Das rät die FamilienpsychologinKeine Zeit mehr für nichts? Wie sich Eltern am Limit ihre Freiräume zurückerobern

Zeit für sich selbst? Bei Eltern meist totale Mangelware!
Kein Wunder, dass der Gang zur Toilette scherzhaft als „Kurzurlaub in der Keramik“ bezeichnet wird. Abends, wenn Mama und Papa müde sind, sehen sie fern, scrollen durch die sozialen Medien und schicken einander lustige Reels über das Elternsein. Mehr ist oft nicht drin. Was tun? Wir haben die Familienpsychologin Nina Grimm gefragt, wie man aus der Eltern-Sackgasse wieder rauskommt.
Eltern-Dasein total unterschätzt? „Man hat wirklich NIE Pause!“
Die Sehnsucht der Eltern, mal wieder richtig Zeit für sich zu haben, wird mit zunehmendem Stress immer größer – und die Partnerschaft leidet enorm darunter. Eine große Herausforderung für viele Paare – denn die meisten romantischen Filme, Bücher und Geschichten enden mit Hochzeit und Schwangerschaft. Auf das, was danach kommt, ist niemand wirklich vorbereitet.
Haben die meisten Eltern einfach unterschätzt, wie viel Zeit Kinder in Anspruch nehmen?
Die Familienpsychologin Nina Grimm bestätigt das in einem Interview mit RTL: „Man kann sich im Vorfeld kaum vorstellen, was es bedeutet, rund um die Uhr in der Verantwortung und in der Fürsorgepflicht zu stehen. Die Intensität der Gefühle gegenüber den eigenen Kindern ist neu – und zwar in beide Richtungen.“ Sie erinnert sich an ihren Schwager, der nach dem ersten Wochenende allein mit den beiden Kindern feststellte: „Man hat wirklich NIE Pause!“
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Es muss ja nicht gleich wilder Sex sein
Ist es da nicht besser, sich in gewisser Hinsicht mit dem Zeitmangel abzufinden – und die Zeit für sich selbst und die Zeit als Paar auf später zu verschieben? „Jein“, sagt Grimm. „Akzeptanz ist eine starke Strategie, deshalb ist es sinnvoll, in den ersten anstrengenden Jahren die Erwartungen an die gemeinsame Zeit niedrig zu halten.“
Andererseits müsse es auch nicht das Drei-Gänge-Menü bei Kerzenschein mit anschließendem wildem Sex sein, um einen Haken an das Thema „schöne gemeinsame Zeit“ zu machen. Dennoch sei es wichtig, das Bewusstsein für die Bedeutung der Beziehung nicht aus den Augen zu verlieren – gerade dann, wenn es hektisch wird.
Wenn auch keine Unterstützung aus der Familie möglich ist
Rund 70 Prozent aller Eltern, so die Statistik, sind in der komfortablen Lage, Tanten und Onkel beziehungsweise Omas und Opas einzuspannen, um einmal auszuspannen. Doch was ist mit denen, die diese Möglichkeit nicht haben?
Die Expertin rät: „In diesem Fall wäre es gut, sich mit anderen Eltern zu vernetzen und einmal über den Tellerrand zu schauen. Denn in jedem Ort gibt es unter anderem Senioren, die sich Familienanschluss wünschen, oder Nachbarskinder, die ihr Taschengeld aufbessern wollen.“
Das Wichtigste sei, offen mit dem Unterstützungsbedarf umzugehen.
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Eure Erfahrung ist gefragt!
Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Jedes Elternteil muss auf seine Kosten kommen
Und wenn das nicht funktioniert – sollten sich Paare dann nicht auch mal gegenseitig freigeben? „Eine Beziehung lebt zwar von verbindenden Ereignissen, aber Anziehung benötigt auch eine gewisse Distanz“, räumt die Expertin ein. „Deshalb halte ich es für notwendig, dass gerade Kleinfamilien darauf achten, dass jeder Elternteil auf seine Kosten kommt. Nach dem Motto: Starkes Ich, starkes Wir“.
Dann auch mal einen Abend allein im Hotel – nur der Ruhe wegen? „Wenn es etwas Stärkendes ist, ist es sicher ein sinnvoller Baustein, aber sicher nicht die komplette Lösung, um eine Partnerschaft auf Dauer lebendig zu halten“, sagt die Familienpsychologin.
Deshalb sollten sich Elternpaare immer wieder die Frage stellen, wie sie – gerade, weil Kinder da sind – eine aufregende, nährende und entspannende Zeit miteinander verbringen können. Denn eine glückliche Beziehung ist schließlich die Basis für eine glückliche Familie.
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