Familienpsychologin gibt TippsStreit vor den Kindern: DAS solltet ihr auf jeden Fall vermeiden!

Small boy covering his ears while refusing to listen his parents arguing.
Vor den Kindern streiten? Viele Eltern versuchen zumindest das zu vermeiden.
skynesher, iStockphoto, iStock/skynesher

Streit vor den Kindern? Auf keinen Fall!
Viele Eltern glauben: Wenn ein heftiger Elternstreit vor den Kindern ausgetragen wird, leiden die Kinder darunter. Aber stimmt das wirklich? Und wie können Eltern vor ihren Kindern richtig und gut streiten? Darüber haben wir mit der Familienpsychologin und Bestsellerautorin Nina Grimm gesprochen.

Schadet es überhaupt, sich vor den Kindern zu streiten?

Die allermeisten Elternpaare kennen das: Der Alltag ist stressig, die Kinder ziehen oft nicht mit, es gibt immer mehr zu tun als Zeit - und dann liegen die Nerven oft blank. Für die Partnerschaft bedeutet das: Es gibt viel Potenzial für Streit und Zoff – Warum hast du nicht daran gedacht? Du wolltest dich doch darum kümmern!

Viele Eltern versuchen mit allen Mitteln, einen heftigen Streit vor den Kindern zu vermeiden – aus Angst, die Kleinen könnten Schaden nehmen. Stichwort: Was sie dann später beim Therapeuten aufarbeiten müssen!

Aber schadet es überhaupt, sich vor den Kindern zu streiten? Kommt es nicht vielmehr darauf an, den Streit vernünftig auszutragen - und vor allem: sich danach wieder zu vertragen?

Im Video: Darum stärkt Eltern-Zoff das Kind

Worauf es bei einem Streit vor den Kindern ankommt

Die Freiburger Psychologin Nina Grimm, Autorin von „Wie ihr euch nicht umbringt, wenn ihr Eltern seid“, sagt dazu im RTL-Interview ganz klar: „Kinder leiden eigentlich mehr, wenn sie genau merken, dass Spannung in der Luft liegt, aber so getan wird, als sei alles in Ordnung.“ Besser sei es, wenn sie mitbekommen, dass Mama und Papa sich streiten – sich aber darum kümmern. „Im besten Fall“, so die Expertin, „sind wir unseren Kindern ein Vorbild: So geht Streit – und dann auch Aussprache und Versöhnung“.

Das Wichtigste sei, dass die Kinder merken, dass der Streit vorbei ist.

„Das heißt nicht, dass alles komplett geklärt sein muss“, stellt die Expertin klar. „Aber dass einer von euch sagt: ‘Das ist ziemlich heftig. Lass uns heute Abend darüber reden.’“ Auf diese Weise können Kinder innerlich einen Punkt setzen und die Anspannung loslassen, die bei ihnen durch den elterlichen Streit entsteht.

Lese-Tipp: Geschrei, Getobe, keine Manieren - darf ich fremde Kinder maßregeln?

Sich schnell wieder beruhigen - mit dieser Exit-Strategie!

Trotzdem bleibt es für viele Paare erstrebenswert, es gar nicht erst vor den Kindern zum Streit kommen zu lassen. Aber was kann man machen, wenn man auf 180 ist - und doch nicht vor den Kindern streiten will? Wie schafft man es, sich schnell wieder herunterzuregulieren?

Die Psychologin empfiehlt in diesem Fall eine Exitstrategie:

  1. Sucht euch ein Symbol – zum Beispiel eine Kette oder einen Ring.

  2. „Ladet“ euer Symbol auf, in dem ihr einander erzählt, was ihr euch für eure Beziehung wünscht.

  3. Wenn einer oder eine von beiden merkt: Der Konflikt eskaliert, übergibt das Symbol. Damit sagst du – ohne etwas sagen zu müssen: Was gerade passiert, passt nicht zu unserer Vision. Deswegen Stopp.

  4. Haltet fest, was ihr jeweils nach dem Setzen des Exits konkret tut – kalt duschen, den Raum verlassen, 15 Minuten jeder für sich sein – damit ihr auch hierüber nicht mehr nachdenken müsst.

  5. Wer das Exit gesetzt hat, ist für die Wiederaufnahme des Gesprächs verantwortlich.

Eure Erfahrung ist gefragt!

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

So könnt ihr einem Streit vorbeugen!

Natürlich wäre es im Idealfall so, dass es überhaupt keine großen Streite gibt. Wie können Eltern einem Streit vorbeugen?

Die Psychologin weiß: „Indem wir ein gutes Gefühl für unsere heißen Eisen bekommen. In den allermeisten Fällen zeigen sich zwei, drei Kernthemen in hunderten kleinen Alltagskonflikten. Um die herauszufiltern, geht man als Paar am besten für eine begrenzte Zeit ins Konfliktfasten – und notiert aber in dieser Zeit alle Punkte, die einen am anderen stören. Am Ende des ‘Fastens’ schaut man dann: Was wiederholt sich? Geht es eigentlich immer wieder um dieselben Themen?“

Für diese heißen Eisen können die Eltern dann „red flags“ setzen – das heißt: Das sind Themen, die machen wir im Alltag vor den Kindern gar nicht erst auf oder vertagen sie mithilfe der Exitstrategie.

Lese-Tipp: Diese sechs Baby-Mythen stammen aus der Nazi-Zeit

Handelt es sich vielleicht um Stellvertreter-Konflikte?

Übrigens: Oft liegen die Probleme ganz woanders als in den alltäglichen Dingen.

Der Streit um Kleinigkeiten ist dann oft nur ein Stellvertreterkonflikt! „Es gibt dazu amerikanische Paarstudien, die zeigen, dass es nur in 20 Prozent der Fälle wirklich um Haushalt, Erziehung oder Besuchszeiten der Schwiegereltern geht“, sagt Grimm. „Bei 80 Prozent der Beziehungskonflikte geht es um tiefer liegende, emotionale Themen wie: Ich fühle mich nicht gehört, gesehen oder geliebt.“

*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn ihr über diese Links ein Produkt kauft, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für euch entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann ihr ein Produkt kauft, bleibt natürlich euch überlassen.