Bio-Produkte dagegen fast alle „sehr gut"Pestizide statt Paprika! Von diesem Gewürz rät Öko-Test dringend ab

Fast jeder hat es im Schrank: Paprika edelsüß!
Das aromatische Paprikapulver ist nach Pfeffer das zweitbeliebteste Gewürz in deutschen Küchen. Doch leider wird seit Jahren davor gewarnt, dass das rote Pulver voller Pestizid-Rückständen ist. Grund genug für Öko-Test 33 verschiedene Paprika-Edelsüß-Gewürze auf ihren Pestizid-Gehalt zu prüfen – mit extrem unterschiedlichen, aber eindeutigen Testergebnissen.
Wahre Pestizid-Cocktails: Finger weg von diesen Paprikagewürzen!
Anlass für den speziellen Pestizid-Laborcheck von Öko-Test waren regelmäßige Warnungen der amtlichen Lebensmittelüberwachung vor auffälligen Pestizidgehalten im Paprikapulver. Und diese bestätigten sich im Labor. Aufgrund ihrer hohen Pestizid-Belastung bekommen gleich 13 von 17 Paprikapulvern aus konventionellem Anbau die Note „ungenügend“.
Im Pulver von Carat Paprika edelsüß (Netto, 0,79 Euro pro 50 Gramm) und Gut & Günstig Paprika edelsüß (Edeka, 0,79 Euro pro 50 Gramm) konnten gleich jeweils 23 (!) Pestizide gefunden werden, darunter Glyphosat und das in der EU verbotene Insektizid Bifenthrin.
Viele günstige Discounter-Produkte fallen durch. Aber auch das mit 3,44 Euro pro 50 Gramm weitaus teurere Just Spices-Paprikapulver weist 21 Pestizid-Rückstände auf und reiht sich in die „Ungenügend“-Liste mit ein.
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Glufosinat aus China: So kommen die Pestizide ins Paprika-Gewürz
Besonders kritisch sehen die Tester die Verwendung des Pestizids Glufosinat, ein Unkrautvernichter, der im Verdacht steht, die menschliche Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Daher ist der Einsatz von Glufosinat in der EU auch verboten. Doch wie kommt es trotzdem ins Gewürz?
Es lohnt es sich, genauer auf die Herkunft des Paprikapulvers zu schauen. Denn, die deutlich weniger oder gar nicht mit Pestiziden belasteten Produkte kommen in der Regel aus Spanien und Ungarn, also aus der EU. Die Pestizid-Cocktails kommen dagegen fast alle aus China, dem Lieferland Nummer eins für Paprikapulver, seltener auch aus Brasilien oder Peru.
Es liegt nah, dass die Pestizid-Anteile deswegen so hoch sind, weil dort der Einsatz der Spritzmittel im Gegensatz zur EU legal ist. Öko-Test und viele NGOs kritisieren schon seit Jahren, dass deutsche Chemiefirmen glufosinathaltige Spritzmittel nach China exportieren, die in der EU längst verboten sind.
Diese Doppelmoral bekommen wir Verbraucher in Form von Pestizid-Cocktails in unseren Gewürzschränken leider zu spüren. Immerhin: Norma, Edeka und Tegut haben reagiert und angekündigt, ihre Gewürze aufgrund der Öko-Test-Ergebnisse aus dem Verkauf zu nehmen.
Im Video: Kostenfalle? Gewürzmischungen vs. klassische Gewürze
Aber: Bio-Produkte sind fast alle "sehr gut"
Oft halten Bio-Produkte ihr Versprechen nicht oder entpuppen sich auch schon mal als „Mogelpackungen“. Im Fall von edelsüßem Paprikapulver lohnt sich laut Öko-Test der Griff zum oftmals teureren Bio-Produkt. Denn in fast allen Bio-Paprikapulvern haben die Tester im Labor keine oder nur kaum Spritzmittel-Rückstände ausmachen können. Dafür vergaben sie insgesamt 14-mal die Note „sehr gut“.
Preis-/Leistungssieger ist das „Bio Primo Paprika edelsüß“-Pulver, das es für 1,63 Euro pro 50 Gramm in Müller-Drogerien zu kaufen gibt.
Doch es muss gar nicht unbedingt Bio sein, um die Pestizid-Cocktails zu vermeiden. Das „Edora Paprika edelsüß“-Gewürz bekommt als einziges Produkt ohne Bio-Siegel die Note „sehr gut“ (Preis pro 50 Gramm: 1,83 Euro). In dem Pulver wurden im Labor lediglich Spuren eines einzigen Pestizids gefunden. Grenzwerte wurden dabei nicht überschritten.