Experte: „Ausrottung schon nicht mehr möglich“Gefahr durch invasive Arten! Welche Giftwürmer sich aktuell in Deutschland ausbreiten

Obama nungara
Der Obama-Wurm hat sich vermutlich auch schon in Deutschland etabliert.
Jean-Lou Justine, Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Der Wurm ist drin – und zwar in unseren Gärten! Was sich zunächst ganz natürlich anhört, wird jetzt allerdings immer mehr zur Gefahr. Der Grund: Eingeschleppte Plattwürmer breiten sich auch in Deutschland aus und könnten unsere heimischen Würmer und Schnecken verdrängen. Die wiederum spielen eine wichtige Rolle zur Erhaltung unseres Ökosystems – und das nicht nur im heimischen Garten, sondern auch in der Landwirtschaft. Was es mit den sogenannten Neobiota genau auf sich hat, was die Würmer so gefährlich macht und was es zu beachten gilt.

Plattwürmer ursprünglich aus Südamerika, Australien und Südostasien

Die drei Plattwurmarten Obama nungara, Caenoplana variegata und Diversibipalium multilineatum sind invasiv, stammen ursprünglich aus Südamerika, Australien und Südostasien und wurden wahrscheinlich über Pflanzenimporte eingeschleppt. Das Problem: Sie sind für potenzielle Fressfeinde wie zum Beispiel Igel oder Vögel wegen der Gifte, mit denen sie ihre Opfer töten, ungenießbar und können sich deswegen schnell ausbreiten.

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Auf ihrem Speiseplan stehen Schnecken oder Regenwürmer, die wiederum in unseren Ökosystemen eine zentrale Rolle spielen. In Deutschland wurden die Würmer laut iNaturalist, einem Portal für Naturbeobachtungen, nur vereinzelt in Gärten und Parks entdeckt, häufiger sind sie aber offenbar bereits in Frankreich und in den Niederlanden anzutreffen.

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Experte: „Der Wurm läuft unter dem Radar“

Tatsächlich dürfte aber ihre Ausbreitung mittlerweile viel größer sein, wie Entomologe Dr. Olaf Zimmermann, Experte für invasive Schädlinge am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg, bereits im April 2022 befürchtete: „Der Wurm läuft unter dem Radar, da sich auf Nachfrage keine Behörde zuständig fühlt, sich darum zu kümmern, was die invasiven Neuankömmlinge im Boden bei uns anrichten können“, sagte er gegenüber ‘Ökologisch Erfolgreich’, einem Magazin für den Ökolandbau. „Ein Anfang wäre ja zumindest eine Art von behördlicher Risikoabschätzung. Eine Ausrottung dürfte aber schon nicht mehr möglich sein.“

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Globaler Handel bringt neue Insektenarten, allergieauslösende Pflanzen und Krankheiten an Gehölzen

Der Experte geht im Gegenteil davon aus, dass sich vor allem der Obama-Wurm in Deutschland bereits erfolgreich etabliert habe. „Ausgehend von der weiten Verbreitung in Frankreich, die 2020 veröffentlicht wurde, und Funden im Elsass ist mittelfristig mit einer Etablierung des Obama-Wurms im Freiland im Südwesten zu rechnen, jederzeit aber auch in wärmeren städtischen Bereichen in ganz Deutschland“, sagte er dem Magazin.

„Als mein französischer Kollege Jean Luc Justine eine gezielte Studie durchführte, konnte er den Wurm in 75 Prozent der französischen Departments nachweisen. Es gibt also durch den globalen Handel nicht nur neue Insektenarten, allergieauslösende Pflanzen und Krankheiten an Gehölzen, sondern auch neue Würmer in Deutschland.“

Ihre Meinung ist gefragt!

Das sollten Sie tun, wenn Sie den Plattwürmern begegnen!

Was also tun, wenn Sie einen der drei Würmer bei sich im Garten oder in Ihren Blumentöpfen sichten? Zwar sind die Tierchen für den Menschen nicht gefährlich, trotzdem sollten sie nicht oder nur mit Schutzhandschuhen angefasst werden. Wegen der ökologischen Gefahr empfiehlt die „Neobiota Fachstelle“ des Kantones Zürich in einem Leitfaden, die Würmer mit Heiß- oder Seifenwasser abzutöten, im besten Fall sollten sie dazu vorher in ein Gefäß gebracht werden. Das tote Tier gehört dann in den Restmüll. Der Naturschutzbund NABU empfiehlt, den Wurm zu fotografieren und den Fund zu melden.

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Diese invasiven Arten sind bei uns bekannt

Invasive Arten sind Pflanzen und Tiere, die ursprünglich nicht in einem bestimmten Gebiet vorkommen. Sie werden dort durch menschliche Aktivitäten, vor allem durch Handel und Transport eingeführt. In der Folge können sie sich dann unter Umständen schnell und aggressiv ausbreiten, einheimische Arten verdrängen oder sogar komplett ausrotten. Zu den bekanntesten invasiven Arten in Deutschland gehören der Riesenbärenklau, das Drüsige Springkraut, die Asiatische Hornisse und Tigermücke sowie Waschbären. Oft werden sie als Bedrohung für die biologische Vielfalt, bestehende Ökosysteme und die menschliche Gesundheit und Wirtschaft eingestuft. (ija)