Ein Kommentar zum Leben mit Zöliakie
Einmal glutenfrei bitte! - keine Modeerscheinung, sondern lebenswichtig
von Svenja Hoffmann
Das Wort „glutenfrei“ mag für viele nach Modeerscheinung und Trend klingen – für mich bestimmt dieses kleine Worte jedoch mein Leben. Nicht aus Trend-, sondern aus ernsten gesundheitlichen Gründen. Dass das Thema von vielen belächelt und als "Modeerscheinung" abgestempelt wird, macht das Leben mit der Einschränkung, glutenfrei leben zu müssen, nicht leichter. Ein Appell an alle, die "glutenfrei" bisher nicht ernst genommen, sondern belächelt haben.
Unentdeckt kann sie ernste Folgen haben: Zöliakie ist keine Modekrankheit
Seit sieben Jahren hat ein kleines Wort einen enormen Einfluss auf mein Leben: „glutenfrei“. Denn vor sieben Jahren wurde bei mir Zöliakie diagnostiziert. Eine chronische Immunerkrankung, die eine streng glutenfreie Ernährung verlangt. Der Grund: Ähnlich wie bei Bakterien versucht der Körper Gluten zu bekämpfen, wenn es in den Darm gelangt. Die Folge: Die Dünndarmschleimhaut entzündet sich, Nährstoffe können nicht mehr richtig aufgenommen werden. Es kommt zu Mangelerscheinungen.
Lese-Tipp: Zöliakie-Checkliste: Diese Symptome deuten auf eine Glutenunverträglichkeit hin
Also heißt es für mich bei jedem Einkauf: Zutatenlisten aller Produkte checken, die im Einkaufswagen landen sollen. Das ist nicht nur ein zeitlicher Aufwand, auch preislich schlagen speziell glutenfreie Produkte enorm zu Buche. Ein Beispiel: 500 Gramm „normale“ Fussilli-Nudeln bekommt man für rund einen Euro. 500 Gramm der glutenfreien Variante kosten hingegen rund 1,70 Euro. Wie sich derartige Preisunterschiede auf einen kompletten Einkauf mit Mehl, Brot etc. auswirken, kann man sich vorstellen.
"Glutenfrei" ist nicht trendy
Doch als wären die zuvor genannten Punkte nicht schon genug Einschränkung, kommt hinzu, dass es gar nicht für alle Lebensmittel, die ich vor der Diagnose gerne gegessen habe, eine glutenfreie Alternative gibt. Das Leben mit Zöliakie bedeutet also vor allem eines: ein Leben mit Verzicht. Allerdings ist man bereit, diese Einschränkungen zu akzeptieren. Für die eigene Gesundheit – denn die ist nun mal das höchste Gut.
Was ich – wie auch viele andere Betroffene – jedoch nicht bereit bin zu akzeptieren, sind gewisse Reaktionen anderer Menschen. Während das Wort „glutenfrei“ bei den einen ernsthaftes Interesse weckt, wird man von anderen hingegen belächelt, sobald man erwähnt, dass man glutenfrei essen muss. Der ersten Gruppe antwortet man gerne auf Fragen, erklärt, welcher Grund dahinter steckt – gerne auch immer wieder aufs Neue. Denn Aufklärung ist bei diesem Thema enorm wichtig. Aus dem Grund, da es eben auch die zweite Gruppe von Menschen gibt: Diejenigen nämlich, die dafür sorgen, dass man sich als Betroffener ganz genau überlegt, ob man offen mit seiner Erkrankung umgeht, oder ob man es nicht doch lieber versucht zu verbergen. Diejenigen, die „glutenfrei“ als Modeerscheinung und eine Glutenunverträglichkeit als Modeerkrankung abtun.
Doch Zöliakie ist nun einmal alles andere als das: Wenn man Zöliakie hat, ist es keine Entscheidung, glutenfrei zu essen, es ist eine Pflicht. Auch macht man das nicht, weil glutenfrei gerade „in“ ist, sondern weil der Verzehr von Gluten Schmerzen und verheerende Langzeitfolgen bewirken würde. Eines kann ich ganz gewiss sagen: Wenn ich es nicht müsste, würde ich kein glutenfreies Leben führen, denn es ist alles andere als spaßig oder trendy.
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Ein Appell an alle, die „glutenfrei“ bisher eher belächelt haben
Ein Appell an alle, die „glutenfrei“ bisher nicht ernst genommen, sondern es eher belächelt haben: Wie auch in allen anderen Bereichen, sollte man die Lebensstile anderer Menschen nicht gleich in eine („Mode“)Schublade stecken – schon gar nicht, wenn man die Hintergründe nicht kennt.