Seit 10 Jahren gestalktSchwerer Stalking-Fall in NRW - Frau bekommt tausende von Briefen und E-Mails
Ein riesiger Haufen Briefe aus den vergangenen zwei Jahren. Dazu gehören noch Hunderte mehr und fast 3.000 anzügliche E-Mails - alle von nur einem Mann: Dem Stalker von Marie-Christine Ostermann.
Brutale Fotos in E-Mails
Es sind nicht allein sexuelle Fantasien, sondern es geht auch um Gewalt. Enthauptete Körper, misshandelte Frauenleichen, Nazi - und IS-Propaganda. Mit solchen erschreckenden Inhalten gibt es mehrere Briefe pro Woche. E-Mails kommen sogar jeden Tag zahlreich. Ein sorgenfreies Leben ist für die 46-Jährige undenkbar.
Babykleidung an der Haustür
2014 fing alles an: Marie-Christine Ostermann ist eine erfolgreiche Unternehmerin und engagierte Politikerin. Auf einer öffentlichen Veranstaltung sieht ihr Stalker sie zum ersten Mal. Die Beiden sprechen nicht miteinander, kein Wort - trotzdem ist der Mann seitdem überzeugt: Sie ist für ihn bestimmt. Die ersten Briefe erreichen zunächst die Firmenadresse.
Dann kommt die Horror-Post plötzlich an ihre Haustür. Dieter K. ist fest überzeugt, dass die beiden eine gemeinsame Tochter namens Clarissa haben. Marie-Christine Ostermann ruft die Polizei. Die verweist aber auf eine juristische Grauzone.
Die Unternehmerin handelt selbst und zieht um. Ihre genaue Adresse hält sie seitdem streng geheim. Sie zeigt den Mann mehrfach an - ohne Erfolg. Erst als er gegen ein Kontaktverbot verstößt, passiert etwas: Über ein Gewaltschutzverfahren schafft Ostermann es, ihren Stalker für rund ein Jahr hinter Gitter zu bringen. Aber auch aus dem Gefängnis bekommt sie weiterhin Briefe und sogar Anrufe.
Die meisten Täter sind Männer
Die jahrelange psychische Belastung macht Marie-Christine Ostermann krank: Ihr Arzt attestiert ihr einen Tinnitus und Schlafstörungen. Aber sie kämpft weiter: Mittlerweile hat sie insgesamt schätzungsweise 50.000 Euro investiert: Umzug, Anwalts- und Prozesskosten. Was bleibt, ist die Hilflosigkeit.
Mit ihrem Problem ist die Unternehmerin nicht alleine: In Deutschland gab es im Jahr 2022 rund 21.440 polizeilich erfasste Stalkingfälle. Experten gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Die meisten Opfer sind Frauen.