Chancen beim ESC?
Ex-ESC-Teilnehmer „Lord Of The Lost“: „Isaak wird das richtig gut machen“

„Einmal ESC, immer ESC!“
Sie können einfach nicht mehr ohne Eurovision Song Contest. Auch in Malmö werden „Lord Of The Lost“ wieder dabei sein - allerdings außer Konkurrenz. Im RTL-Interview verrät die Band, warum die ESC-Community einfach „der Knaller“ ist und wie sie Isaaks Gewinnchancen 2024 einschätzt.
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„Lord Of The Lost“ wollen Teil der ESC-„Bubble“ bleiben
"Lord Of The Lost werden nach 2023 ('Blood & Glitter') auch dieses Jahr Deutschland beim ESC vertreten, mit Ihrem brandneuen Hit 'Dark Rainbow', gemeinsam komponiert mit Ralph Siegel und Stefan Raab."
Diese Ankündigung bei Instagram versetzte vor wenigen Wochen sowohl die 112.000 Follower der Dark-Rock-Band als auch die Fans des Eurovision Song Contests in kollektive Schnappatmung. Ein Blick aufs Datum zeigte dann schnell: Es handelte sich um einen Aprilscherz von Sänger Chris Harms und seinen Mannen.
Doch ein bisschen Wahrheit versteckt sich in dem Text. „Lord Of The Lost“ werden nämlich tatsächlich pünktlich zum ESC ins schwedische Malmö reisen, wo der internationale Musikwettbewerb dieses Jahr stattfindet. Am 10. Mai - also einen Abend vor dem ESC-Finale - wird das Sextett dort ein Clubkonzert spielen. Denn „Lord Of The Lost“ finden, dass ein Leben ohne ihre ESC-„Bubble" zwar möglich, aber sinnlos ist - um es frei nach Loriot zu sagen. Warum das so ist, erklären Pi Stoffers, Klaas Helmecke, Gerrit Heinemann, Niklas Kahl und Benjamin Mundigler im Interview mit RTL.
Lord Of The Lost wollen jetzt jedes Jahr ein Konzert am ESC-Austragungsort spielen. Wie ist diese neue Tradition entstanden?
Gerrit Heinemann: Das ist so ein bisschen der Gedanke, dass wir dieser Bubble erhalten bleiben und auch uns diese ESC-Bubble erhalten bleibt, weil wir durch diese Erfahrung in Liverpool gemerkt haben, was für ein geiler Verein das einfach ist. Was für eine unglaublich tolle Community, die uns sehr, sehr warm willkommen geheißen hat. Und da wollen wir natürlich drinbleiben. Und Chris (Harms, Anm.d.Red.) sagt immer so schön „Einmal ESC, immer ESC“. Wenn man dabei war, bleibt man für immer, irgendwie. Sofern man nicht komplett in Ungnade fällt oder keinen Bock drauf hat.
Pi Stoffers: Wir kommen aus der Gothic-Szene und es war immer eine gewisse Herausforderung, neue Genres, neue Fans zu erspielen. (…) Aber wenn man in die ESC Szene eindringt, wird man mit offenen Armen empfangen. Egal, was man für Musik macht. Und das ist quasi ein Alleinstellungsmerkmal der ESC-Bubble, dass wir noch nie so krass willkommen geheißen wurden wie eben beim ESC. Die ESC-Community ist einfach der Knaller!
Niklas Kahl: Alle werden aufgenommen, alle kommen miteinander klar, weil alle nur da sind, um gemeinsam eine gute Zeit zu haben.
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„Lord Of The Lost“ auch 2024 wieder beim ESC? April, April!
Diesen Schulbesuch werden „Lord Of The Lost“ nie mehr vergessen
Nicht nur die Stimmung backstage beim ESC war super, auch die Liverpudlians, also die Einwohner von Liverpool, haben mit offenen Armen empfangen. Vor allem ein Schulbesuch hat sich da eingeprägt, oder?
Niklas Kahl: Wir waren in Liverpool an einer deutschsprachigen Schule. Sie hatten Deutsch als erste Fremdsprache. Und da waren wir bösen Rocker also an einer katholischen Schule und haben mit den Schülern teilweise zusammen Musik gemacht. Wir haben in der Aula vor 600 Schülern von fünf bis zehn Jahren gespielt und die haben uns einfach völlig weg gefeiert. Das war geil. Am schönsten war hinterher noch der Empfang mit dem Schulleiter mit Häppchen und so und er fragt: „Was wollt ihr denn trinken?“ Und wir so: "Gebt uns Wasser. Wir sind ja hier an einer katholischen Schule, da gibt es ja keinen Alkohol". Und er so: „Hä? Wir haben jetzt extra Bier und alles besorgt.“
Gerrit Heinemann: Als wir letztes Jahr in Großbritannien auf Tournee waren, haben die einen Schulausflug gemacht. Die Lehrer sind mit zwei Bussen und mehreren Klassen zu unserer Show gekommen. Und genau das spiegelt diese ganze Szene beim ESC einfach komplett wider: Es ist scheißegal, wer du bist. Alle werden aufgenommen, alle kommen miteinander klar, weil alle nur da sind, um gemeinsam eine gute Zeit zu haben.
