Wetterchaos am Wochenende?

Wetterkarussell mit Dauerregen, Sturm, Sturmflut und Schnee bis ins Flachland

von Oliver Hantke und Laura Kranich

Schnee oder kein Schnee im Flachland?

Kaum hat sich nach dem ersten Schnee in den Mittelgebirgen das Wetter ein wenig beruhigt, droht Richtung Wochenende ein regelrechtes Wetterkarussell mit extremen Gegensätzen. Sturm, Regen, Sturmflut, tiefe Ebbe und vielleicht sogar Schnee bis ins Flachland.

Oben im Video wie sich die krassen Wetterverhältnisse am Wochenende aufbaue
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Was passiert beim Wetter Richtung Wochenende?

Ab Donnerstag etabliert sich über Skandinavien ein stabiles Hochdruckgebiet, das Tiefs von West- und Südeuropa blockiert. Dabei bilden sich vor allem im Bereich von Nord- und Ostsee große Luftdruckunterschiede aus. Böen mit Tempo von über 100 km/h sind zu erwarten. Mit dem stramm wehenden östlichen Wind besteht dann vor allem an der Ostsee Sturmflutgefahr. An der Nordsee das genau Gegenteil – nämlich extreme Ebbe. Zudem wird in den Norden kalte Luft angesaugt, im Süden bleibt es recht mild. Dazwischen wird es viele Niederschläge geben, die teilweise in der kalten Luft bis ins Flachland als Schnee fallen könnten.

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Wie kalt und windig wird es denn?

Die Grafik zeigt die Tiefstwerte am Samstag, 21.10.2023
Vor allem am Samstagmorgen könnte es im Norden die eine oder andere weiße Überraschung dabei sein.
wetter.de, wetter.de

Im Nordosten wird es richtig kalt. Schon am Freitag gehen die Werte auf 7 bis 12 Grad zurück. Am Samstag liegen die Höchstwerte nur noch zwischen 2 und 8 Grad, die Tiefstwerte dementsprechend Richtung Gefrierpunkt. Gepaart mit den heftigen Böen fühlt sich das richtig winterlich kalt an.

Der Wind erreicht am Freitag wohl seinen Höhepunkt, aber auch am Donnerstag und Samstag ist es Richtung Norden sehr windig bis stürmisch. Teilweise sind Böen mit Tempo von über 100 km/h dabei.

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Droht ein Wetterchaos durch Schnee und Eis?

ARCHIV - 13.10.2002, Berlin: Ein Mann befreit am 13.10.2002 die Windschutzscheibe seines am Brandenburger Tor geparkten Autos vom Schnee. Bei Temperaturen von knapp über null Grad ist in Berlin-Brandenburg der erste Schnee gefallen. Der Deutsche Wetterdienst in Potsdam rechnet mit dem kältesten 13. Oktober 2002 seit Beginn der Wetteraufzeichnung. (zu dpa "Sommer im Herbst: Baden unter bunten Bäumen" vom 13.10.2018) Foto: Stephanie Pilick/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Schnee in Berlin? Ganz auszuschließen ist das noch nicht.
hpl, dpa, Stephanie Pilick

Nicht nur Wind und Kälte machen es sehr ungemütlich. Auch die Niederschläge peitschen aus östlicher Richtung ins Gesicht. Dass die Temperaturen im Norden sinken, das ist ja ziemlich sicher. Aber werden sie auch weit genug nach unten gehen, um aus dem Regen Schnee zu machen? Die Wetter-Modelle sind sich da noch sehr unsicher. Nicht nur ob der Schnee kommt, sondern auch wo er fällt. Die Spanne reicht da vom norddeutschen Tiefland bis zur Mitte Deutschlands. Und auch bei der Menge gibt es noch große Unterschiede. Von nix bis über 20 Zentimeter im Bergland und über 10 Zentimeter im Flachland ist noch alles möglich. Das deutsche Modell berechnet derzeit überhaupt keinen Schnee, auch nicht im Bergland. Da beides noch möglich ist, ist auch ein Wetterchaos in manchen Gebieten noch nicht auszuschließen. Ziemlich sicher ist aber, dass es im Süden nicht weiß wird.

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Richtiges Schietwetter mit viel Regen im Übergangsbereich

Die Grafik zeigt die Niederschläge am Freitag, 20.10.2023
Rund um die Luftmassengrenze fällt ordentlich Regen, der am Samstag teilweise auch in Schnee übergehen kann. Nur im Südosten Bayerns könnte es trockener bleiben.
wetter.de, wetter.de

Schwere Sturmflut an der Ostsee, extreme Ebbe an der Nordsee, Behinderungen im Fährverkehr

02.01.2019, Mecklenburg-Vorpommern, Wismar: Ein Polizeiauto fährt an Absperrungen vorbei. Nach einer Sturmflut stehen am Hafen Straßen unter Wasser. Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Schwere Sturmflut an der Ostsee erwartet.
bwu, dpa, Bernd Wüstneck

Die Vorhersagemodelle vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) lassen Schlimmes erahnen. Sie sehen derzeit am Samstag Wasserstände bis zu etwa 1,80 m über Normal ganz im Westen der Kieler Bucht und immerhin 1,60 m in der Lübecker Bucht. Das wäre also eine schwere Ostseesturmflut und würde erhebliche Überschwemmungen in Lübeck an der Trave, möglicherweise auch in Eckernförde, rund um die Schlei und ganz sicher auch im Flensburger Hafen bedeuten. In Kiel würde es wohl noch keine direkten Überschwemmungen bringen, aber je nach den tatsächlich erreichten Wasserständen wäre es schon denkbar, dass erste Straßen überflutet werden und der Fährverkehr auf der Kieler Förde müsste wohl eingestellt werden.

An der Nordsee wird hingegen berechnet, dass in Ost- und Nordfriesland sowie an der Elbe bis nach St. Pauli die normalen Niedrigwasserstände zum Zeitpunkt des Hochwassers nur um wenige Dezimeter überschritten werden und stattdessen zum Zeitpunkt des Niedrigwassers Wasserstände von etwa 1,5 bis 2 Meter unter den mittleren Niedrigwasserständen auftreten. An Land wird das natürlich keine besonderen Auswirkungen haben, aber sicherlich werden einige Fährverbindungen zu Inseln und Halligen und eventuell an der Elbe ausfallen müssen.

Zusammenfassung zur extremen Wetterlage

  • ab Donnerstag Bildung einer Luftmassengrenze

  • Sturmgefahr von Donnerstag bis Samstag im Norden

  • schwere Sturmflutgefahr an der Ostsee

  • extreme Ebbe mit möglichen Auswirkungen auf den Fährbetrieb an der Nordsee

  • Dauerregen im Übergangsbereich

  • Schnee bis ins Flachland im Norden und Osten möglich

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(oha, ukr)