Sie hatte schon Abschiedsbriefe geschrieben
„Ich hatte Todesangst!" Cordula Peters lebt seit 30 Jahren mit einer Spenderlunge

„Ich schätze das Leben viel mehr wert.“
Denn Cordula Peters aus Flensburg (Schleswig-Holstein) hat ein neues Leben geschenkt bekommen. Vor 30 Jahren wurde der heute 56-Jährigen eine Spenderlunge transplantiert. Der Weg dahin war kein leichter.
Immer wieder Lungenentzündungen
„Schon im Schulkindalter fing das an: Ich hatte immer wieder Bronchitis-Schübe“, erzählt Peters in einem Gespräch mit RTL. Dabei bleibt es allerdings nicht – als die Flensburgerin in den 80er-Jahren ihre Ausbildung zur Krankenschwester beginnt, bekommt sie immer wieder Lungenentzündungen.
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Ärzte stellen die Flensburgerin vor eine Entscheidung
Peters kommt in das Universitätsklinikum Lübeck. „Dort wurde dann festgestellt, dass ich Bronchiektasen habe, das sind so Erweiterungen in der Lunge, wo das Sekret versackt“, erzählt die Flensburgerin weiter. Die seien so groß geworden, dass Teile der Lunge entfernt werden mussten, so Peters. Die Ärzte geben ihr zwei Optionen: Entweder es bleibe so wie es ist, oder sie müsse sich einer Lungentransplantation unterziehen.
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„Für mich war da eigentlich sofort klar, dass ich natürlich die neue Lunge nehme. Ich habe mir damals vorgestellt, dass man dann auch unendlich lange leben kann - so wie die anderen auch“, beschreibt Peters ihre damalige Situation. Doch dann liest die damals 26-Jährige in einer Statistik: Fünf Jahre nach einer Transplantation lebt nur noch die Hälfte. „Da dachte ich mir: Was habe ich jetzt nur gemacht?“
Die damals 26-Jährige schreibt Abschiedsbriefe an ihre Liebsten

Bis die Schleswig-Holsteinerin eine neue Lunge bekommt, braucht es drei Anläufe: Die erste Lunge ist mit Bakterien infiziert, in die zweite Lunge ist Magensaft gelaufen. In der Zeit, insgesamt drei Monate, ist Cordula Peters auf der höchsten Dringlichkeitsstufe in Europa für ein Spenderorgan, so schlecht geht es ihr. Ihr Seelsorger rät ihr sogar, Abschiedsbriefe zu schreiben. „Das war schon ziemlich heftig, denn ich kämpfe hier ja um mein Leben und nicht um meinen Tod“, erinnert sich Peters. Doch dann denkt sie nochmal drüber nach und schreibt sie doch.
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Am 30. August 1994 kommt dann der dritte Anruf. Cordula Peters fliegt mit dem Hubschrauber von Lübeck nach Kiel. Diesmal ist es anders: denn die junge Frau kommt direkt in den OP. Ihre Eltern sind auch da. „Mein Vater schluckte nur, meine Mutter sagte noch: Wir sehen uns gleich wieder. Und mein letzter Gedanke vor der OP war: Lieber Gott, hilf mir da jetzt durch!“
Zeit nach der Transplantation: Peters hat „Todesangst"

Nach der OP begannen die schwersten Tage ihres Lebens, so die Flensburgerin: „Da habe ich das Wort Todesangst meinen Eltern auf einen Zettel geschrieben.“ Denn durch den Beatmungsschlauch kann Cordula Peters nicht sprechen. Nach sieben Tagen wird die Maschine abgestellt. Nach vier Wochen Krankenhaus kommt sie noch in die Reha – und dann endlich nach Hause. „Da war ich erstmal in einem seelischen Loch, denn der ganze Tagesablauf war in den letzten zwei Jahren ja im Krankenhaus vorgegeben“, beschreibt die 56-Jährige die Situation.
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Der Kampf zurück ins Leben
„Dann habe ich mich aber relativ schnell wieder berappelt, konnte auch wieder gut Luft kriegen, konnte auch körperlich wieder mehr machen“, so Peters. Als Krankenschwester arbeiten, das geht nicht mehr, doch die Flensburgerin schult um zur Betreuerin für Demenzerkrankte – arbeitet auch in einem Altenheim: „Ich hab das Gefühl, ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben, und natürlich auch Danke sagen.“ Diese Dankbarkeit ist tief in der Schleswig-Holsteinerin verankert, vor allem gegenüber allen, die ihr beigestanden haben: den Professoren, den Ärzten, Freunden und Familie. „Und vor allem gegenüber den Angehörigen und dem Organspender“, ergänzt sie.
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Das Leben feiern

Und auch die Sicht auf das Leben verändert sich bei Cordula Peters: „Das Beste ist eigentlich, dass man überhaupt die Chance bekommen hat nochmal zu leben und dann sieht man vieles auch viel intensiver.“ Und die Überlebensrate, bei einer Lungentransplantation zwischen 1990 und 2015, liegt laut Lungeninformationsdienst drei Monate nach der OP bei 89 Prozent. 80 Prozent nach einem Jahr, 53 Prozent nach fünf Jahren und 32 Prozent nach zehn Jahren.
Heute hat die 56-Jährige eine Lungenfunktion von 96 Prozent. Peters kann radfahren, schwimmen, wandern – einfach ihr Leben genießen. Und das feiert sie auch jedes Jahr am Tag der Transplantation am 24. August: „Dieses Jahr werde ich alle meine Verwandten einladen, also das ist schon ein besonderer Tag für mich.“