Mehr als 3.500 Messertaten in NRWWieder mehr Messergewalt im Westen – Innenminister stellt Zehn-Punkte-Plan vor

Die Messergewalt in Nordrhein-Westfalen hat alarmierende Ausmaße erreicht. Laut eines aktuellen Lagebilds sind die Fälle von Messerangriffen im öffentlichen Raum im vergangenen Jahr um fast 43 Prozent gestiegen, mit insgesamt 3.540 registrierten Vorfällen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) will die Messergewalt in Nordrhein-Westfalen mit einem Zehn-Punkte-Sofortprogramm eindämmen. Der Plan umfasst unter anderem Waffentrageverbote für Intensivtäter, eine neue Waffenverbotszone in Hamm und den möglichen Verlust des Führerscheins nach einer Messerattacke.

Reul fordert gesellschaftliches Umdenken

Reul betonte die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Umdenkens, insbesondere in Bezug auf Männlichkeitsvorstellungen, die zu solchen Gewalttaten führen. „Diese Art von Männlichkeit hat in unserer Gesellschaft nichts zu suchen“, erklärte der CDU-Politiker. Er zeigte Verständnis dafür, dass Menschen aus Regionen ohne funktionierenden Rechtsstaat dazu neigen, sich zu bewaffnen, betonte jedoch, dass dies in Deutschland weder notwendig noch akzeptabel sei. Laut ihm ereigneten sich Straftaten mit Messern im öffentlichen Raum überproportional häufig am Wochenende und in den späten Abendstunden. Der Innenminister wies zudem darauf hin, dass es sich bei fast der Hälfte der Tatverdächtigen um Kinder, Jugendliche und Heranwachsende handelt. „Im Ergebnis: Der Durchschnitts-Messertäter ist jung, männlich und am Wochenende am späten Abend unterwegs“, sagte Reul.

Kritik und Forderungen an die Regierung

Trotz der angekündigten Maßnahmen gibt es Kritik an der Landesregierung. Die Deutsche Polizeigewerkschaft unterstützt zwar die Richtung des Plans, betont jedoch, dass dieser allein nicht ausreiche und das Thema nicht allein bei der Polizei abgeladen wird. Auch die FDP in NRW kritisierte, dass die schwarz-grüne Landesregierung im Kampf gegen Messerkriminalität zu lange untätig geblieben sei. „Wir könnten viel weiter sein“, so FDP-Innenexperte Marc Lürbke. Währenddessen stellte Reul klar, dass der Sofortplan gegen Messergewalt keiner gegen Terrorattacken wie die am Freitag in Solingen sei. Der Termin zur Vorstellung des Plans habe schon vorher festgestanden.