Hundeprofi leidet an Misophonie: Martin Rütter wird verrückt - wenn andere neben ihm essen!
Kauen, schmatzen, schlecken! Gemeinsam auf der Couch lümmeln und dabei snacken? Für Martin Rütter eine echte Belastungsprobe. Denn: Der Hundeprofi leidet an Misophonie, wie er jetzt offenbart hat. Bei Denise aus Soltau ist die Misophonie so stark ausgeprägt. 90 Prozent aller Geräusche triggern sie extrem. Wir haben sie in ihrem Alltag begleitet.
Bei diesen Geräuschen stellen sich bei Martin Rütter die Zehennägel auf. Alltagsgeräusche. Für den Hundeprofi sind sie ein Albtraum. Das erste Mal ist ihm das bei seiner damaligen Partnerin aufgefallen. "Als ich das das erste Mal entdeckt habe, habe ich gedacht So, das ist jetzt das Ende der Beziehung mit dieser Frau. Weil ich dachte Ey, ich meine, es war sowieso das Ende. Aber und da habe ich gedacht, okay, guck mal, weil die Liebe so erloschen ist, kannst du es nicht mehr ertragen, wie sie kaut."
Das hat er jetzt im Podcast Toast Hawaii mit Moderatorin Bettina Rust erzählt. Je älter er wird, desto schlimmer wird Martin Rütters Phobie. Ich habe das teilweise auch bei den Kindern. Ich habe mich noch nie vor dem Fressgeräusch eines Hundes geekelt. Aber vielleicht auch, weil er nicht bei mir auf der Couch sitzt.
Geräusche, die kaum auszuhalten sind. Jeder Fünfte kann da nicht einfach weghören.
Bei einer Tupperware mit einem Messer, auf dem Plastik kratzt. Da kriege ich richtig Gänsehaut und mir wird schlecht davon. Der Radiator von der Wärmepumpe bei meinem Nachbarn.
Zu viele Menschen stimmen in einem lauten Restaurant. Das ist nervig, Ja.
Doch auch bei Martin Rütter geht es um mehr als nur genervt sein. Er weiß heute, dass er Misophonie hat. So nennt man die Krankheit, bei der Geräusche für die Patienten zum Leitfaktor werden. Noch sind nicht alle Ursachen erforscht, aber es könnte an einem Fehler im Gehirn liegen oder psychische Hintergründe haben.
Häufig zeigen sich ganz starke physiologische Stressreaktionen und das geht einher, aber oft eben auch mit starkem emotionalem Erleben, zum Beispiel Ekel, aber ganz oft auch Wut und Ärger auf die Menschen zum Beispiel, die diese Geräusche erzeugen.
Bei Denise aus Soltau ist die Misophonie sehr stark ausgeprägt. 90 % aller Geräusche triggern sie extrem.
"Ich habe dann ein Fluchtverhalten. Ich möchte aus der Situation raus. Wenn ich merke, ich komme da nicht raus, dann werde ich, dann fange ich an zu ticken."
Ein Einkauf im Supermarkt wird für Denise zum Beispiel schnell zum Spießrutenlauf. Ein Einkauf im Supermarkt wird für Denise zum Beispiel schnell zum Spießrutenlauf.
Die Geräusche stressen Denise so sehr, dass sie oft kurz davor ist, sich zu übergeben. Ohne ihre Kopfhörer hält Denise es kaum aus.
Um zu zeigen, dass Misophonie real ist, möchte sie in einem mutigen Experiment beweisen, dass das, was in ihr vorgeht, nicht ausgedacht ist. Denise wird mit einem Computer verbunden. Es werden die Atmung, die Hauttemperatur und der Puls überwacht. Schon das Klicken eines Kugelschreibers triggert sie extrem. Die Atmung und der Puls gehen hoch. Das Schlürfen aus einem Trinkpäckchen ist für Denise kaum mehr auszuhalten.
Alles steigt an und auch der Atem wird unregelmäßig. Bei ihrem persönlichen Endgegner, der Chipstüte, muss Denise das Experiment abbrechen. Zu groß ist der Schmerz. Da die Krankheit noch sehr unbekannt ist, gibt es noch nicht viele Behandlungsmöglichkeiten. Bisher kann man eine Psychotherapie machen oder sich unter ärztlicher Aufsicht langsam an die Geräusche gewöhnen.