Zehn Tote nach schrecklichem Busunglück

Trauernde Mutter nach „Märchenhochzeit“: Die Leiche meiner Tochter lag zwei Tage lang im Unfallwrack

12.06.2023, Australien, Greta: Die Polizei inspiziert einen Bus in der Nähe der Stadt Greta nach einem Unfall im Hunter Valley, nördlich von Sydney, Australien. Der Bus, in dem sich Hochzeitsgäste befanden, überschlug sich in einer nebligen Nacht im australischen Weinland und tötete und verletzte mehrere Menschen, so die Polizei. Foto: Mark Baker/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nach einer Hochzeit starben zehn Gäste bei einem Unfall auf dem Rückweg in die Unterkunft.
Reuters

Schönster Tag endet in einer Katastrophe!
Es war eine „Märchenhochzeit“ im Juni 2023 – alle hatten ausgelassen gefeiert und fuhren zurück zur Unterkunft. Ein Bus mit 40 Gästen war auf einem Weingut in Australien unterwegs, als es zu dem schrecklichen Unfall kam. Zehn Menschen sind aus dem Leben gerissen worden. Ihre Angehörigen kämpfen bis heute um Gerechtigkeit. Ein Abgeordneter im australischen Bundesstaat News South Wales las jetzt den Brief einer trauernden Mutter vor - und der hat es wirklich in sich...

Erschütternde Worte nach Tod von zehn Hochzeitsgästen in Australien

Es passierte nur wenige Stunden, nachdem Mitchell G. und Madeleine E. in einem Weingut in Lovedale (Australien) den Bund fürs Leben geschlossen hatten. Auf halber Strecke kippte der Bus plötzlich auf die Seite und stürzte auf die Leitplanke. Für zehn Hochzeitsgäste kam jede Hilfe zu spät. 25 Menschen sind verletzt worden. Brett Andrew Button saß während des Unglücks in der australischen Stadt Greta (New South Wales) am Steuer. Der 59-Jährige muss sich wegen fahrlässiger Tötung in zehn Fällen vor Gericht verantworten.

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Leanne Mullens Tochter Rebecca, eine junge Ärztin, war eine der verstorbenen Passagiere. Ein Abgeordneter von New South Wales sprach am Mittwochabend im Parlament und las einen Brief vor, den sie geschrieben hatte. „Der Körper meiner Tochter lag fast 48 Stunden lang mit ihren Freunden in der Kälte im Bus an der Betonrinne und der Metallleitplanke, bevor sie weggebracht wurde“, schrieb Mullen in dem Brief. „Ich hatte den festen Glauben und das Vertrauen, dass wenn ich mein Recht als Mutter opfere, meine Tochter bei mir zu haben, als sie diese Erde verließ, die Polizei Beweise dafür sammeln würde, die wir hätten nutzen können, um für Gerechtigkeit zu sorgen.“

Trauernde Mutter Leanne Mullen: „Ich habe den Glauben an die Gerechtigkeit verloren“

Doch leider kam es anders. Der Busfahrer bekannte sich vergangene Woche vor dem Amtsgericht Newcastle in 35 Anklagepunkten schuldig, darunter in zehn Fällen gefährlichen Fahrens mit Todesfolge. Die gegen ihn erhobenen zehn Anklagen wegen Totschlags sind vom Richter abgewiesen worden. Ein Schlag ins Gesicht – für die Opfer und die Hinterbliebenen.

Eine Frau wird von Sanitätern in die Notaufnahme gebracht (links).
Auf einem Weingut in Australien fahren etwa 40 Gäste einer Hochzeit zurück zur Unterkunft, als es zu einem schrecklichen Unfall kommt.

„Ich habe jetzt meinen Glauben und mein Vertrauen in die Gerechtigkeit verloren. Die Machtlosigkeit ist erdrückend“, lauten die Zeilen der trauernden Mutter. „Es hat alle Fortschritte zunichte gemacht, die wir gemacht haben, um uns von diesem Albtraum zu erholen, in dem wir uns befinden.“

Matt Mullen: Der Tod seiner Tochter darf nicht umsonst gewesen sein

„Ich bin immer noch sehr unruhig, vermutlich immer noch sehr ängstlich und kann nicht gut schlafen“, sagte Leanne Mullen dem Sender ABC. Ihr Mann sei der Meinung, der Tod seiner Tochter dürfe nicht umsonst gewesen sein. „Wenn ich mit einem der anderen Väter spreche, kommt es mir einfach so vor, als wären wir eine Gruppe von Menschen geworden, die für Reformen kämpfen und keine Gerechtigkeit für unsere eigenen Kinder bekommen“, so Matt Mullen im Interview.

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Warum starben die Hochzeitsgäste auf der Rückfahrt? Wie konnte es zu so einem schrecklichen Unfall kommen? Warum hatte der Busfahrer nicht rechtzeitig reagiert? Zu viele Fragen, auf die es bislang nur wenige Antworten gibt.

Zum Zeitpunkt des Unglücks soll es nebelig gewesen sein. Ein Autofahrer, der an der Unfallstelle vorbeifuhr, sagte der ABC, der Nebel sei so dicht gewesen, dass er die Farben der blinkenden Lichter von Polizeiautos, Krankenwagen und Feuerwehrautos nicht erkennen konnte.

Staatsanwaltschaft verstehe die Sorgen der Betroffenen

Die Staatsanwaltschaft reagierte auf die Kritik der Hinterbliebenen. „Die ODPP erkennt an, dass dies eine sehr belastende Zeit für die Familien ist und dass einige von der Entscheidung enttäuscht sind“, heißt es in der Erklärung. Sie verstehe die Sorgen der Opfer und der Familien der Todesopfer. „Die Entscheidung wurde nach eingehender und sorgfältiger Prüfung der Beweise, im Einklang mit den Strafverfolgungsrichtlinien und nach fortlaufender Beratung mit den Familien der Opfer getroffen“, so das Büro des Leiters der Staatsanwaltschaft, ODPP.

Inwiefern die Reaktion der Staatsanwaltschaft die Betroffenen zufriedenstellt, sei dahingestellt. Das Urteil soll am 30. Mai im Amtsgericht Newcastle fallen. (gsc)