Aktuell besucht sie niemand
In der kleinsten Schule Deutschlands war Torsten das einzige Kind in seiner Klasse

Immer wieder muss die Schule mangels Schulkinder schließen.
Vor Kurzem ging das Schicksal der kleinen Emily (2) von der norwegischen Insel Utsira um die Welt: Es leben nur so wenige Menschen auf der Insel, dass das kleine Mädchen das einzige Kind in seinem Kindergarten ist. Gleichaltrige Kinder zum Spielen – Fehlanzeige! Auch in Deutschland gibt es ähnlich schwach besiedelte Orte.
Torsten Backhaus war der einzige Schüler in seiner Klasse
Auf der Insel Neuwerk (gehört zu Hamburg) steht die kleinste Schule Deutschlands. In den Siebzigerjahren kam Torsten Backhaus im Alter von sechs Jahren in die Inselschule – als einziger in seinem Jahrgang.
Der ehemalige Berufssoldat zog 1974 mit seiner Familie auf die Insel Neuwerk. Neuwerk ist gerade einmal 2,2 Kilometer breit und genauso lang. Man kann sich also vorstellen, dass hier nicht gerade viele Menschen leben – damals waren es laut statistischem Jahrbuch der Hansestadt Hamburg immerhin noch um die 40, heute nur noch knapp über 20.
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Außer Torsten gab es damals niemanden in seiner Klasse. Anders als bei Emily hatte er aber zumindest Mitschüler anderer Jahrgänge, mit denen er in den Pausen und in seiner Freizeit spielen konnte. Im RTL-Interview erinnert er sich an diese Zeit zurück.
„Wir waren zum Peak damals bei mir 13 Kinder in neun verschiedenen Jahrgängen“, erzählt er.
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Die kleinste Schule Deutschlands: Inselschule Neuwerk muss immer wieder schließen
An seine Schulzeit auf einer der kleinsten Inseln Deutschlands hat Torsten Backhaus nur gute Erinnerungen. „Auf der Insel aufzuwachsen und auch hier zur Schule zu gehen, das war total klasse.“ Für ihn habe es nur Vorteile gehabt, der einzige Schüler seines Jahrgangs gewesen zu sein. Während sich heute oft über zu große Klassen beschwert wird, habe er von der Eins-zu-Eins-Betreuung profitiert – „du konntest in deinem Tempo lernen“, sagt Backhaus. „Ein Kind auf so eine Schule schicken zu dürfen, ist doch ein Sechser im Lotto“, findet er.
Für den damals 12-Jährigen sei es viel schlimmer gewesen, nach der Grundschule auf ein Internat auf dem Festland zu müssen. Denn auf Neuwerk gab und gibt es keine weiterführende Schule.
Auch nachdem Torsten die Insel (-schule) verlassen hatte, wurden die Klassenzimmer auf Neuwerk nicht voller – ganz im Gegenteil. Im Schuljahr 2012/2013 gab es sogar nur eine einzige Schülerin in der ganzen Schule. 2013 wurde die Schule dann vorerst geschlossen und 2016 nochmals für Schulkinder geöffnet. 2020 war dann erst mal wieder Schluss.
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Der Mann mit der blauen Mütze: Auf Instagram wirbt Torsten für seine Heimatinsel Neuwerk
Aktuell beherbergt das Schulgebäude einen Souvenirshop. Sollte einmal wieder ein Schulkind auf Neuwerk leben, müsste der aber wieder ausziehen und die Schule wieder geöffnet werden, erzählt Torsten Backhaus. Aber ob in Zukunft Familien mit Kindern ihren Lebensmittelpunkt auf die Insel verlagern werden? Unklar. Auf der Website der Schule heißt es zumindest: „Neuwerk sucht dringend Familien mit Kindern, die hier leben und arbeiten wollen.”
Backhaus kann das Inselleben jedem nur wärmstens empfehlen - auch Familien. Seit er in Rente gegangen ist, lebt der ehemalige Berufssoldat im Sommer auch selbst wieder auf Neuwerk. Hier bietet er Wattwanderungen und Touristenführungen an. Auf Instagram teilt er zudem Einblicke von seinem Leben auf der kleinen Insel und berichtet, was es so Neues gibt auf Neuwerk. Sein Ziel: „Ich möchte den Menschen erzählen, oder sie erinnern, wie schön es hier ist.”