Wenn Bello mal buddeln darf!
Diese drei Dinge machen euren Hund wirklich glücklich

Ist euer Hund glücklich?
Wir gehen mit unserem Vierbeiner spazieren, kaufen ihm das leckerste Futter und spielen mit ihm – doch ist das unserem Hund wirklich wichtig? Hundetrainerin Anne Bucher sagt bei 20min nämlich ganz deutlich: Nein! „Hunde müssen funktionieren, also nicht jagen, buddeln oder bellen. Kurz: Nicht Hund sein.“ Und sie geht noch weiter und sagt, Menschen seien eigentlich toxisch für ihre Tiere! Doch ist da was dran?
Hunde brauchen mehr als nur Futter und Gassirunden
Tatsächlich gehört zu einer artgerechten Hundehaltung mehr als nur Futter, Schlafplatz und Bewegung zur Verfügung zu stellen, sagt Tierpsychologin und erste Vorsitzende des Berufsverbands für Tierverhaltensberater und -trainer (VDTT), Patricia Lösche. „Hunde gehören zu den Beutegreifern, sie sind Rudeltiere und dem Menschen zugetan“, erklärt sie RTL. Das sei ihnen in die Gene geschrieben.
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Ihr natürliches Verhalten müssen wir Hunden nicht beibringen, wir können es aber auch nicht einfach ignorieren oder unterdrücken, wenn es uns nicht passe. „Was wir unserem Hund durch Training und Erziehung beibringen müssen ist, was wir von ihm erwarten und welche Regeln bei uns gelten. Leinenführigkeit zum Beispiel oder Stubenreinheit oder keine Radfahrer jagen. Wo immer es geht, sollten wir Raum für natürliches Verhalten lassen.“
Erster Glücksbonus: Grundbedürfnis eures Hundes erkennen
„Wir sollten dem Hund ein Leben ermöglichen, in dem er sich wohl- und aufgehoben fühlt, ohne einen solchen Motivationsstau“, fügt Lösche hinzu. Und dafür müsse man wissen, welchen Hund man vor sich habe. „Wenn ich einen Jagdhund habe, ist Jagen seine Passion. Wir tun ihm einen großen Gefallen, wenn er sein Futter jagen darf: Bröckchen werfen, statt Trockenfutter langweilig im Napf zu servieren.“
Und andersherum: Wer eher eine Couchpotato ist, sollte sich lieber keinen Border Collie holen, der einen großen Bewegungsdrang hat.
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Zweiter Glücksbonus: Zwingt euren Hund nicht das zu tun, was ihr nicht auch tun würdet
Stellt euch einmal vor, eine fremde Person würde euch im Supermarkt einfach umarmen. Das würdet ihr zumindest seltsam finden. Wieso also erlauben wir fremden Personen, einfach unseren Hund anzufassen? „Vieles, was wir als Mensch niemals dulden würden, muss der Hund über sich ergehen lassen“, bringt Lösche es auf den Punkt. „Über den Hund beugen und streicheln durch Fremde gehört dazu.“
Schnappe der Hund warnend in die Luft, sage er nach Hundeart: „Hey, wir kennen uns nicht, halt mal Abstand, du bist gerade echt übergriffig.“ Wer nicht ausreichend gut „Hund“ spreche, fühle sich angegriffen, was aber dem Hund angekreidet werde, erklärt die Expertin.
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Das bedeutet nicht, dass der Hund nie etwas tun sollte, worauf er keinen Bock hat. Er hat vielleicht keinen Bock aufs Autofahren. Um zum Schwimmen an den Lieblingssee zu kommen, muss das Tier aber doch mal in die Transportbox.
„Kurzfristiger Stress gehört zum Leben dazu, auch für einen Hund. Ist er vorbei, geht es weiter wie gehabt“, sagt Lösche. „Aber Dauerstress durch Haltungsbedingungen, die für den Hund nicht passen, können ihn krank machen.“ Da gehe es dem Hund nicht anders als uns.
Dritter Glücksbonus: Verbietet unerwünschtes Verhalten nicht, sondern leitet es um!
Wenn wir dem Hund genetisch verankertes Verhalten untersagen, kann das den Hund frustrieren und zu Problemverhalten führen. Besser sei es daher, so Lösche, dem Hund Alternativverhalten zu ermöglichen. „Ich muss wissen, was ich da abrufe, wie ich es abrufe und ob ich es auf etwas umlenken kann, das ich auch akzeptieren kann.” Wer darin nicht sicher sei, solle sich unbedingt professionelle Hilfe suchen.
Für Jagdhunde gebe es zum Beispiel ein spezielles Antijagdtraining. „Wenn wir wiederum einen Stöberhund haben, können wir ihm auf der Gassirunde Suchaufgaben geben“, schlägt Lösche vor. „Futtersuche bietet sich dafür an.“
Einem Australian Shepherd, der gerne hütet und arbeitet, kann man in der Stadt zwar keine Schafe bieten, auf die er aufpasst, aber man kann ihm andere Aufgaben geben. Der Fantasie seien da keine Grenzen gesetzt. „Mein Aussie hat zum Beispiel Schlüsseldienst. Er muss auf Auto- und Haustürschlüssel aufpassen.“
Unglückliche Hunde: Krankheiten als Folge?
Die Leute haben eine Erwartungshaltung an ihren Hund, so Lösche. „Der muss immer ganz perfekt sein, er darf nicht anecken, muss ganz lieb zu allen sein.“ Doch wenn Halter den Bedürfnissen ihrer Hunde nicht gerecht werden, kann das Tier sogar krank werden. „Dann leben wir nicht miteinander, sondern gegeneinander und das ist psychische Gewalt am Tier“, sagt sie deutlich.
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Und das zeigt der Hund auch nach außen. Sie können zum Beispiel Depressionen entwickeln. Ein einst fröhlicher, spielfreudiger Hund wird apathisch. Andere Tiere entwickeln Verhaltensstörungen und jagen zum Beispiel ihren eigenen Schwanz. Und wieder andere empfinden körperliche Schmerzen und erleiden Organschäden.

Wer eine Verhaltensveränderung bei seinem Hund bemerkt, sollte trotzdem erst einmal zum Tierarzt, empfiehlt Lösche. Schließlich kann hinter dem Hund, der seinen Schwanz jagt, auch neurologische Ursachen haben und der Apathie liegt vielleicht eine Stoffwechselstörung zugrunde. Wenn körperlich jedoch alles in Ordnung scheint, können kompetente Hundeverhaltensberater oder Tierärzte für Verhaltensmedizin manchmal auch erfahrene Trainer weiterhelfen.
Hundetraining ist das A und O!
Wer mehr über das Verhalten seines Hundes lernen will, wie er es umlenken oder befriedigen kann, ist beim Hundetrainer übrigens an genau der richtigen Stelle.
„Wir sollten uns klarmachen, dass es auch eine Verpflichtung ist, sich mit dem Tier auseinanderzusetzen und mit dem, was dieses Tier als Individuum braucht, um zufrieden und glücklich zu sein“, sagt Lösche. „Und wenn ich ihm das nicht bieten kann, dann ist es die beste, artgerechte Haltung für den Hund, sich keinen anzuschaffen.“