Eigentümer saniert Straße nicht
Anwohner hilflos: Hier verweigern sogar Müllabfuhr und Krankentransporte die Durchfahrt
Diese Straße macht ihrem Namen alle Ehre: der Ungewitterweg. Denn hier sehen die Anwohner schon lange keine Sonne mehr, sie sind stinkt sauer: Seit 20 Jahren verschlechtert sich der Zustand der Straße vor ihren Häusern immer mehr. Schäden am eigenen Auto, Armbrüche oder andere Verletzungen - die Straße ist eine echte Gefahr. Davon ist nun auch die Müllabfuhr überzeugt und boykottiert die Horror-Straße - solange, bis sich etwas tut. Doch genau das ist das Problem: Der Besitzer schaltet auf sturr, interessiert sich nicht für eine Ausbesserung der Buckelpiste.„Es ist ein Kampf gegen Windmühlen“, sagt Anwohner Sven Wodrich verzweifelt im Interview mit RTL.
Ärger und Wut wegen 100 Metern
Dabei sind es nur 100 Meter, die in Berlin Spandau für viel Frustration sorgen. 100 Meter, die bei Regen und Schnee einer Matschpiste gleichen. 100 Meter, die übersät sind mit Löchern und den Sandweg in eine echte Buckelpiste verwandeln.„Das Problem liegt darin, dass ein Teil unserer Straße in Privatbesitz ist und niemand es schafft, den Eigentümer dieser Straße dazu zu bringen, seinen Verpflichtungen nachzukommen und die Straße in einen verkehrssicheren Zustand zu bringen“, fasst Sven Wodrich die Lage zusammen und erklärt weiter: „Der Eigentümer der Straße oder dieses Stück der Straße wurde schon mehrfach angeschrieben. Er ignoriert das. Er ist der Meinung, das wäre alles so in Ordnung.“
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Dass im Ungewitterweg nicht alles in Ordnung ist, zeigt nun auch der Boykott der Berliner Stadtreinigung (BSR). Seit Dezember 2022 befahren die Autos der Müllabfuhr die Straße nicht mehr. „Dieser private Straßenabschnitt ist mittlerweile in einem so schlechten baulichen Zustand, dass er nach den Vorschriften der gesetzlichen Unfallversicherung nicht mehr mit einem Abfallsammelfahrzeug befahren werden darf – im Sinne der Sicherheit und Gesundheit unserer Beschäftigten“, schreibt die BSR auf Anfrage von RTL. Transportwege müssen ebenerdig angelegt sein und trittsicheres Materials aufweisen, so das Unternehmen.
Keiner traut sich, Straße zu befahren

Mit dem Boykott der Müllabfuhr wächst der Ärger der Anwohner. Denn sie alle müssen ihre vollen Mülltonnen nun mehrere hundert Meter schieben - zu einer Kreuzung am Beginn der Straße. Nur dort werden die Mülltonnen entleert. „Ich finde es unverschämt“, sagt Wodrich und spricht damit vielen Nachbarn aus der Seele. So auch dem krebskranken Frank Hintze. „Mir fehlt einfach die Kraft, die Tonne zu nehmen und nach vorne zu schieben“, erzählt er RTL-Reporter Ibrahim Kayed wütend. Die Kraft fehlt vor allem auch älteren Menschen, die im Ungewitterweg vielfach wohnen. Eine von ihnen ist auch die 92-jährige Ursula Kosa-Katis. Sie wohnt ganz allein am Ende der Straße und müsste ihre Biotonne knapp 300 Meter allein über die holprige Straße schieben. Unmöglich für die alte Dame, die nur noch mit Rollator das Haus verlässt und nicht mehr gut zu Fuß ist.
Krankentransporter holen Patienten nicht mehr ab
Und auch Krankentransporte befahren die Straße nicht mehr. Der Pflegedienst von Frau Kosa-Katis liefert ihre Medikamente nicht mehr an der Haustür aus. „Die lehnen das alle ab hier rein zu fahren“, schildert eine Nachbarin. Sie selbst übernimmt das jetzt für die 92-Jährige.
Weiter vorn in der Straße wohnt außerdem ein älteres Pärchen mit einem behinderten Kind. Täglich wird der Junge vom Fahrdienst abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Aber auch dieses Unternehmen weigert sich, in die Straße zu fahren und den Jungen von der Haustür abzuholen. Auch in diesem Fall müssen Vater und Sohn zur Straßenkreuzung vor laufen, um den Fahrdienst nutzen zu können
Eigentümer schiebt alle Schuld von sich
Für die Anwohner des Ungewitterweg kann es so nicht weitergehen. Sie fordern: unsere Straße muss saniert werden! Seit Jahren schon hoffen sie auf Hilfe von den Behörden, doch nichts tut sich. „Ich fühle mich im Stich gelassen“, sagt Sven Wodrich. „Nicht nur ich, auch andere Anwohner [...] haben Hilfe gesucht bei unterschiedlichsten Behörden, Ämtern. Niemand fühlt sich dafür verantwortlich. Es wird immer damit argumentiert, es ist Privatbesitz. Man hätte keine Handhabe. Und dabei bleibt es eben“, so Wodrich.
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Der Eigentümer des schlimmen Straßenabschnitts war zu einem Interview mit Reporter Ibrahim Kayed nicht bereit und schiebt alle Schuld von sich. Deshalb fragt RTL beim zuständigen Bezirksstadtrat nach. Er bestätigt das Problem. „Die Instandhaltung und Instandsetzung liegt in einem solchen Fall ganz allein beim privaten Eigentümer“, erklärt Thorsten Schatz, weiter heißt es: „Er kann leider nicht durch eine Behörde wie dem Bezirksamt Spandau zu Ausbesserungsarbeiten an seiner Straße gezwungen werden.“ Gegenüber RTL beteuert er, großes Interesse zu haben, den Verkehrsweg sicher zu gestalten und verspricht, den Fall weiterhin zu prüfen und Abhilfe zu schaffen – gleichzeitig räumt er aber auch ein, regelmäßig in einer Sackgasse zu landen. „Sei es aus rechtlichen Gründen oder den Grenzen, die uns die knappen finanziellen Mittel unseres Haushaltes setzen.“, so Schatz. Dennoch strebe der Bezirksstadtrat „einen Lösungsansatz an, der rechtlich und finanziell haltbar ist und den Anwohnerinnen und Anwohnern weiterhilft.“