Merle Abel ist dabei, wenn Menschen aus Deutschland abgeschoben werden. Die 36-Jährige ist Abschiebebeobachterin am Hamburger Flughafen. In den vergangenen zwei Jahren hat sie 353 Abschiebungen begleitet.
,,Es ist öfter so, dass die Menschen gefesselt zum Flughafen gebracht werden von der Landespolizei oder den Ausländerbehörden und dann am Flughafen die Fesseln gelöst werden. Aber wenn am Flughafen was vorfällt, dann werden die natürlich dort auch gefesselt. Ja, das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Also immer, wenn die Bundespolizei oder die zuführenden Behörden das irgendwie einschätzen, da irgendwie ein Sicherheitsrisiko sehen."
2024 gab es 1746 Abschiebungen in Hamburg. So viele, wie seit Jahren nicht mehr. 270 davon waren verurteilte Straftäter. Andere Gründe für Abschiebungen sind fehlende Asylgründe oder Dublin-Verfahren: wenn die Betroffenen zum Beispiel bereits in einem anderen EU-Land einen Asylantrag gestellt haben. Besonders für Familien keine leichte Situation.
,,Meistens werden die Personen ja nachts abgeholt. Das heißt, die Kinder werden aus dem Schlaf gerissen. Auf einmal stehen fremde Personen in der Wohnung. Das ist für Kinder schon mal eine Situation, die natürlich in vielen Fällen sehr schwierig ist. Viele sind ja hier zur Schule gegangen, haben hier ihre Freunde und Hobbys und sind dann schon in der Situation am Flughafen oft irritiert, was überhaupt passiert."
Merle Abel dokumentiert Abschiebungen, greift aber nicht selber ein. Sie achtet darauf, ob die Menschenrechte eingehalten werden und schreibt einen Quartalsbericht, den sie unter anderem mit der Ausländerbehörde, der Bundespolizei und Menschenrechtsorganisationen bespricht, um den Prozess der Abschiebung zu verbessern.