Zusatzqualifikationen können sich auszahlen
Eine Weiterbildung setzen viele Arbeitnehmer mit einem zusätzlichen Aufwand gleich. Tatsächlich nimmt der Erwerb einer Zusatzqualifikation Zeit in Anspruch – und kostenlos ist er in der Regel auch nicht. Dass sich eine Weiterbildung dennoch lohnt, beweisen Analysen des Karriere-Portals gehalt.de. Sowohl eine Studie aus 2016 als auch von 2018 zeigt: Zusätzliche Qualifikationen zahlen sich langfristig aus. Allerdings lassen sich in den einzelnen Berufssparten Unterschiede erkennen. Wir zeigen, welche Zusatzqualifikationen sich besonders lohnen, wann mehr Gehalt winkt und mit welcher Gehaltserhöhung gerechnet werden kann.
Was bringen Weiterbildungen?
Beschäftigte, die sich infolge der Corona-Krise in Kurzarbeit befinden, können die zusätzliche Zeit nutzen um sich neue Qualifikationen anzueignen. Eine Online Weiterbildung kann den Arbeitsplatz sichern. Vor allem in Zeiten technologischer und struktureller Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt können sich Mitarbeiter durch Zusatzqualifikationen für den Arbeitsmarkt attraktiv halten. Von vielen Seiten gibt es dafür Unterstützung. So unterstützt die Agentur für Arbeit Unternehmen mit dem Programm „WEITER.BILDUNG!“ durch die teilweise oder vollständige Erstattung von Lehrgangskosten sowie Zuschüsse zum Arbeitsentgelt. Auch mit Bildungsgutschein und Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) unterstützt die Agentur für Arbeit Weiterbildungshungrige.
Eine Weiterbildung kann für Arbeitnehmer in mehrfacher Hinsicht von Nutzen sein:
- Durch den Erwerb neuer Kompetenzen können die täglichen beruflichen Herausforderungen besser bewältigt werden.
- Eine Weiterbildung kann die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.
- Mit Zusatzqualifikationen kann man wirtschaftlichen Krisensituationen gelassener entgegensehen. Schließlich bieten besser qualifizierte Mitarbeiter Unternehmen einen Mehrwert und lassen sich nicht so schnell austauschen.
- Jede zusätzliche Qualifikation erhöht die Chancen, die Karriereleiter weiter zu erklimmen. Damit steigt in vielen Fällen auch das Gehalt.
So lassen sich Zusatzqualifikationen erwerben
Der Arbeitsmarkt ist hart umkämpft. Wer sich gegen konkurrierende Bewerber durchsetzen möchte, kommt mit Berufsausbildung, Studienabschluss und Berufserfahrung allein nicht immer weiter. Zusatzqualifikationen sind der Schlüssel zum Erfolg. Sie können bereits während der Ausbildung helfen, sich für potentielle Arbeitgeber attraktiver zu gestalten.
Lernwillige tun sich oft schwer damit, eine passende Zusatzqualifikation zu finden. Eine große Auswahl unterschiedlicher Formen kann jedoch auch als Chance gesehen werden. Wichtig ist, sich vorher damit zu beschäftigen, welche Angebote es gibt.
Studium Generale:
An vielen Universitäten gibt es Vorlesungen und Seminare für Arbeitnehmer. Diese sind in der Regel gebührenpflichtig, als Student einschreiben muss man sich aber nicht. Das so genannte Studium Generale bietet die Möglichkeit, nach Feierabend die eigenen Kompetenzen zu erweitern.
IHK-Zertifikate:
Vor allem in handwerklichen und technischen Berufen haben IHK-Zertifikate einen hohen Stellenwert. Wer einen solchen Kurs besucht, profitiert von einem konkreten Bezug zur Berufspraxis, so dass das Gelernte schnell angewendet werden kann.
Weiterbildungen durch das Arbeitsamt:
Auch bei der Agentur für Arbeit können Weiterbildungen besucht werden. Für diese gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten – sowohl für Arbeitslose als auch für Beschäftigte.
Weiterbildung über zugelassene Bildungsträger:
Bei privaten Bildungsträgern wie der WBS Training gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Ob Kurse zur Wiedereingliederung ins Arbeitsleben, Seminare zur Existenzgründung, Sprachkurs oder Fortbildung – dank Zertifikat am Ende des Kurses lassen sich zusätzlich erworbene Qualifikationen einfach nachweisen.
Sprachkurse:
Das Business-Englisch aufbessern oder eine komplett neue Sprache lernen – Sprachkurse sind bei Bildungshungrigen besonders beliebt. Weil sie in Teilzeit oder in einem Fernlehrgang angeboten werden, bieten sie viel Flexibilität.
E-Learning-Angebote:
Private Bildungsträger und Fernstudien-Anbieter sind vor allem in Pandemiezeiten wichtige Ansprechpartner. Bei ihnen kann man Zertifikate erwerben ohne Präsenzseminare besuchen zu müssen.
