Nach Jahren im Dunkeln!

Dank Zahn im Auge! Tobias kann wieder sehen

Eine Seniorin schaut am 30.03.2015 in Bielefeld auf eine Karte mit unterschiedlich großen Zahlen. In einem evangelischen Krankenhaus in Bielefeld haben Ärzte einen speziellen Fahrtauglichkeitstest für Ältere entwickelt. Die Patienten sollen mit den Folgen nicht allein gelassen werden. Foto: Oliver Krato/dpa (zu KORR-Bericht: «Ich fahre einfach gerne Auto!» Fahrtauglichkeitstests für Senioren" am 20.04.2015) ++
Im Alter von 55 Jahren verliert Tobias Bauer sein Augenlicht und ist plötzlich blind (Symbolbild)
Oliver Krato, picture alliance, dpa

Für ihn ist es ein kleines Wunder!
Jahrelang lebt Tobias Bauer (70) im Dunkeln. Durch die Nebenwirkung eines Medikaments erblindet er, muss im Alter von 55 Jahren lernen, seinen Alltag neu zu bewältigen. Dank einer spektakulären Operation in der Schweiz kann der 70-Jährige jetzt endlich wieder sehen – möglich macht das ein Zahn in seinem Auge.

Skurrile Behandlungsmethode

Für Tobias Bauer ist es ein überwältigender Moment, beschreibt er im Interview mit 20 Minuten. Nach dem Eingriff kann der 70-Jährige endlich seinen kleinen Enkelsohn sehen, er kann wieder ins Kino gehen und sieht die Welt wieder in strahlenden Farben.

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Dass Bauer nach Jahren der Blindheit sein Augenlicht zurück hat, verdankt er einer skurrilen Behandlungsmethode. Grob gesagt, wird dem Patienten ein Zahn entnommen und ins Auge eingepflanzt. Wie sein Arzt Prof. Dr. David Goldblum der Schweizer Zeitung erklärt, ist auf dem Zahn ein kleiner Plexiglaszylinder verankert. Dieser sorgt dafür, dass wieder Licht durch eine eingetrübte Hornhaut gelangen kann.

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Wenige Mediziner machen den Eingriff

Die Technik wurde bereits von einem italienischen Augenarzt in den 1960ern entwickelt, so Goldblum. In der Schweiz ist er der einzige Arzt, der den Eingriff für eine Osteo-Odonto-Keratoprothese (OOKP) durchführt. „Diese Operation ist für Patienten gedacht, bei denen eine Hornhauttransplantation keine Option ist”, so der Mediziner. Das kann zum Beispiel nach schweren Krankheiten oder Verätzungen der Fall sein.

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Behandlung gelingt im zweiten Anlauf

So auch bei Tobias Bauer, mit 55 Jahren erblindete er nach einer seltenen Medikamentennebenwirkung. Über sechs Monate verschlechterte sich sein Augenlicht täglich, erklärt der heute 70-Jährige. „Es war ein schrecklicher Prozess - Tag für Tag wurde es dunkler.” Bei seiner Entlassung ist er völlig blind, muss sich in seinem neuen Alltag erst wieder zur recht finden.

Umso begeisterter ist Bauer, als er von dem Verfahren erfährt. Ein einfacher Weg ist es dennoch nicht. Eine erste Operation führt zu einer Entzündung, der 70-Jährige erblindet erneut. Erst im zweiten Anlauf sieht alles gut aus: Für Tobias Bauer überwiegt die Freude wieder sehen zu können. Endlich sieht er die Menschen wieder, die ihn durch seinen Neuanfang und die schwere Zeit begleitet haben. Einige von sogar zum allerersten Mal. (okr)