraben vom eigenen Ehemann! In den USA steht Chae Kyong An nun wegen versuchten Mordes vor Gericht. Was für eine Strafe der 54-Jährige für seine Wahnsinnstat bekommt.
16. Oktober 2022:
In kleinen Ort Lacey im US Bundestaat Washington geht ein Notruf ein. Am anderen Ende: eine gedämpfte Frauenstimme
„Können Sie mich verstehen?“
Die Polizistin kann die Frau nicht verstehen, aber weiss sofort: Die Anruferin schwebt in Lebensgefahr
„Ok, ich hole Ihnen Hilfe!”
Die Beamtin kann die Anruferin lokalisieren. Als die Polizei am Haus eintrifft, rast ein Auto an ihnen vorbei. Die Polizei ahnt nicht, dass es
Chae Kyong An ist. Seine Ehefrau liegt geknebelt und gefesselt im Auto.
„Was ist passiert?"
Young S. und Chae Kyong An sind seit 20 Jahren verheiratet, haben zwei gemeinsame Kinder. Aber Anfang des Jahr trennt sich das Paar. Die Scheidung- ein Rosenkrieg. Trotzdem kommt Chae gelegentlich zu Besuch, um seine Wäsche zu waschen.
„Am Tattag diskutieren die Beiden über Finanzen.. Dabei kommt zu einem heftigen Streit. Young Sook bittet ihren Mann das Haus zu verlassen. Stattdessen überwaeltigt er sie in ihrem Schlafzimmer, schlägt ihr mehrfach auf den Kopf, fesselt und knebelt sie. Die Kinder sind bei Freunden, aber Young Sook schafft es noch über ihre Smartwatch den Notruf zu wählen"
Young S.'s Ehemann fährt mit ihr in ein 10 Kilometer entferntes Waldstück. Dort sticht er seine Noch-Ehefrau nieder, sagt, sie müsse nun sterben. Hilflos muss die gefesselte Young S. mit ansehen, wie ihr Mann ein Grab für sie schaufelt.
„Danach wirft Chae seine Frau ins Grab, schaufelt Erde auf sie und befestigt alles mit schweren Ästen. Young Sook hat Todesangst. Doch wie durch ein Wunder überlebt sie. Immer wieder bewegt sie sich im Grab, schafft es dadurch die Erde von ihrem Gesicht abzuschütteln, damit sie Luft bekommt.
Nach vielen Stunden in ihrem dunklen Verlies gelingt es Young S. das Klebeband von ihren Handgelenken zu lösen. Sie kann sich befreien und läuft 30 Minuten durch den Wald, um Hilfe zu holen.
Der 54-Jährige Ex-Militär soll versucht haben, Young S. umzubringen, weil er keinen Unterhalt zahlen wollte. Vor Gericht zeigt er sich reumütig.
„Ich kann mich nicht an alles erinnern. Aber es tut mir so leid."
„Ich weine sehr oft in Haft.(...)
Ich weine nicht, weil ich im Gefängnis bin, sondern meine Familie kaputt ist."
Für Young S. ist die Begegnung mit ihrem Ex-Mann extrem belastend, sie soll große Angst vor ihm haben. Die 42-Jährige bekommt vor Stress solche Atemnot, dass Ärzte ihr während des Prozesses zur Hilfe eilen müssen. Dann das Urteil: Für 13 Jahre muss Chae Kyong An in Haft.
„Der Richter hat mildernde Umstände gelten lassen. Chae Kyong An leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, die sein Handeln am Tattag beeinflusst hat. Außerdem hat er vor Gericht Reue gezeigt."
Der 54-Jährige hat mehr als 30 Jahre lang dem US-Militär gedient. Deswegen soll er an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Das Gericht ordnete an, dass Chang Kyong An mit seiner Ex-Frau, der er so unbeschreibliche Qualen zugefügt hat, nie wieder in Kontakt treten darf.