Ehrliche Einblicke in ein Leben mit Depressionen

Para-Schwimmerin kämpft um ihre Gesundheit

Schwimmen Berlin 01.04.2022 Paraschwimmen IDM Berlin 2022 Maike Naomi Schwarz (GER) Foto: Tilo Wiedensohler/camera4 || Mindestpreis 60 Euro
Para-Schwimmerin Maike Naomi Schwarz hat schwere Jahre hinter sich.
R4230 Tilo Wiedensohler, Tilo Wiedensohler/camera4

Ihr Kampf beeindruckt!
Maike Naomi Schwarz hat schwierige Jahre hinter sich. Depressionen nehmen ihr den Sport und die Lebensfreude. Stück für Stück kämpft sich die 29-Jährige zurück – doch ganz besiegen wird sie die Krankheit vermutlich nie!

Depressionen nahmen ihr den Sport und die Lebensfreude

Kurz vor den Paralympics in Tokio 2021 zog Maike Naomi Schwarz die Notbremse. Wegen Depressionen sagte die Para-Schwimmerin ihre Teilnahme ab. Nichts ging mehr. „Es wurde von Tag zu Tag schlimmer, ich konnte nicht mehr aus dem Bett. Ich konnte nicht mal meinem normalen Alltag mit Essen und Duschen nachgehen“, verrät die sehbehinderte Schwimmerin dem sid. „Am Ende war es keine Entscheidung mehr, die ich bewusst treffen konnte. Es ging einfach nicht mehr.“

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Die Krankheit nahm ihr, was sie so sehr liebte: den Sport und die Lebensfreude. Denn bei der einstigen Frohnatur dominierten plötzlich Selbstzweifel, Angstzustände, Mutlosigkeit und Überforderung.

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Schwarz 18 Wochen in einer Klinik

Leichter wurde es nach der Absage nicht. Im Gegenteil. Für Schwarz ging damit der Kampf gegen ihre tückische Krankheit erst richtig los.„Es war viel schwieriger als gedacht, ich habe es enorm unterschätzt.“ Dabei habe sie sich schon seit 2018 parallel zum Leistungssport „durchgeschleppt“, sei fernab der Öffentlichkeit mit Anti-Depressiva in Therapie gewesen. Die coronabedingte Verschiebung der Paralympics habe ihr schließlich „das Genick gebrochen.“

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Schwarz fiel in ein Loch, musste nach einem Nervenzusammenbruch für 18 Wochen stationär in eine Klinik. „Es war Wahnsinn. Der Weg hat sich Jahre hingezogen und ich muss sagen, dass ich immer noch nicht ansatzweise da bin, wo ich früher war. Und ich bezweifele auch, dass es jemals wieder wird wie davor.“ Die Krankheit sei mittlerweile „ein Teil von mir, mit dem ich besser lerne zu leben“.

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Maike Naomi Schwarz startet bei Para-EM in Madeira

Zu diesem Leben gehört auch wieder ihr geliebter Sport. Im August 2023 nahm Schwarz, die weniger als ein Prozent Sehkraft hat, das Training wieder auf - und kehrt ab Sonntag bei der Para-EM in Madeira für den Deutschen Behindertensportverband (DBS) auf die große Sportbühne zurück.

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Zwar spüre sie die Symptome „in abgeschwächter Form“ immer noch, „aber für meine Verhältnisse in den letzten Jahren geht es mir heute gut.“ Dennoch habe sie „das Gefühl, dass alles schwerer ist. Alles was ich mache, kostet mich viel, viel mehr Kraft, als es mich früher gekostet hat“.

Beim Thema Sport muss sie deshalb ihren unbändigen Ehrgeiz bremsen, Medaillen oder Titel sind erstmal zweitrangig. Die Erfolgsgeschichte ihres Lebens schreibt sie mittlerweile abseits des Beckens. (pol/dpa)

Hier findest du Hilfe in schwierigen Situationen

Solltest du selbst Depressionen haben, suchtkrank oder von Suizidgedanken betroffen sein, suche dir bitte umgehend Hilfe. Versuche, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über Ihre Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Wenn du schnell Hilfe brauchst, dann findest du unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die dir Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.