Förderschule als Sprungbrett?
25-Jährige startet als Konditormeisterin durch
Süße Versuchungen sind ihre Leidenschaft. Mit ihren Kreationen verzaubert Amar Karaki immer wieder die Gäste eines Bonner Cafés. Die 25-Jährige liebt ihren Beruf und möchte nie mehr etwas anderes machen. „Man kann sich austoben. Man kann einfach das machen, was gerade im Kopf ist. Man kann einfach seine künstlerische Ader ausleben. Das ist richtig cool. Und deswegen liebe ich diesen Beruf,“ erzählt Amar begeistert.
Ein steiniger Weg zum Erfolg
Dass Amar Karaki einmal so selbstbewusst und erfolgreich sein würde, war lange nicht absehbar. Als Kind hatte sie Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. „Ich habe nicht so viele Erinnerungen an meine Grundschulzeit, weil es war nicht alles toll dort, weil ich habe mich unwohl gefühlt. Da war ich sehr, sehr still, habe kaum mich gemeldet, habe wirklich Angst gehabt, irgendwas zu sagen,“ erinnert sich Amar. Auf Empfehlung eines Lehrers wechselte sie auf eine Förderschule, was sich als beste Entscheidung ihres Lebens herausstellte. Dort blühte sie auf und entwickelte ein neues Selbstbewusstsein.
Förderschulen: Chancen und Herausforderungen
Förderschulen bieten eine alternative Bildungsumgebung für Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Am Beispiel von Amar Karaki zeigt sich, wie solche Schulen helfen können, individuelle Talente zu fördern und das Selbstvertrauen zu stärken. Doch nicht alle Geschichten sind so positiv: Im vergangenen Jahr hatten knapp siebzig Prozent der Förderschulabgänger in NRW keinen Abschluss, und viele von denen, die einen Abschluss haben, finden schwer einen Ausbildungsplatz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie.
Vom Lehrling zur Meisterin
Nach ihrem Hauptschulabschluss begann Amar Karaki eine Lehre zur Konditorin, holte parallel die Mittlere Reife nach und legte schließlich die Meisterprüfung ab. Heute ist sie stellvertretende Filialleiterin im Café „Madame Monsieur“ in Bonn. Ihre Chefin, Amélie Jennewein, war von Amars Leistung überzeugt und wusste lange nicht, dass ihre Mitarbeiterin eine Förderschule besucht hatte. „Sie hat bei uns Probe gearbeitet und sie hat uns durch ihre Leistungen überzeugt. Und das ist, was ich wirklich in jedem Mensch sehen kann, was mich überzeugt und nicht, was wo er herkommt oder was er vorher gemacht hat,“ betont Jennewein. Mit ihrer Geschichte möchte Amar anderen Mut machen: „Nicht direkt sagen: Ich kann nichts. Weil jeder kann was. Ob klein, ob groß, egal wie alt man ist, man kann alles schaffen.“