Putzen für Bier? Stadt Essen will Obdachlose mit Alkohol entlohnen
Sozialprojekt in Amsterdam dient als Vorbild
Am Essener Bahnhof halten sich viele Obdachlose auf. Oft pöbeln sie rum und sind laut, beleidigen Passanten. Die Stadt will dem entgegenwirken, indem sie Putzjobs vergibt – und mit Bier bezahlt. Rund 250 Drogen- und Alkoholkranke leben in Essen auf der Straße. Durch den Job sollen sie einen geregelten Tagesablauf bekommen und "kontrolliert" trinken. Sechs Dosen Bier und Tabak soll es am Tag geben.
Das Sozialprojekt ist in Amsterdam schon umgesetzt worden. Obdachlose, die sechs Stunden lang die Straßen kehren, bekommen fünf Bierdosen, ein halbes Päckchen Tabak und zehn Euro. Das berichtete die 'Süddeutsche Zeitung' im November vergangenen Jahres. Eine Gruppe von 40 randalierenden Obdachlosen im Oosterpark im Osten der Stadt ist so "gebändigt" worden. Polizei und Stadtverwaltung seien hilflos gewesen, heißt es in dem Bericht. Die Obdachlosen hätten sich nicht zu Sozialarbeit bewegen lassen, "bis wir ihnen als Gegenleistung Alkohol angeboten haben", so eine Sprecherin der Initiative in der 'Süddeutschen'. "So beschäftigen wir sie. Wir vermitteln ihnen aber auch mehr Selbstachtung."
Trotz dieses Erfolgs gab es viel Kritik an der Obdachlosen-Arbeit in Amsterdam – so auch in Essen. Kritiker fordern, Suchtkranke nicht in ihrer Abhängigkeit zu bestärken. Josef Werner vom Selbsthilfezentrum Nikolausberg sagt: "Es geht darum, therapeutische Beratung anzubieten und dafür auch Geld in die Hand zu nehmen."