Müssen wir uns Sorgen machen?

In Deutschland steigen die Keuchhusten-Fälle - bei diesen Symptomen solltet ihr hellhörig werden

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Die Keuchhusten-Zahlen steigen an - und sind vor allem für Kinder gefährlich.
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Immer mehr Keuchhusten-Fälle in Europa!
Auch bei uns in Deutschland sind die Fallzahlen hoch. Tendenz steigend: In Baden-Württemberg wurden bereits über 2.500 Fälle gemeldet, in Hamburg und Schleswig-Holstein macht sich ebenfalls ein Aufwärtstrend der Atemwegserkrankung bemerkbar. Das Landesgesundheitsamt (LGA) spricht sogar von einer Epidemie. Wir erklären, was ihr jetzt wissen müsst.

Keuchhusten in Deutschland: Zahlen steigend deutlich an - woran das liegt

Deutlich mehr Menschen sind in diesem Jahr in Deutschland an Keuchhusten (Pertussis) erkrankt als im Vergleichszeitraum der Vorjahre: Bis Mitte Mai wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) rund 4.500 Fälle gemeldet.

2023 waren es im gleichen Zeitraum nur etwa 1.500 Fälle.

Woran liegt das?

Der Kinderärztin und Epidemiologin Viktoria Schönfeld vom RKI zufolge kann das mehrere Ursachen haben. „Es gibt natürliche Schwankungen, durch die alle drei, vier, fünf Jahre deutlich höhere Zahlen zu beobachten sind. Es kann sein, dass wir jetzt auch in so was reinrutschen“, sagte die RKI-Expertin der Deutschen Presse-Agentur. Laut RKI steigen die Keuchhusten-Fälle auch in anderen westlichen Ländern alle paar Jahre an.

Schönfeld zufolge hängt der Anstieg aber auch mit sogenannten Nachholeffekten zusammen.

Während der Corona-Pandemie hatten viele Menschen wegen der Infektionsschutzmaßnahmen keinen Kontakt mit dem Keuchhusten-Erreger, wie die Expertin erklärte. Die Immunität in der Bevölkerung sei deswegen niedriger, und der Erreger könne sich besser verbreiten. Auch bei anderen Infektionskrankheiten sei das zu beobachten.

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Immer mehr Keuchhusten-Fälle: Für diese Altersgruppe wird's gefährlich!

Für besonders besorgniserregend hält die Expertin die Entwicklung in Deutschland nicht. „Wir haben ein Jahr mit vielen Keuchhusten-Erkrankungen, aber es gab auch schon Jahre, die mehr Keuchhusten-Erkrankungen in den ersten Quartalen hatten.“

Laut RKI äußert sich die Krankheit oft durch lang anhaltenden Husten, der mehrere Wochen bis Monate dauern kann. Nach Ausbruch der Krankheit ist der Patient für etwa fünf bis sechs Wochen ansteckend.

  • Für gesunde Erwachsene ohne Risikofaktoren – wie hohem Alter – sei eine Infektion nicht sehr gefährlich, erklärte Schönfeld.

  • Für Neugeborene hingegen schon:„Richtig gefährlich ist Keuchhusten für Säuglinge, und zwar für die, die sehr klein, also unter einem halben Jahr alt sind.“ Wenn Säuglinge erkrankten, kämen viele von ihnen zur Beobachtung oder Behandlung ins Krankenhaus. „Das Risiko bei Säuglingen ist, dass sie nicht unbedingt mit Husten auffallen, sondern wie bei vielen anderen Erkrankungen aufhören zu trinken und schlapp sind. Anstelle von Hustenattacken haben sie häufig Atemaussetzer. Das ist, was das Ganze gefährlich macht.“ Todesfälle gebe es in Deutschland aber selten.

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Keuchhusten-Symptome: Achtet auf folgende gesundheitliche Anzeichen

Das Keuchhusten-Bakterium wird über die Luft übertragen.

Folgende Symptome, die sich nach ca. ein bis drei Wochen nach Infektion bemerkbar machen, können ebenfalls auf die Atemwegserkrankung hindeuten:

  • Schnupfen

  • leichter Husten

  • Heiserkeit

  • gerötete Bindehäute

  • leichtes Fieber

In der zweiten Phase, die vier bis sechs Wochen andauert, kommt der charakteristische Keuchhusten zum Vorschein, der sich in wiederholten krampfartigen Hustenanfällen bis hin zur Atemnot äußert.

Oft dauert die stakkatoartige Hustenattacke minutenlang. Sie endet mit einem juchzenden Einatemgeräusch, das durch einen Kehlkopfkrampf verursacht wird.

Meist würgen die Betroffenen anschließend zähen Schleim aus, manchmal erbrechen sie auch.

Bis zur vollständigen Ausheilung kann bis zu einem Vierteljahr vergehen.

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Im Video: Was ist Keuchhusten?

Expertin: „Keuchhusten ist wahnsinnig ansteckend“ - Impfungen können schützen

Die Impfung ist der Expertin zufolge wichtig. Für Neugeborene werden in Deutschland drei Impfungen im Alter von zwei, vier und elf Monaten empfohlen. „Das Problem ist, dass die Impfung nach einigen Jahren nicht mehr so gut wirkt.“

Auffrischungsimpfungen seien daher wichtig, vor allem um Säuglinge vor einer Ansteckung zu schützen. „Keuchhusten ist wahnsinnig ansteckend“, sagte Schönfeld. In Deutschland lag die Impfquote bei Schulanfängern im Jahr 2018 nach RKI-Angaben bei etwa 93 Prozent.

Auch bei Erwachsenen sei die Auffrischungsimpfung wichtig. Bei Jugendlichen und Erwachsenen hingegen ist die Quote laut Schönfeld jedoch deutlich verbesserungswürdig und bei Schwangeren mit einem Anteil von etwa 40 Prozent „deutlich zu niedrig.“ (dpa/pdr/vdü)

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