Claire Wineland (†21) wollte anderen Betroffenen Mut machenPatientin erinnerte sich noch Jahre später: So erlebte ich das künstliche Koma

„So viele Träume, so viele Geschichten.“
Im Alter von 13 Jahren wurde die Mukoviszidose-Patientin Claire Wineland (†21) in ein künstliches Koma versetzt. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen aus dieser Zeit teilte sie vor ihrem Tod vor fünf Jahren mit der ganzen Welt – Worte, die tief berührten.
Wie muss es wohl sein, aus einem Koma zu erwachen?
Wie fühlt es sich an, für eine bestimmte Zeit aus dem Leben gerissen und in ein künstliches Koma versetzt zu werden? Eine Frage, die sich viele Menschen angesichts der aktuellen Berichte über den Zustand von Schauspieler Heinz Hoenig (72) stellen dürften. Seit einer Herz-OP Ende April liegt der 72-Jährige im künstlichen Koma. Laut seiner Ehefrau Annika (39) soll er jetzt zurückgeholt werden, um selbst wichtige Entscheidungen hinsichtlich seiner weiteren Behandlung treffen zu können.
Im Video: Für die schwierigste Entscheidung seines Lebens! Ärzte holen Heinz Hoenig aus dem Koma
Patientin erinnert sich noch Jahre später an ihre Koma-Träume
Die amerikanische Aktivistin Claire Wineland (†21), die an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose litt, konnte erzählen, wie sich dieser Zustand anfühlt. Als ihre Lunge nur einen Tag nach ihrem 13. Geburtstag infolge einer Routineoperation versagte, versetzten Ärzte sie ins künstliche Koma, wie es auf der Website von Claires Stiftung Claire’s Place Foundation heißt. 16 Tage lang habe man sie in diesem Zustand belassen, bevor man Claire aus dem Koma zurückholte.
Lese-Tipp: Aufwachphase: Was passiert, wenn der Patient aus dem Koma erwacht?
2015 – drei Jahre vor ihrem Tod – teilte die damals 17-Jährige ihre Erfahrungen aus dieser Zeit mit der Welt. Auf Instagram und Youtube erzählte sie, was sich während des Komas in ihrem Kopf abgespielt hatte.
Wie durch einen Filter: „Alles, was in der echten Welt passiert, bekommt man auch mit“
„Alles, was in der echten Welt passiert, bekommt man auch mit“, begann sie damals ihre Erzählung. Allerdings durchlaufe das, was man mitbekomme, vorher aufgrund der vielen Medikamente eine Art Filter und komme daher anders im Kopf an, als es sich tatsächlich ereignet.
Als Beispiel schilderte Claire in einem Video die folgende Situation, an die sich sie aus ihrer Zeit im Koma erinnerte:
„Als meine Familie da war, habe ich gehört, was sie gesagt haben. Aber in meinem Kopf waren wir in einer Art Mädchen-Camp und sie haben über ein anderes Mädchen gelästert. Dabei sprachen sie eigentlich über eine Krankenschwester.“ Weiter erzählte sie, dass sie sich daran erinnere, sogar am Gespräch teilgenommen zu haben. Claire habe sogar noch gewusst, was sie damals gesagt hatte, „dabei war es nur eine bizarre Konversation in meinem Kopf“.
Außerdem sei relevant gewesen, wer mit ihr sprach, berichtete Claire. So habe sie die Stimme von vertrauten Personen gedanklich an einen schönen Ort versetzt. Die Stimme eines Fremden habe hingegen dazu geführt, dass sie sich verloren gefühlt habe.
Was in der wahren Welt passierte, schickte Claire gedanklich nach Alaska
Auch an einen gedanklichen Ausflug nach Alaska konnte sich Claire erinnern, wie sie 2015 im Video erzählte. Demnach habe sie stundenlang dagesessen und auf „diese unglaubliche Landschaft gestarrt“. Das Kuriose: Claire hatte Alaska zuvor niemals besucht. Sie sei nicht einmal daran interessiert gewesen. „Es war unfassbar kalt, aber das war mir egal.“ Was sie gedanklich an diesen bestimmten Ort gebracht habe, sei die Kälte von Kühlpacks gewesen, die sie auf der Haut spürte.
Durch ihre Stiftung lebt ein Teil von Claire weiter
Durch den offenen Umgang mit ihrer Krankheit wollte Claire anderen Mukoviszidose-Betroffenen Mut machen. Ihre Stiftung, die sie mit nur 13 Jahren – kurz nachdem sie aus dem Koma erwacht war – gegründet hatte, unterstützt bis heute Familien mit Kindern, die an Mukoviszidose erkrankt sind. Auch wenn Claire am 2. September 2018 den Kampf gegen die Krankheit verlor – durch ihren Einsatz lebt ein Teil von ihr weiter und spendet zahlreichen Menschen Kraft und Hoffnung. (vho)