Niklas Kahl: Es gab auch einen Moment vor dem Schulbesuch, da wurden wir auch noch mal so richtig krass hergerichtet und geschminkt - ich glaube, ich hatte sogar angeklebte Wimpern. Und kurz vor Abfahrt sind wir dann noch mal schnell irgendwo einen Happen essen gegangen. Dann stand ich in irgendeiner Bäckerei und eine sehr alte Dame kam auf mich zu, stand so neben mir mit ihrem Krückstock, zuppelt so an meinem Ärmel und sagt: „Dein Make-up ist großartig!“
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Warum Isaaks angeblicher Nachteil sein Vorteil sein könnte

Ähnlich positive Erfahrungen wird auch Isaak hoffentlich dieses Jahr im schwedischen Malmö machen dürfen. Welche Chancen rechnet ihr ihm aus?
Niklas Kahl: Gar keine. Also nicht, weil er keine Chancen hat, sondern wenn ich letztes Jahr eine Sache gelernt habe, dann das alles passieren kann. Uns wurde ja prophezeit von den ganzen Experten, das ist ein Hit und der wird mindestens Top Ten. Und nix war. Und jetzt gerade regen sich alle unfassbar über Isaak auf, weil er genau das macht, was wir auch gemacht haben. Er lässt sich überhaupt nichts sagen und sagt: „Ich bin, wie ich bin, und ich stelle mich da hin, wie ich will“. Der will halt einfach in seinen Straßenklamotten auf der Bühne stehen - dann lasst ihn doch machen. Ist ja nur authentisch. Und der Typ hat eine Stimme! Alter, kann der singen! Das ist Wahnsinn! Wir waren ja in der ESC-Vorentscheid-Show und da habe ich anfangs noch gedacht, dass er vermutlich noch ganz viel Interview-Training braucht, er wirkte sehr unbeholfen, als er gewonnen hat. Aber das war nur der Schock. Ich habe ihn neulich in der „NDR Talk Show“ gesehen und das hat er mega gut gemacht. Er ist ein super sympathischer Typ, ist ein wahnsinniger Musiker, hat eine große Erfahrung, weil er eben von der Straßenmusik kommt und da natürlich auch schon vor den verschiedensten Menschen gespielt hat. Vor großen und kleinen Mengen. Ich glaube, er wird das richtig gut machen. Was aber am Ende dabei rauskommt, da kann ich mir gar kein Urteil drüber erlauben, nachdem, was ich erlebt habe.
Klaas Helmecke: Genau das, was quasi alle Leute als Nachteil sehen für Isaak, kann ihm zum Vorteil werden. Weil der ESC auf der einen Seite ein Riesenzirkus ist, alle sehen super krass aus, alle ballern, alles ist so mega krass aufgepumpt - und es könnte für ihn zum Vorteil werden, dass er quasi einfach zu 100 Prozent Kontra bietet.
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Pi Stoffers: Aber genau das ist ja das Wichtige für ihn. Unabhängig vom Resultat am Ende, sich selber vor den Spiegel stellen zu können, da reingucken zu können und zu sagen: „Ich bin mir treu geblieben. Und wenn das irgendwem nicht gepasst hat, dass ich da eben in Straßenklamotten auf der Bühne stand, dann ist das so.“ Es wäre viel schlimmer, wenn er sich jetzt komplett um 180 Grad drehen würde, gewinnen würde und dann dieses Ding durchziehen müsste, was er absolut nicht ist. Dementsprechend macht er das dahin gehend genau richtig. Einfach zu sagen, ich bin, so wie ich bin, und ich lasse mich nicht verbiegen. Dann passiert, was passiert.
Würdet ihr es noch mal beim ESC versuchen?
Klaas Helmecke: Ja, definitiv. Aber ich finde, das ist die falsche Fragestellung. Wir würden es nicht versuchen. Wir würden wieder mitmachen. Man sollte da generell nicht hingehen mit diesem Wettbewerbsgedanken, mit dem Ansporn "Wir sind da, um zu gewinnen!" Nein, du musst dabei sein! Wir würden sofort wieder dabei sein.