Zusatzqualifikationen können parallel zur Berufsausbildung in Betrieb und Berufsschule oder im Laufe des Berufslebens erworben werden. Folgende Qualifikationen sehen auf einer Bewerbung immer gut aus und suggerieren Unternehmern einen Mehrwert des Bewerbers:
∙ Computerkenntnisse (z.B. Microsoft, CAD)
∙ Auslandsaufenthalte (z.B. Doppeldiplome, internationale Austauschprogramme)
∙ Schlüsselqualifikationen (z.B. Präsentationstechniken, Rhetorik)
∙ Assistentenausbildung (z.B. Handels-/Managementassistent, Betriebsassistent)
∙ Kaufmännische Zusatzqualifikationen (z.B. Rechnungswesen, Personalwirtschaft, Marketing)
∙ Fachspezifische Qualifikationen (z.B. berufsbedingt erforderliche Führerscheine)
Hier lohnt sich eine Weiterbildung besonders
Eine von gehalt.de 2018 durchgeführte Analyse von mehr als 27.000 Gehaltsdaten nicht-akademischer Berufe zeigt: In der Regel macht sich eine Weiterbildung bezahlt. Ein Beispiel zeigt, wie sich eine Weiterbildung auf den Verdienst auswirken kann:
∙ Fachkraft ohne Ausbildung: Durchschnittsgehalt von jährlich 29.800 Euro (brutto)
∙ Mit einer abgeschlossenen Ausbildung: Durchschnittsgehalt von jährlich 34.000 Euro (brutto)
∙ Als Meister oder Fachwirt: Durchschnittsgehalt von jährlich 42.300 Euro (brutto)
Das entspricht einer Gehaltssteigerung von stolzen 12.000 Euro. Allerdings sind die Chancen auf ein höheres Gehalt nicht in jedem Beruf gleich. Besonders groß sind die Gehaltsunterschiede bei Handwerkern. Ein gelernter Maurer kommt im Schnitt auf etwa 35.000 Euro pro Jahr, während ungelernte Fachkräfte knapp 8.000 Euro weniger verdienen. Wer sich zum Meister weiterbilden lässt, kann sein Gehalt um etwa 7.000 auf rund 42.000 jährlich steigern. Ähnlich sieht es bei Mechatronikern aus. Einen ausgebildeten Kfz-Mechatroniker erwartet ein Jahresgehalt von durchschnittlich 28.900 Euro, wohingegen jemand mit Meistertitel 38.000 Euro bekommt. Auch für Arbeitnehmer in den Bereichen Steuerberatung und Bank kann sich eine Weiterbildung lohnen. Während ein Steuerfachangestellter im Schnitt auf 31.650 Euro pro Jahr kommt, erhält er nach der Weiterbildung zum Steuerfachwirt rund 39.400 Euro. Ein ähnliches Beispiel zeigt sich bei Bankkaufleuten. Nach der Ausbildung erwartet sie ein Gehalt von durchschnittlich 41.630 Euro. Bankfachwirte mit Weiterbildung gehen hingegen mit 57.480 Euro nach Hause.
Nur eine geringe Gehaltssteigerung verzeichnen Rezeptionisten. Junge Hilfskräfte können ein Gehalt von rund 23.400 Euro erwarten. Absolvieren sie eine dreijährige Ausbildung, kann das Jahresgehalt gerade mal um 2.200 Euro gesteigert werden. Aufwand und Nutzen einer Weiterbildung sollten also immer in Relation zueinander gesehen werden. Für die Finanzierung einer Weiterbildung kann man übrigens staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen. Finanzielle Förderung gibt es für fast jede Zielgruppe.
Gehaltsverhandlungen: Gute Vorbereitung ist das A und O
Mitarbeiter, die für ein Unternehmen unentbehrlich sind, werden bei Beförderungen bevorzugt behandelt, sind seltener von Kündigungen betroffen und können ein höheres Gehalt für sich herausschlagen. Man sollte es jedoch geschickt anstellen und sich auf die Gehaltsverhandlung vorbereiten. Tipps für die Gehaltsverhandlung zielen darauf ab, dem Arbeitgeber zu zeigen, dass man die Gehaltserhöhung verdient. Mit einer so genannten Leistungsmappe lässt sich zeigen, welchen Nutzen man für das Unternehmen hat.
Nicht jeder Arbeitgeber steht einer Gehaltserhöhung offen gegenüber. Wer flexibel bleibt, kann sich mit seinem Chef zum Beispiel auf Sonderleistungen anstatt auf ein höheres Gehalt einigen. Denkbar sind Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Bonuszahlungen, geldwerte Vorteile, Firmenwagen oder Diensthandy oder betriebliche Altersvorsorge.